# taz.de -- Parlamentswahl in Myanmar: Regierungspartei reklamiert Sieg | |
> In Myanmar will die Nationale Liga für Demokratie (NLD) der | |
> Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi die Wahlen zum Parlament klar | |
> gewonnen haben. | |
Bild: Vor der Parteizentrale der Nationale Liga für Demokratie (NLD) in Rangun… | |
Berlin taz | Obwohl Myanmars Wahlkommission noch gar kein offizielles | |
Ergebnis verkündet hat, erklärte sich die Nationale Liga für Demokratie | |
(NLD) der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi schon selbst zum | |
Sieger der [1][Wahlen vom Sonntag]. | |
„Wir danken den Bürgern. Für die Bürger und die Partei ist das ein sehr | |
ermutigendes Wahlergebnis“, sagte NLD-Sprecher Myo Nyunt am Montag der | |
Agentur Reuters. Laut eigenen Hochrechnungen der Regierungspartei wird sie | |
jetzt sogar noch mehr Sitze gewinnen als bei ihrem Erdrutschsieg von 2015. | |
Die von der Regierung ernannte Wahlkommission hatte bis Redaktionsschluss | |
nur Ergebnisse aus einzelnen Bezirken veröffentlicht. Einen „unglücklichen | |
Mangel an Transparenz“ nennt das auf Twitter der Analyst Richard Horsey, | |
den sich die nicht näher bekannten Betreiber mehrerer Facebook-Seiten | |
zunutze gemacht haben: Noch am Wahltag verbreiteten sie Falschmeldungen zu | |
den Ergebnissen. | |
Ein Sieg für die NLD war zwar erwartet worden, aber nicht in dem Ausmaß, | |
wie ihn die Partei nun für sich reklamiert. Während der Umgang der | |
Regierung mit der Minderheit der Rohingya international für Entrüstung | |
gesorgt hatte, ist die NLD außer bei den ethnischen Minderheiten in | |
Myanmar weiter sehr beliebt. | |
## EU spricht vom „Meilenstein der Demokratisierung“ | |
Für die knapp 40 Millionen wahlberechtigten Bürger des südostasiatischen | |
Landes waren es erst die zweiten landesweiten Wahlen seit dem Ende der | |
Militärdiktatur. | |
Die EU sprach am Montag von einem weiteren „Meilenstein für Myanmars | |
Demokratisierung“ und rief dazu auf, „Mitglieder aller Ethnien, Religionen | |
und Minderheiten im Land, die Rohingya eingeschlossen, am politischen | |
Prozess teilhaben zu lassen“. | |
Denn das ist bisher nicht der Fall: Neben den staatenlos gemachten | |
[2][Rohingya] sind mehr als eine Million Menschen vor allem in den | |
Minderheitenregionen von der Wahl ausgeschlossen gewesen. Die Stimmabgabe | |
in den [3][Konfliktgebieten] sei zu gefährlich, hatte die Wahlkommission | |
erklärt. Doch Wahlbeobachter kritisierten die intransparenten Kriterien bei | |
der Absage von Abstimmungen. | |
Außerdem sind ein Viertel aller Abgeordnetensitze weiter dem Militär | |
vorbehalten. Das hatte sich seit 2011 aus der ersten Reihe der Politik | |
zurückgezogen, besteht aber weiter im Parlament auf seiner Sperrminorität | |
für Verfassungsänderungen. | |
## Lange Schlangen vor Wahllokalen | |
Daten über die Wahlbeteiligung waren bei Redaktionsschluss noch nicht | |
bekannt. Doch die vielfach vermeldeten langen Schlangen vor den Wahllokalen | |
ließen trotz der Coronapandemie auf eine hohe Beteiligung schließen. | |
Myanmar ist mit mehr als 1.000 Neuinfektionen pro Tag eines der am | |
schwersten betroffenen Länder Südostasiens. | |
Myanmars Wahlbeobachtergruppe People’s Alliance for Credible Elections | |
(PACE) äußerte sich zufrieden. Es seien keine größeren problematischen | |
Vorkommnisse beobachtet und die Coronabeschränkungen weitgehend eingehalten | |
worden. | |
9 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Verena Hölzl | |
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