# taz.de -- Neue Banken-Leaks: Es braucht eine EU-Finanzpolizei | |
> Der neue Skandal trifft nicht „die Banken“, sondern klar benennbare | |
> Player. Eine europäische Finanzpolizei und härtere Strafen könnten | |
> dagegen helfen. | |
Bild: Die Zentrale der Deutschen Bank im Frankfurter Bankenviertel | |
Das Deprimierende an dem neuen Skandal um Geldwäsche bei internationalen | |
Großbanken ist: Hier versagt ein System, das funktionieren könnte. Es geht | |
darum, [1][dass einem internationalen Team von Journalist*innen | |
Geldwäscheverdachtsmeldungen zugespielt worden] sind, die der | |
US-amerikanischen Ermittlungsbehörde FinCEN vorliegen. | |
Sie zeigen, dass Großbanken wie die Deutsche Bank, JP Morgan oder HSBC | |
Hunderte von Milliarden Dollar an verdächtigen Geldern durch die | |
Finanzsysteme geschleust haben. Gelder, die wahrscheinlich mit | |
Menschenhandel, Drogen, Waffenschmuggel oder Korruption erwirtschaftet | |
worden sind. | |
Banken sind schon seit Jahren in der Lage, verdächtige Überweisungen | |
aufzuspüren – und es gibt staatliche Stellen, bei denen diese Informationen | |
landen, was eigentlich zu strafrechtlichen Ermittlungen führen sollte. Doch | |
passiert ist meistens nichts. Illegal, scheißegal: Staaten machen sich bei | |
der Strafverfolgung organisierter Finanzkriminalität lächerlich. Dann | |
lieber: Legalize it. Terrorismus, Drogenhandel, Geldwäsche. | |
Im Ernst: Die Gefahr, dass die Öffentlichkeit abstumpft, ist groß. Dass | |
Banken kriminell sein können, gehört zur Allgemeinbildung, und das ist das | |
Problem. Denn der Skandal trifft nicht „die Banken“ oder „das System“. | |
Sondern einige klar benennbare Player und amerikanische Behörden, die | |
offenbar auf einem Berg an Informationen über Finanzkriminalität sitzen. | |
Medizin gegen solche Skandale gibt es: eine europäische Finanzpolizei, wie | |
sie EU-Parlamentarier um den Grünen Sven Giegold fordern, und schärfere | |
Strafen. Wer, bildlich gesprochen, für Kriminelle Geldkoffer durch die | |
Gegend trägt, macht sich der Strafvereitelung und der Begünstigung schuldig | |
– und wenn sich die Schuld nicht einzelnen Individuen zuordnen lässt, muss | |
die Institution so hart getroffen werden, dass Geldwäsche als | |
Geschäftsmodell undenkbar wird. | |
Der Entzug der Bankenlizenz, wie es die SPD fordert, ist dagegen | |
populistischer Quatsch, weil genau jene global agierenden, kriminellen | |
Banken wegen ihrer Größe und Komplexität davor geschützt wären, die es | |
treffen müsste. | |
21 Sep 2020 | |
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## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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