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# taz.de -- Islamistischer Mord in Frankreich: Meinungsfreiheit verteidigen
> Als Muslim kann man Karikaturen verachten. Trotzdem gilt es aber die
> Meinungsfreiheit zu schützen.
Bild: Kerzen für Samuel Paty auf dem Pariser Platz der Republik
Als Muslim verachte ich die herabwürdigende Darstellung des Propheten
Mohammed. Gleichzeitig verurteile ich den abscheulichen Mord des Lehrers
aufs Schärfste. Das ist kein Widerspruch, sondern [1][meine
Grundüberzeugung als Muslim].
In Paris enthauptete am Freitag vergangener Woche ein 18-jähriger Terrorist
einen 47-jährigen Geschichtslehrer auf offener Straße. Das Opfer zeigte im
Unterricht die Mohammed-Karikaturen von Charlie Hebdo, um den Schüler*innen
den Wert der Meinungsfreiheit vor Augen zu führen. Dafür musste er mit
seinem Leben bezahlen.
Für diesen Terroranschlag gibt es keine religiöse Rechtfertigung, aber was
könnten mögliche Motive für diese Gräueltat sein?
Aus islamischer Sicht ist die bloße Abbildung muslimischer Propheten
bereits eine Sünde. Angefangen bei Adam über Jesus bis hin zu Mohammed.
Eine herabwürdigende Darstellung wiegt aufseiten der Muslime umso schwerer.
Charlie Hebdo hat mit den Zeichnungen aus Sicht vieler Muslime die Würde
des Propheten Mohammed mit Füßen getreten. Eine Beleidigung Mohammeds
können Muslime auch selbst als beleidigend empfinden. Im schlimmsten Fall
werden aus falsch verstandener Religiosität Terroranschläge begangen.
[2][Muslime verurteilen den Terroranschlag kraft der Meinungsfreiheit]. So
sehr die Mohammed-Karikaturen auch meine religiösen Gefühle verletzen: Das
ist nicht mein Islam, in dessen Namen dieses abscheuliche Verbrechen
begangen wurde. Dies haben hierzulande die muslimischen Dachverbände sowie
zahlreiche Muslime in sozialen Netzwerken deutlich gemacht. Und zwar kraft
der Meinungsfreiheit.
Dieses Grundrecht gilt es für uns alle zu schützen, für Muslime und
Nichtmuslime. Ob uns eine Meinung nun gefällt oder ob wir sie als
geschmacklos empfinden. Für die Meinungsfreiheit hat sich der Pariser
Lehrer eingesetzt und musste dafür sterben. Aber die Meinungsfreiheit muss
weiterleben. Es lebe die Meinungsfreiheit!
21 Oct 2020
## LINKS
[1] /Ausladung-der-Kabarettistin-Lisa-Eckhart/!5706011
[2] /Islam-in-Deutschland/!5699075
## AUTOREN
Said Rezek
## TAGS
Meinungsfreiheit
Mohammed-Karikaturen
Islamismus
Islamkritik
Strafverfolgung
Charlie Hebdo
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Antisemitismus-Vorwurf
Islamkritik
Schwerpunkt Rechter Anschlag in Hanau
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