# taz.de -- Geflüchtete in Bangladesch: Zwangsumsiedlung auf die Insel | |
> Die Regierung lässt Hunderte Rohingya nach Bhashan Char verlegen. | |
> Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Aktion scharf. | |
Bild: Hunderte Menschen werden zwangsumgesiedelt und mit einem Schiff auf eine … | |
Dhaka afp/dpa/epd | Bangladesch hat mit der umstrittenen Verlegung | |
hunderter [1][Rohingya-Flüchtlinge] auf die Insel Bhashan Char begonnen, | |
die häufig Zyklonen und Überschwemmungen ausgesetzt ist. Mehr als 20 Busse | |
mit Flüchtlingen verließen am Donnerstag das riesige | |
Rohingya-Flüchtlingslager in Cox's Bazar in Richtung der Hafenstadt | |
Chittagong, wie der regionale Polizeichef Anwar Hossain der | |
Nachrichtenagentur AFP sagte. In den Bussen seien fast tausend Menschen | |
gewesen,. | |
Von Chittagong aus sollten die Menschen demnach mit einem militärischen | |
Landungsfahrzeug auf die 52.000 Quadratkilometer große Insel Bhashan Char | |
im Golf von Bengalen gebracht werden. Nach Polizeiangaben sollten weitere | |
Busse im Laufe des Tages nach Chittagong starten. Insgesamt war während | |
einer ersten Phase die Verlegung von 2500 Rohingya-Flüchtlingen auf die | |
Insel geplant. | |
Menschenrechtsorganisationen verurteilten die Verlegung der Flüchtlinge auf | |
die Insel. Amnesty International forderte am Donnerstag in einer | |
Mitteilung, die Überführungen sofort zu stoppen. Zurzeit sei keine | |
unabhängige Beobachtung der Lage vor Ort möglich, da Hilfsorganisationen | |
die Insel nur mit vorheriger Erlaubnis betreten dürften. | |
„Die Regierung von Bangladesch verstößt damit gegen ihr Versprechen an die | |
Vereinten Nationen, keine Flüchtlinge auf die Insel Bhasan Char | |
umzusiedeln, bis humanitäre Experten grünes Licht geben“, sagte der | |
Asienchef von Human Rights Watch, Brad Adams. Wäre die Regierung von der | |
Bewohnbarkeit der Insel überzeugt, wäre sie damit transparent umgegangen | |
und hätte die UN nicht außen vor gelassen, betonte er. Die UN hatten zuvor | |
erklärt, man sei in die Vorbereitungen und das Verfahren nicht involviert. | |
## Nicht freiwillig | |
Besorgt äußerte sich auch die Organisation Fortify Rights: Regionalchef | |
Ismail Wolff erklärte, Befragungen von Rohingya hätten ergeben, dass diese | |
nicht freiwillig gingen, sondern genötigt wurden. Ohne Wissen der | |
Betroffenen seien deren Namen auf den Listen zur Verlegung erschienen. Aus | |
Angst seien einige Rohingya untergetaucht. | |
Bangladeschs Außenminister A.K. Abdul Momen bezeichnete die Kritik der | |
Menschenrechtsgruppen als „verdammte Lüge“. Seine Regierung habe | |
entschieden, rund 23.000 Familien auf freiwilliger Basis nach Bhashan Char | |
zu verlegen. Die Unterkünfte, in denen die Menschen derzeit lebten, seien | |
sehr überfüllt, betonte er. | |
In Bangladesch leben Hunderttausende Rohingya in Camps. Die meisten sind | |
2017 vor Militärgewalt in dem Nachbarland Myanmar (früher Birma) geflohen. | |
Die Vereinten Nationen bezeichnen die Verfolgung der muslimischen | |
Minderheit dort als anhaltenden Völkermord. | |
Viele Rohingya verloren durch ein 1983 erlassenes Gesetz die | |
Staatsbürgerschaft. Das Militär von Myanmar und [2][die Regierung unter der | |
Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi] stehen wegen der Verfolgung | |
international in der Kritik. Etliche Rohingya wollen in ihre Heimat | |
zurückkehren. Aber die Verhandlungen der Vereinten Nationen mit Myanmar | |
verlaufen schleppend. | |
4 Dec 2020 | |
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