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# taz.de -- Besetzung der Dete in Bremen: Investor bietet Zwischennutzung an
> Ein Angebot zur Zwischennutzung sehen die Besetzer*innen skeptisch.
> Ferner ist die Begründung des Investors für den Leerstand nicht
> stichhaltig.
Bild: Seit Freitag verwirklicht die „Rosarote Zora“ ihren Plan gegen den Le…
Bremen taz | Die Besetzung der Dete bekommt eine legale Perspektive: Die
Stadt will den Besetzer*innen einen Raum für ihr Projekt bieten. Die
Immobilienfirma „Müller & Bremermann“ hatte am Montag die Räumungsklage
zurückgezogen und eine Zwischennutzung in Aussicht gestellt. Die Begründung
des Investors, warum das Gebäude bis dato so lange leer stand, fällt
derweil in sich zusammen.
Die „Rosarote Zora“, eine Gruppe aus Frauen*, Lesben, Inter- und
Transsexuellen sowie nonbinären und a-Gender Personen (FLINTA*), [1][hat
das Haus seit Freitag] in [2][Solidarität mit der „Liebig 34“] besetzt. Das
Gebäude an der Lahnstraße steht [3][seit einer Zwischennutzung als
Kulturzentrum „Dete“] (von November 2013 bis Sommer 2014) leer; über die
Jahre ist es verfallen.
Die Verantwortung für den Leerstand schiebt Müller & Bremermann anderen zu:
Der Beirat Neustadt habe dem Bauvorhaben Steine in den Weg gelegt,
Anwohner*innen hätten geklagt. „Wegen des laufenden Klageverfahrens“, so
heißt es [4][in einem Schreiben des Unternehmenssprechers] Daniel Günther,
könne das Grundstück nicht für neuen Wohnraum genutzt werden.
Das allerdings ist nur ein Teil der Wahrheit. Die Ablehnung des
Bauvorhabens durch den Beirat stammt noch aus dem Jahr 2016 und habe sich,
so heißt es aus dem Ortsamt, nur gegen Details gerichtet. „Ein billiger
Versuch, den Beirat zum Schuldigen zu machen“, meint Beiratssprecher Ingo
Mose (Grüne).
## Projekt hat für Investor keine Priorität
Von einem „laufenden Verfahren“ kann ebenfalls nicht die Rede nicht sein:
Bereits im Januar 2019 hat das Verwaltungsgericht die Baugenehmigung für
Müller & Bremermann zurückgewiesen. Auf Nachfrage erinnert man sich auch
bei der Immobilienfirma daran, dass der Prozess schon durch ist. Um zu
bauen, hätte das Unternehmen schlicht einen neuen Bauantrag stellen müssen.
Das aber ist knapp zwei Jahre nach dem Urteil noch nicht geschehen.
Tatsächlich stellt das Unternehmen das Projekt Lahnstraße schon länger
hintan: „Ich habe das Projekt erst mal aus der Planung genommen“, wird
Investor Marco Bremermann bereits 2[5][016 im Weser Report ] zitiert.
Mittlerweile, so Sprecher Günther, sei man „in der Vorbereitungsphase“ für
den neuen Bauantrag. „Beklagte Projekte landen einfach nicht oben auf der
Prioriätenliste“, erklärt er.
Sollte es nun zu einer Zwischennutzung zu den Bedingungen von Bremermann
kommen, hätte die Immobilienfirma das Thema vorerst vom Tisch. Stadt oder
Besetzer*innen müssten keine Miete zahlen, allerdings die Verbrauchskosten
tragen und Versicherungen abschließen.
Nach Ablauf der zwölf Monate müsse das Gebäude „ohne Beschädigungen oder
weitere Besetzungen freigegeben werden“, heißt es; das Unternehmen richtet
sich in seinem schriftlichen Angebot explizit an Linke und Grüne –
schließlich, so Unternehmenssprecher Günther, hätten diese Fraktionen „das
illegale Verhalten dort öffentlich unterstützt. Dann sollen die Parteien
auch dafür gerade stehen.“
Wohl kaum werden die Nebenkosten künftig direkt aus Parteikassen kommen.
Stattdessen müsste Bremermann wohl mit den Besetzer*innen selbst einen
Vertrag aushandeln.
Diese Rechnung ist [6][bisher ohne die Besetzer*innen] gemacht. Über das
gemeinsame Ziel hinaus – einen Raum für nicht-männliche Personen zu
schaffen – sind die sich nämlich noch nicht ganz einig, was sie erreichen
wollen. Eine Legalisierung sei ein Ziel, so Julia (Name geändert) aus dem
Organisationsteam. „Eine Zwischennutzung für ein Jahr ist uns allerdings
nicht genug.“
Das Haus sei so verfallen, dass die Nutzung im Winter kaum möglich sei. „Es
ist schwierig, wenn Bremermann da jetzt als großzügig dargestellt wird.“
Mit dem Investor selbst wolle die Rosarote Zora deshalb nicht verhandeln.
„Die symbolische Wirkung der Besetzung geht dadurch etwas kaputt“, sagt
Julia.
Noch eindeutiger positioniert sich Daniel Schnier, [7][Mitbetreiber der
Zwischenzeitzentrale (ZZZ)]. „Ich dreh durch, wenn diese Besetzung in eine
Zwischennutzung umgedeutet wird“, sagt Schnier. Als „mietfrei“ sei vom
Eigentümer Marco Bremermann auch die Nutzung der Dete 2014 deklariert
worden. „Faktisch haben die Nebenkosten damals dann 4.000 Euro im Monat
betragen“, so Schnier. „Das ist doch eine verdeckte Miete. Bremermann lässt
die Leute nicht ohne Hintergedanken seine Nebenkosten zahlen.“
An der Umdeutung stört Schnier zweierlei: Zum einen werde das Konzept
Zwischennutzungen in ein schlechtes Licht gerückt, wenn es als eine Art
Besetzung dargestellt werde. Zum anderen nehme es der Besetzung selbst
ihren politischen Charakter: „Die sollen lieber weiter ihre Forderungen
stellen, eine Flagge hissen. Eine Besetzung ist doch ein politisches
Statement.“
Update: Mittlerweile haben sich die Stadt und die Besetzer*innen darauf
geeinigt, dass es einen geschützten Raum für FLINTA*-Personen geben wird:
Die Dete wird überprüft – und je nach Zustand soll es eine Nutzung der
Räume dort geben. Sollte das Haus allzu marode sein, möchte die Stadt den
Besetzer*innen einen anderen Raum zusagen. Die Barrikaden auf der Straße
sind mittlerweile abgebaut.
14 Oct 2020
## LINKS
[1] /Hausbesetzung-in-Bremen/!5719319/
[2] /Ehemals-besetztes-Haus-in-Berlin/!5719615/
[3] /Gentrifizierung-der-Bremer-Neustadt/!5037652/
[4] http://docs.dpaq.de/16907-mub_statement_hausbesetzung_20201012__3_.pdf
[5] https://weserreport.de/2016/03/bremen-bremen/stadtteile/sued/dete-baldiger-…
[6] /Aktivistinnen-ueber-die-Dete-Besetzung/!5719426/
[7] https://www.zzz-bremen.de/blog/
## AUTOREN
Lotta Drügemöller
## TAGS
Besetzung
Leerstand
Bremen
Zwischennutzung
Investor
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Liebig34
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Bremen
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