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# taz.de -- Nach Anklage gegen Hashim Thaçi: Präsident von Kosovo tritt zurü…
> Nach der Bestätigung einer Anklage wegen Kriegsverbrechen räumt Hashim
> Thaçi seinen Posten. Bislang beteuert er seine Unschuld.
Bild: Präsident Hashim Thaçi reichte am Donnerstag seinen Rücktritt ein
Sarajevo taz | Im Präsidentschaftsgebäude in Prishtina, der Hauptstadt des
Kosovo, herrschte am Donnerstagmittag helle Aufregung. Präsident Hashim
Thaçi reichte seinen Rücktritt ein. Als Grund gab er an, dass das
Kosovo-Sondertribunal in Den Haag [1][die Anklage wegen mutmaßlicher
Kriegsverbrechen] gegen ihn bestätigt habe. „Ich werde nicht als Präsident
vor Gericht erscheinen. Um die Integrität des Staates zu schützen, trete
ich heute zurück“, erklärte er auf einer Pressekonferenz in Prishtina.
[2][Thaçi wird unter anderem beschuldigt], für fast 100 Morde an Serben,
Roma und kosovo-albanischen politischen Gegnern verantwortlich zu sein. Zu
den Vorwürfen zählen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und
Kriegsverbrechen. Darüber hinaus sollen Thaçi und die Führungsriege der
Befreiungsarmee des Kosovo (UÇK) während des Kosovokrieges 1998/99 und
danach in illegalen Organhandel verwickelt gewesen sein.
Hashim Thaçi war seit 1996 politischer Chef der UÇK, die gegen die
serbische Herrschaft und das Apartheitsystem gekämpft hatte. Während des
Unabhängigkeitskrieges 1998 bis 1999 war er Oberkommandierender der UÇK.
Thaçi führte das Land 2008 in die Unabhängigkeit, bis dahin hatte eine
UN-Mission (Unmik) Kosovo verwaltet. Danach regierte Thaçi als Premier bis
er 2016 zum Präsidenten gewählt wurde.
Das Sondergericht für das Kosovo ist ein kosovarisches Gericht und nicht zu
verwechseln mit dem UN-Tribunal gegen Kriegsverbrechen im ehemaligen
Jugoslawien. Es tagt mit Rücksicht auf Zeugen nur aus Sicherheitsgründen in
Den Haag. An diesem 2015 etablierten Gericht sind neben kosovarischen
Richtern auch internationale Richter tätig. Am 24. April 2020
veröffentlichte das Gericht die Anklageschrift.
## Freispruch wahrscheinlich
Thaçi hat bislang seine Unschuld beteuert. Es gebe keinen Beweis, dass er
das Gesetz gebrochen habe, sagte er. Auch sein enger Berater, Ardian
Arifai, gibt sich optimistisch. „Im Falle der Vorwürfe über den Organhandel
gab es nach den Anschuldigungen des Schweizer Juristen und
Berichterstatters für den Europarat, Dick Marty, 2010 intensive
Untersuchungen durch internationale Institutionen. Alle konnten keine
Beweise für die Anschuldigungen finden“, sagte er am Donnerstag der taz.
Arifai und enge Mitarbeiter Thaçis gehen davon aus, dass er freigesprochen
wird. Auch unabhängige politische Beobachter in Prishtina sehen in dem
Gerichtsverfahren einen Versuch, die Legitimation des Befreiungskampfs der
UÇK im Nachhinein infrage zu stellen.
5 Nov 2020
## LINKS
[1] /Kosovos-Praesident-vor-Gericht/!5697055
[2] /Anklage-gegen-Kosovos-Praesidenten/!5697087
## AUTOREN
Erich Rathfelder
## TAGS
Kosovo
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