# taz.de -- Linken-Parteitag und die Coronakrise: Never ending Amtszeit | |
> Die Linke musste ihren Parteitag erneut absagen, einen Ersatztermin gibt | |
> es noch nicht. Die Parteispitze geht in die zweite Verlängerung. | |
Bild: Bernd Riexinger: nach wie vor Vorsitzender der Linkspartei | |
Berlin taz | Am Montag steht Bernd Riexinger, Vorsitzender der Linkspartei, | |
in der Berliner Parteizentrale vor der roten Leinwand. Er kommentiert, wie | |
jede Woche, die politische Lage. Die Regierung kriegt ihr Fett weg, weil | |
sie Pflegeheime unvorbereitet in den zweiten Lockdown schickt, und | |
Unternehmen, weil die jetzt ihre Belegschaften erpressen. Zum Schluss | |
fordert Riexinger zur Solidarität mit den demokratischen Kräften in den USA | |
auf. Alles normal also. Fast. | |
Denn eigentlich würde nicht Riexinger an diesem Montag vor der roten Wand | |
stehen, sondern die beiden neuen Parteivorsitzenden. Aber weil auch die | |
Linkspartei ihren für vergangenen Freitag geplanten Parteitag absagte, | |
gehen Riexinger und [1][Co-Chefin Katja Kipping] in die zweite | |
Verlängerung. | |
Noch vor der Pressekonferenz hat sich der Parteivorstand per Videoschalte | |
getroffen. Es ging vor allem darum, wie die Linke doch noch zu ihrem | |
Parteitag und einer neuen Führung kommt. Es gilt einen Spagat zu meistern | |
zwischen dem Selbstverständnis, alles im Plenum zu entscheiden, und den | |
pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen. „Es gibt in der Partei das starke | |
Bedürfnis nach einem Präsenzparteitag“, erläutert Riexinger. | |
Gleichzeitig wolle man die Wahlen aber nicht ewig nach hinten schieben. | |
Denn wann ein Parteitag mit mehreren hundert Teilnehmer:innen wieder | |
gefahrlos stattfinden kann, wagt niemand zu prognostizieren. Daher spreche | |
zurzeit vieles für einen dezentralen Präsenzparteitag so früh wie möglich, | |
meint Riexinger. Das hieße, dass sich die knapp 600 Delegierten an mehreren | |
Orten treffen. Die Treffen würden parallel stattfinden und zur | |
Wahlkommission übertragen. Der technische und organisatorische Aufwand wäre | |
beträchtlich. Vor Februar sei wohl kein Ergebnis zu erwarten, so Riexinger. | |
## Kipping und Hennig-Wellsow sind ungeduldig | |
Auch andere Varianten werden geprüft: Ein Onlineparteitag mit | |
anschließender Briefwahl oder ein rein digitaler Parteitag. Auch sie sind | |
zeitaufwändig. Der Parteivorstand will am Samstag eine Vorentscheidung. | |
Riexinger sieht die Situation gelassen. „Wir müssen jetzt nicht in Hektik | |
und Unruhe verfallen.“ Anders als in der CDU gäbe es keinen Machtkampf um | |
die Parteiführung. „Die derzeitige Führung ist handlungsfähig.“ | |
So tiefenentspannt sind nicht alle. Die designierte neue Parteichefin | |
Susanne Hennig-Wellsow hatte der taz in der vergangenen Woche gesagt, | |
[2][sie würde am liebsten noch in diesem Jahr wählen]. Aus dem Kreis um | |
Kipping heißt es, Kipping würde alles tun, damit die Vorstandswahlen so | |
schnell wie möglich stattfinden könnten. Auch eine rein digitale Wahl also. | |
Doch dazu müsste wohl zumindest das Parteiengesetz geändert werden, wenn | |
nicht gar das Grundgesetz. Und die [3][Bedenken in der Linken sind | |
erheblich]. Er würde nicht auf digitale Wahlen setzen, sagt auch Riexinger. | |
„Dagegen sprechen Sicherheit und Datenschutz.“ Sicher ist dagegen: | |
Riexinger wird noch einige Montage vor der roten Wand sprechen dürfen. | |
2 Nov 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Katja-Kipping-ueber-ihre-Zukunft/!5706455 | |
[2] /Linkspartei-sucht-neue-Spitze/!5723407 | |
[3] /Linkenpolitikerin-zu-Parteitags-Absage/!5724509 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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