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# taz.de -- Neuer Oberbürgermeister von Stuttgart: Der Sowohl-als-auch-Mann
> Mit Frank Nopper kommt in Stuttgart wieder ein CDUler an die Macht. Ein
> Verwaltungsmensch, der es allen recht machen möchte
Bild: Der neue Oberbürgermeister von Stuttgart: Frank Nopper von der CDU
Stuttgart solle nicht länger unter seinen Möglichkeiten bleiben, sagte
Frank Nopper noch am Wahlabend bei der Bekanntgabe seines Sieges. Es solle
wieder leuchten. Das klang immer noch nach Wahlkampf-Prosa und ein bisschen
unfreundlich gegenüber seinem [1][grünen Vorgänger, der nicht mehr
angetreten war]. Vor allem nachdem Fritz Kuhn dem CDU-Mann in seiner Rede
kurz davor alle Unterstützung für den Übergang angeboten hatte.
Aber eigentlich ist es nicht die Art des neuen Stuttgarter
Oberbürgermeisters, unnötig zu polarisieren. Um seinen unverhofften
Wahlerfolg nicht zu gefährden, hat der 59-Jährige in den letzten Wochen vor
der zweiten Wahl versucht, mit ökologischen Themen auch grüne Wählerinnen
und Wähler anzusprechen.
Er ist der Mann des gepflegten Sowohl-als-auch. Er will den Verkehr in der
gestressten Innenstadt reduzieren, aber nicht ganz verbannen, und beim
Wohnungsbau ein „ganzes Bündel an Maßnahmen ergreifen“. Konkreter wird er
nur, wenn es um Marketing geht. Mit einer Imagekampagne will er das Bild
der feinstaubgeplagten Spätzle-Metropole aufpolieren.
Das hat offenbar gereicht, um gegen [2][die zerstrittenen Kandidaten von
Grünen, SPD und Sös] („Stuttgart ökologisch sozial“) den Sieg
davonzutragen. Mit dem Backnanger Oberbürgermeister Frank Nopper haben die
Stuttgarter einen Politikertyp gewählt, den zumindest die Älteren noch von
früher kennen. Einen bodenständigen CDU-Verwaltungsprofi mit gepflegtem
Dialektanklang, der sicherlich keine grundstürzenden Ideen im Kessel
umsetzen will.
## Sparkassenlehre und Jurapromotion
Nopper hat eine Biografie, mit der man in den 90er Jahren der
[3][Erwin-Teufel-CDU] rasch aufsteigen konnte. Der gebürtige Stuttgarter
macht eine Banklehre bei der Sparkasse und promovierte in Tübingen in Jura.
Nach Jobs bei Verbänden und der Stuttgarter Messe wurde er 2002 zum
Oberbürgermeister von Backnang, einer Kreisstadt mit knapp 40.000
Einwohnern im Stuttgarter Speckgürtel, gewählt. Dort hatten die Wähler
zweimal mit mehr als 85 Prozent für ihn gestimmt.
Als gebürtiger Stuttgarter, dessen Vater hier lange im Gemeinderat saß,
erfüllt sich Nopper mit dem Sieg auch einen ganz persönlichen Traum. Er
kennt auch die politischen Konfliktlinien seiner Heimatstadt und ihre
Akteure ziemlich gut.
Und so bezieht sich sein konkretestes Wahlversprechen auf [4][Stuttgarts
größten Zankapfel. Wenn der Bahnhof Stuttgart 21], der die Stadt bis heute
spaltet, in vier Jahren, oder wann auch immer, eröffnet wird, will er die
zerstrittene Bürgerschaft mit einem Fest versöhnen. Man wird sehen, ob das
reicht.
Bis dahin muss er sich mit einem Gemeinderat arrangieren, in dem die CDU
nur noch eine Minderheit stellt. Es wird also an den Räten von Grünen, SPD
und Sös sein, innovative Impulse zu liefern und eine echte Verkehrswende
und ökologischen und zugleich sozialverträglichen [5][Wohnungsbau in der
Stadt] voranzutreiben. Denn am Ende hat auch der Oberbürgermeister Nopper
im Rat nur eine Stimme.
30 Nov 2020
## LINKS
[1] /Stuttgart-waehlt-OberbuergermeisterIn/!5726397
[2] /OB-Stichwahl-in-Stuttgart/!5731546
[3] /!729955/
[4] /Schwerpunkt-Stuttgart-21/!t5017348
[5] /Bezahlbarer-Wohnraum-in-Stuttgart/!5338621
## AUTOREN
Benno Stieber
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Stuttgart
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