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# taz.de -- Biden und Harris und die Revolution: Murksisten im Weißen Haus
> Joe Biden ist noch nicht US-Präsident, er hat bisher weder Personal noch
> Programm. Aber wir wissen schon, dass er die Welt nicht retten wird.
Bild: Kamala Harris und Joe Biden: das neue „Dream-Team“ im Weißen Haus
Berlin taz | Hastig schnürte ich die Schuhe zu, zog die Jacke an und die
Basecap tief ins Gesicht, als ich die Wohnung verließ. Zum Glück war es
schon dunkel, als ich lostrabte. Mit einem schlechten Gewissen, seit mir
meine Zeitung die Augen geöffnet hat.
Denn was ich bisher unter Lust an der Bewegung verbucht hatte, ist in
Wirklichkeit meine Kapitulation vor dem neoliberalen Zeitgeist. [1][„Joggen
ist der Sport der effizienten Leistungsmenschen“, schrieb die taz,] als
sich die baldige US-Vizepräsidentin Kamala Harris in Laufklamotten über
ihren Wahlsieg freute.
Aber es war nicht nur Harris, die da „die Ideologie des Leistungsdenkens
und der ständigen Selbstoptimierung“ betrieb, wurde mir klar. Auch für mich
galt: 30 Jahre Laufgruppe, zwei Dutzend Marathonläufe und Tausende von
Trainingskilometern – alles fürs Kapital!
## Über den Sieg von Biden gibt es nichts zu jubeln!
Und wie hatte ich das übersehen können: Über den [2][Sieg von Joe Biden und
Kamala Harris] gab es nichts zu jubeln! Egal, ob sie eine
Krankenversicherung für Millionen von Menschen planen, halbwegs anständige
Politik zurück nach Washington tragen, zum ersten Mal eine Tochter von
nicht europäischen Einwanderern ins Weiße Haus bringen und Billionen für
echten Klimaschutz ausgeben wollen: Das reicht alles nicht, das ist Verrat,
das sind keine Marx-, sondern Murksisten.
Noch ist Joe Biden nicht Präsident, noch hat er weder Personal noch
Programm. Aber schon jetzt wissen wir, dass er unseren [3][hohen Ansprüchen
an eine Weltrettung] aus Washington nicht genügt. Er wird die Polizei nicht
auflösen, die US-Banken nicht verstaatlichen, kein sicheres Grundeinkommen
für alle einführen und nicht einmal private Autos verbieten.
Das neue Dreamteam im Weißen Haus wird Bernie Sanders nicht zum
Wirtschaftsminister machen, keine Genderquote an der Wall Street
durchsetzen, nicht die Todesstrafe abschaffen, Waffen verbieten oder
McDonald’s zu McVegan machen.
Im Gegenteil: Biden/Harris werden [4][sogar Republikanern die Hand
reichen!] Und das mit einer soliden Mehrheit von 51 Prozent der
WählerInnen! Sie werden die Revolution, von der wir träumen, dem
politischen Kalkül opfern, nur weil sie gegen 70 Millionen Republikaner und
einen feindlichen Senat stehen und weil in ihrem Land 300 Millionen Waffen
auf den Bürgerkrieg warten. Schlimm zu sehen, wie wenig Rückgrat die biden
haben!
Wieder einmal gilt: Wer hat uns verraten? Die Demokraten! Wir sollten uns
daran erinnern: Die schlimmsten Feinde der Revolutionäre waren immer schon
die Reformer. Vor allem, wenn sie auch noch joggen.
13 Nov 2020
## LINKS
[1] /Kuenftige-Vizepraesidentin-Kamala-Harris/!5724101&s=hinck/
[2] /Liveticker-zur-US-Wahl/!5726803&s=liveticker+Biden/
[3] /Kuenftige-Vizepraesidentin-Kamala-Harris/!5724101&s=hinck/
[4] /Uebergang-in-den-USA/!5728179&s=biden+republikaner/
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
Wir retten die Welt
Schwerpunkt Klimawandel
US-Wahl 2024
Joe Biden
Kamala Harris
Joe Biden
Kolumne Macht
US-Wahl 2024
Schwerpunkt Rassismus
US-Wahl 2024
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