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# taz.de -- Brüchige Waffenruhe in Bergkarabach: Feuer ohne Pause
> Auch die jüngst durch die USA vermittelte Feuerpause im Südkaukasus hält
> nicht an. Armenien und Aserbaidschan werfen sich gegenseitig Angriffe
> vor.
Bild: Ein ausgebranntes Auto nach einem Drohnenangriff in Martuni, Bergkarabach
Berlin taz | Kaum war die Waffenruhe zwischen Armenien und Aserbaidschan
[1][im Kampf um Bergkarabach] ausgerufen worden, war sie auch schon wieder
hinfällig. Am Montag warfen sich beide Seiten vor, auch die jüngste
Vereinbarung, die unter der Vermittlung der USA am vergangenen Sonntag in
Washington zustande gekommen war, gebrochen zu haben.
Armenische Streitkräfte hätten Dörfer in zwei Regionen beschossen und damit
die Feuerpause verletzt, teilte das aserbaidschanische
Verteidigungsministerium am Montag mit. Die von Armenien unterstützte
Führung in Bergkarabach bezeichnete dies als „Fehlinformation“ und
erklärte, dass aserbaidschanische Streitkräfte armenische Militärstellungen
mit Raketen angegriffen hätten.
Am Montag machte [2][Aserbaidschans Präsident] İlham Əliyev in einer Rede
an die Nation gleich noch einmal unmissverständlich seinen Standpunkt klar.
„Wir werden unseren Weg fortsetzen. Wer einen Waffenstillstand will, muss
den Besatzer auffordern, unsere Territorien zu räumen. Wenn nicht, werden
wir bis zum Ende gehen. Wir werden den Feind vertreiben, wie wir das auch
jetzt schon tun“, sagte Əliyev.
Die jüngsten Kämpfe [3][waren am 27. September erneut ausgebrochen]. Nach
Angaben aus Bergkarabach wurden seither 974 Soldaten aus der Region und 37
Zivilisten getötet. Aserbaidschan macht keine Angaben zur Zahl getöteter
Soldaten, berichtete aber von 65 getöteten und etwa 300 verletzten
Zivilpersonen. Russischen Informationen zufolge lag die Zahl der Toten
deutlich höher. Präsident Wladimir Putin hatte am vergangenen Donnerstag
von beinahe 5.000 Toten gesprochen.
## Treffen mit Minsk-Gruppe geplant
Der Territorialkonflikt um das von Armenier*innen bewohnte Gebiet
Bergkarabach, das von Joseph Stalin zu Sowjetzeiten der Teilrepublik
Aserbaidschan zugeschlagen worden war, schwelt seit über 30 Jahren. Anfang
der 1990er Jahre brach ein Krieg aus, in dem unterschiedlichen Schätzungen
zufolge zwischen 25.000 und 50.000 Menschen getötet und über 1,1 Millionen
vertrieben wurden.
Im Verlauf des Krieges konnten die Truppen der Republik Bergkarabach
gemeinsam mit der armenischen Armee große Teile des von Bergkarabach
beanspruchten Gebiets unter ihre Kontrolle bringen. Außerdem besetzten sie
den größten Teil der aserbaidschanischen Bezirke Ağdam, Cəbrayıl, Füzuli,
Kəlbəcər, Laçın, Qubadlı und Zəngilan außerhalb des früheren Autonomen
Gebiets Bergkarabach.
Mit Hilfe der Minsk-Gruppe der OSZE, der auch die USA, Frankreich und
Russland angehören, wurde 1994 ein Waffenstillstand ausgehandelt. Dieser
wurde aber immer wieder gebrochen.
Für den kommenden Donnerstag ist ein weiteres Treffen mit den
Außenministern der Minsk-Gruppe sowie den Chefdiplomaten von Aserbaidschan
und Armenien geplant. Dabei gehe es darum, zu einer Vereinbarung zu
gelangen, sowie mit der Umsetzung aller notwendigen Schritte zu beginnen,
die eine friedliche Beilegung des Bergkarabach-Konflikts ermöglichten,
heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.
26 Oct 2020
## LINKS
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## AUTOREN
Barbara Oertel
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