| # taz.de -- Cum-Ex-Affäre in Hamburg: Parlament untersucht Steuerklau | |
| > Die Hamburgische Bürgerschaft will aufklären, warum der Senat | |
| > Steuerforderungen in Millionenhöhe an die Warburg-Bank hat verjähren | |
| > lassen. | |
| Bild: Schweigsam: Ex-Bürgermeister und Finanzminister Olaf Scholz bei der Bund… | |
| Hamburg taz | Die Hamburgische Bürgerschaft hat am Freitagabend einen | |
| Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) zum Steuerbetrug der | |
| Warburg-Bank eingerichtet. Auf Antrag der CDU, der Linken und der FDP soll | |
| er ermitteln, warum der Senat 2016 eine Steuerforderung von 47 Millionen | |
| Euro aus sogenannten [1][Cum-Ex-Geschäften] gegenüber der Bank verjähren | |
| ließ. | |
| Zudem soll der Ausschuss klären, ob und inwiefern die damalige Senatsspitze | |
| zugunsten der Bank interveniert hat – in Gestalt des damaligen Ersten | |
| Bürgermeisters Olaf Scholz und des Finanzsenators und heutigen | |
| Bürgermeisters Peter Tschentscher (beide SPD). Den Ausschuss-Vorsitz | |
| übernahm der SPD-Abgeordnete Matthias Petersen. Aufgrund der Coronapandemie | |
| gehören dem PUA statt 16 nur zwölf Mitglieder an. Zudem gibt es einen | |
| zwölfköpfigen Arbeitsstab, der den Abgeordneten zuarbeitet. | |
| Bei den Cum-Ex-Geschäften wurden Aktien um den Dividendenstichtag herum | |
| schnell hin und her gehandelt, sodass verunklart wurde, wer zum | |
| Zahlungstermin die Aktie besaß. Mehrere Aktienbesitzer ließen sich vom | |
| Finanzamt die Kapitalertragssteuer für die Dividende erstatten, die | |
| allerdings insgesamt nur einmal entrichtet wurde. Eine Reihe von | |
| Finanzmarktakteuren ließ sich also Steuern erstatten, die sie nie gezahlt | |
| hatten – unterm Strich ein [2][milliardenschwerer Griff in die | |
| Staatskasse]. | |
| Jahrelang verschlossen die Behörden Augen und Ohren gegenüber diesen, seit | |
| den 90er-Jahren laufenden Geschäften. 2013 ermittelte die erste | |
| Staatsanwältin in dieser Sache. Spätestens 2016 habe sich die | |
| Rechtsauffassung durchgesetzt, dass solche Geschäfte illegal seien, | |
| schreibt die Linke in einem Antrag für die Bürgerschaft. | |
| ## Senat ließ Forderung verjähren | |
| Trotzdem ließ die Hamburger Steuerverwaltung 2016 eine Rückforderung über | |
| 47 Millionen Euro gegenüber der [3][Warburg-Bank] in die Verjährung laufen. | |
| Bei weiteren 43 Millionen Euro verhinderte das 2017 die | |
| Bundesfinanzverwaltung. Inzwischen gibt es auch erste Gerichtsurteile zu | |
| Cum-Ex. Im Frühjahr verurteilte das Landgericht Bonn die Warburg-Bank zur | |
| Rückzahlung von 177 Millionen Euro an den Fiskus. | |
| Umso interessanter sind die Fragen, die sich der Untersuchungsausschuss | |
| stellt. Dazu gehört der Entscheidungsablauf in der Finanzbehörde und ob der | |
| Bürgermeister oder der Finanzsenator darauf Einfluss genommen haben. Dazu | |
| gehört auch, was der damalige Bürgermeister Scholz mit Vertretern des | |
| Bankhauses Warburg in Sachen Cum-Ex besprochen hat und ob es bisher nicht | |
| bekannte Kontakte zwischen Vertretern der Bank und des Senats gab. | |
| Wissen will der Ausschuss auch, „welchen Austausch es wann und mit welchen | |
| Inhalten und Folgen zwischen den SPD-Politikern Alfons Pawelczyk und | |
| Johannes Kahrs mit Vertretern des Bankhauses und anderer beteiligter | |
| Stellen“ gab. | |
| Die Parteien begründen die Notwendigkeit eines Untersuchungsausschusses | |
| damit, dass „das Vertrauen in eine faire und ohne jeden Zweifel | |
| rechtskonforme Steuerverwaltung auf dem Spiel“ stehe. Zu einer | |
| Sondersitzung des Haushaltsausschusses, in der die Vorgänge aufgeklärt | |
| werden sollten, war der heutige Erste Bürgermeister Tschentscher nicht | |
| erschienen. Vertreter des Senats verwiesen auf das Steuergeheimnis. Im | |
| Untersuchungsausschuss ist das Steuergeheimnis aufgehoben. | |
| 6 Nov 2020 | |
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| [1] /Experte-kritisiert-Laschet-wegen-Cum-Ex/!5726267 | |
| [2] /Unerlaubte-Beihilfe-an-Privatbank/!5722998 | |
| [3] https://www.mmwarburg.de/de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Gernot Knödler | |
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