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# taz.de -- Ecstasy-Connection Berlin–Hanoi: Vietnams Innenminister belastet
> Ein Verwandter von Vietnams Innenminister soll in Drogen-Schmuggel von
> Berlin nach Hanoi involviert sein. Die Ware war wohl als Kosmetika
> deklariert.
Bild: Vietnams Innenminister To Lam
Berlin taz | Es begann mit einem Einsatz der vietnamesischen Polizei in
Hanois Drogenmilieu. Sie fand bei einem Straßenhändler große Mengen
schwarzer und blauer Ecstasy-Tabletten. Im Verhör erklärte der mutmaßliche
Dealer, dass die synthetischen Drogen von einer Speditionsfirma aus Berlin
stammten. Die hätte kürzlich 40 bis 45 Kilo der Drogen in einer Kiste
zwischen Kosmetika von Berlin nach Hanoi geschickt. Das zumindest erzählte
ein Informant, der den Drogenschmuggel in Berlin der Polizei gemeldet
hatte, aber anonym bleiben will, dem in Berlin erscheinenden
vietnamesischen Onlinemagazin [1][Thoibao.de].
Medien in Vietnam berichten hingegen von einem kleineren Ecstasy-Fund in
Warenpaketen aus Deutschland Mitte Juli und der Festnahme von sechs
Personen. Vermutet wird auch, dass regelmäßig solche Drogen aus Deutschland
geschickt wurden.
Doch während der Straßenhändler festgenommen wurde, blieb die
Speditionsfirma aus Berlin, die auch Mitarbeiter in Hanoi hat, dem
Informanten zufolge ungeschoren. Der Geschäftsführer dieser GmbH ist der
Schwager des vietnamesischen Innenministers To Lam. Der will gern im Januar
auf dem Parteitag der alleinregierenden Kommunistischen Partei das Amt des
Staatspräsidenten zugesprochen bekommen.
Der bisherige Partei- und Staatschef [2][Nguyen Phu Trong] (76) kann seit
einem Schlaganfall nur noch wenige Schritte allein laufen. Innenminister To
Lam gilt als aussichtsreichster Bewerber für die Nachfolge. Doch er war es
auch, der nach Überzeugung des Berliner Kammergerichtes die Entführung des
in Ungnade gefallenen hohen Ex-Kaders [3][Trinh Xuan Thanh] 2017 von Berlin
nach Hanoi in Auftrag gegeben hatte und der in Bratislava ein slowakisches
Regierungsflugzeug bestellte, um damit den Entführten aus der EU zu
bringen. Dabei saß er selbst mit an Bord.
## „Warenversand für Privatkunden vorübergehend ausgesetzt“
Die Berliner Spedition TK Consulting & Service GmbH, die des
Drogenschmuggels nach Hanoi verdächtigt wird, hat ihre Räume in einer
Seitenstraße im Gewerbegebiet Berlin-Lichtenberg. Der Sprecher vom
Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg bestätigt der taz einen Einsatz bei
dieser Firma am 3. August. Das war nach dem Drogenfund in Hanoi und nach
der Strafanzeige des vietnamesischen Informanten. Die Unterlagen aus der
Zollrazzia werden demzufolge noch ausgewertet, darum kann der Zollsprecher
keine weiteren Auskünfte geben. Er will auch nicht sagen, ob es in
Deutschland Festnahmen wegen Drogenschmuggels gab. Die Firma selbst ließ
Anfragen der taz unbeantwortet.
Auf ihrer Facebook-Seite informiert die Firma in Vietnamesisch: „Seit dem
9. 8. wird der Warenversand für Privatkunden nach Vietnam vorübergehend
ausgesetzt.“ Man akzeptiere deshalb vorübergehend keine Warentransporte für
Privatkunden, biete aber weiterhin Dienstleistungen für Unternehmen an.
TK Consulting & Service GmbH gilt als Marktführer für Transporte zwischen
Deutschland und Vietnam. Der mit dem vietnamesischen Innenminister
verschwägerte Inhaber hat in der DDR studiert und war in dem umstrittenen
Berliner [4][Viethaus] involviert, bevor er bei der Spedition einstieg.
Auf den Handel mit 40 Kilo Ecstasy stehen in Deutschland mindestens fünf
Jahre Haft. In Vietnam steht darauf die Todesstrafe. Oder man hat
einflussreiche Verwandte.
14 Oct 2020
## LINKS
[1] https://thoibao.de/
[2] /Praesident-Trong-scheut-Oeffentlichkeit/!5588752
[3] /Vietnam-und-der-Fall-Trinh-Xuan-Thanh/!5688143
[4] /Was-macht-eigentlich--Teil-9/!5561437
## AUTOREN
Marina Mai
## TAGS
KP Vietnam
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