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# taz.de -- Mehr Geld für Klimaforschung: „Nur noch zehn Jahre Zeit“
> Die Bundesregierung verdoppelt den Etat für Klimaschutzforschung. „Reicht
> nicht“, monieren Umweltexperten.
Bild: Bundesforschungsministerin Anja Karliczek verdoppelt den Etat für Klimaf…
Berlin taz | [1][Forschung für die Nachhaltigkeit] soll nicht mehr nur
Klima und Natur retten, sondern künftig auch die coronageschädigte
Wirtschaft. Das neue Rahmenprogramm des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung (BMBF) für die [2][Nachhaltigkeitsforschung (Fona)], das
Ministerin Anja Karliczek am Montag vorstellte, setzt einen Schwerpunkt in
Richtung wirtschaftlicher Anwendung. „Durch Fona erhält die deutsche
Wirtschaft einen Modernisierungsschub für den Post-Corona-Neustart, um sich
für grüne Zukunftsmärkte fit zu machen“, erklärte Karliczek. Entspechend
wurde das Fördervolumen für die kommenden fünf Jahre auf 4 Milliarden Euro
verdoppelt.
Dabei hat sich seit dem Start der Fona-Programme im Jahr 2005 der
ökologische Handlungsdruck massiv verstärkt. „Uns bleiben nur noch zehn
Jahre Zeit, um wirksamen Einfluss auf die Klimaveränderung auszuüben“,
übernahm die Forschungsministerin die fortlaufenden Warnungen des
Weltklimarats. Daher wurde das neue, inzwischen vierte Fona-Programm auf
die drei Hauptziele Klimaschutz und CO2-Reduktion, Naturschutz und
Ressourcenverbrauch sowie Stärkung von Innovation und gesellschaftlichem
Zusammenhalt ausgerichtet. Acht Handlungsfelder und 25 zentrale Aktionen –
von der CO2-Entnahme aus der Atmosphäre über das Phosphorrecycling bis zur
nachhaltigen Mobilität in Stadt und Land – sollen dafür sorgen, dass kein
Segment der „Großen Transformation“ vergessen wird.
Einer ihrer Vordenker, der Umweltökonom Uwe Schneidewind, seit kurzem von
der Wissenschaft in die Kommunalpolitik gewechselt, war aus seinem
Oberbürgermeister-Büro in Wuppertal zugeschaltet. Der Grünenpolitiker, der
in einem Bündnis mit der CDU das Rathaus der Friedrich-Engels-Stadt erobert
hatte, betonte den Bedarf an praktischer Umsetzung von theoretischen
Wisssenschaftserkentnissen. „Diese Umdenkprozesse finden jetzt überall
statt“, konstatierte Schneidewind. „Urbane Reallabore“ seien wichtige
Probierstätten der Nachhaltigkeit. So wird in Wuppertal mit Fona-Hilfe ein
neues Mobilitätskonzept realisiert – was seit dem Ausfall der Schwebebahn
noch dringlicher ist.
Daniela Jacob, Hamburger Meteorologin und Direktorin des Climate Service
Center Germany (GERICS), einem Informationszentrum für Klimaforschung, hob
den strategischen Ansatz des neuen Fona-Programms hervor. Bisherige
Einzelmaßnahmen würden nun vernetzt. „Aber Wechselwirkung braucht ein gutes
Konzept“, meinte die Klimaexpertin. „Entscheidend ist die Wirksamkeit vor
Ort“. Positiv sei auch der Bezug zum „Green Deal“ der Europäischen Union.
## Initiative Forschungswende: Förderung reicht nicht
Schon im Januar hatte eine Evaluation des letzten Fona-Programms durch die
Fraunhofer-Gesellschaft dem BMBF eine stärkere Einbeziehung von „sozialen
Innovation“ nahegelegt. Dem wird nun dadurch Rechnung getragen, dass alle
forschungspolitischen Maßnahmen des Kohle-Ausstiegs in die
Nachhaltigkeitsforschung „eingemeindet“ wurden. Einen weiteren
Finanzaufwuchs bringt die Förderung der Technologie für „Grünen
Wasserstoff“ aus dem Coronakonjunkturpaket vom Juni.
Aus Sicht der zivilgesellschaftlichen Plattform „Forschungwende“ ist die
Finanzierung keineswegs ausreichend. Vom Gesamtetat 2021 des BMBF in Höhe
von über 20 Milliarden Euro entfallen, wie Forschungswende-Sprecherin
Steffi Ober kritisiert, auf den Bereich „Nachhaltigkeit, Klima, Energie“
lediglich 776 Millionen Euro. Trotz eines Anstiegs von 200 Millionen im
Vergleich zu 2020 (2020: 573 Millionen Euro) „wird dies nicht ausreichen,
die globalen Herausforderungen zu bewältigen“, so Ober. So werde etwa der
Bereich „Gesellschaftswissenschaften für Nachhaltigkeit“ mit lediglich 54
Millionen Euro gefördert.
Auch wenn das BMBF ankündige, verstärkt die Forschung für Nachhaltigkeit
und soziale Innovationen fördern zu wollen, so die
Forschungswende-Sprecherin: „Diesem Anspruch wird der vorgelegte Haushalt
nicht gerecht.“
24 Nov 2020
## LINKS
[1] /Klimaforschung/!t5022209
[2] https://www.fona.de/de/
## AUTOREN
Manfred Ronzheimer
## TAGS
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Forschungsministerium
Klimaforschung
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USA
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