Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Geldwäsche bei Großbanken: Der nächste Finanzskandal
> Wieder steht die Deutsche Bank im Mittelpunkt eines Skandals: Ein
> Reporternetzwerk hat Daten über Geldwäschemeldungen ausgewertet.
Bild: Verschwommene Realitäten bei der Deutschen Bank
Globale Großbanken transferieren offenbar seit Jahren Milliarden Dollar der
Mafia, krimineller Oligarchen, korrupter Poliker und anderer verdächtiger
Personen und Firmen. Zu diesem Ergebnis kommt ein globales Netzwerk
investigativer Journalisten, das geleakte Verdachtsmeldungen ausgewertet
hat. Diese Verdachtsmeldungen hatten die Banken selbst zwischen den Jahren
2000 und 2017 an die FinCEN, eine Behörde des US-Finanzministeriums,
gemeldet. Aus Deutschland waren Buzzfeed, NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung
an den Recherchen beteiligt.
Das prinzipielle Problem sei schon lange bekannt, sagte der
Grünen-EU-Abgeordnete Sven Giegold in einer Videoschalte. Banken sind
verpflichtet, verdächtig erscheinende Transaktionen zu melden, die Behörden
würden dann aber kaum reagieren. In Deutschland arbeitet die vom ehemaligen
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) eigens gegründete
Spezialeinheit zur Geldwäschebekämpfung, FIU, so dilettantisch, dass die
Staatsanwaltschaft Osnabrück wegen des Verdachts auf Strafvereitelung im
Amt ermittelt.
Das Brisante an den Enthüllungen ist, dass Banken die Geschäfte schlicht
weiterlaufen ließen, obwohl Ermittlungen bereits öffentlich bekannt waren.
Im Fall der Deutschen Bank stellt sich die Frage, was führende Manager über
Geldwäschetätigkeiten aus Russland in den Westen wussten, in die maßgeblich
auch die Moskauer Dependance der Deutschen Bank verwickelt gewesen sein
soll. Ein Bericht der Süddeutschen Zeitung legt nahe, dass
Aufsichtsratschef Paul Achleitner früher davon gewusst haben könnte als
bisher angegeben. Christian Sewing, der heutige Chef und damals für die
interne Revision der Bank zuständig, soll schwerwiegende Mängel in seiner
Abteilung übersehen haben.
Der Brite Alex Cobham, Chef des Netzwerk Steuergerechtigkeit, macht vor
allem US-Behörden schwere Vorwürfe. Sie säßen auf der weltweit größten
Informationsquelle über kriminelle Aktivitäten und nutzten diese nur im
eigenen Interesse. „Seit dem 11. September 2001 gehen die Amerikaner gegen
Schwellenländer und Steueroasen vor, dabei liegen die eingentlichen Problem
in den großen Finanzplätzen begraben“, sagte er der taz. US-Behörden würd…
andere Länder noch nicht mal informieren, wenn über US-Banken kriminelle
Machenschaften in anderen Ländern abgewickelt würden.Cobham fordert
Transparenz. Banken in Europa und den USA müssten Verdachtsfälle an
Behörden melden. Die Geschäfte wickeln sie meistens trotzdem ab. Die
Öffentlichkeit erfährt aber nie davon, um welche Banken es sich dabei
handelt. So sei es kaum möglich, Banken am Markt zu belohnen, die keine
Geschäfte mit Kriminellen machten.
In Deutschland weisen Behörden und Banken derartige Vorwürfe zurück. „Nach
unserer Erkenntnis sind die Fälle mit Deutschlandbezug, die jetzt da
bekannt wurden, aufgearbeitet worden, und die erforderlichen Konsequenzen
sind gezogen worden“, sagte eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums.
Die Deutsche Bank bestreitet eine Verantwortung ihres Chefs Sewing. Der sei
an der Prüfung der Geschäfte in Russland weder direkt noch indirekt
beteiligt gewesen. „Wir nehmen den Kampf gegen Geldwäsche und natürlich
auch gegen Kapitalflucht sehr, sehr ernst“, sagte ein Sprecher.
21 Sep 2020
## AUTOREN
Ingo Arzt
## TAGS
Deutsche Bank
Finanzmarkt
Geldwäsche
Cum-Ex-Geschäfte
Banken
Geldwäsche
Wirecard
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Finanzskandale in Deutschland: Das Kuscheln muss ein Ende haben
FinCEN, Wirecard, Cum-Ex – trotz großer Schäden behandelt die Finanzpolitik
solche Skandale immer noch wie Kavaliersdelikte.
Neue Banken-Leaks: Es braucht eine EU-Finanzpolizei
Der neue Skandal trifft nicht „die Banken“, sondern klar benennbare Player.
Eine europäische Finanzpolizei und härtere Strafen könnten dagegen helfen.
Datenleak zu Geldwäsche: Banken verhindern Aufklärung
Ein Rechercheverbund stieß in US-Unterlagen auf massive Versäumnisse von
Großbanken beim Kampf gegen Geldwäsche. Im Visier ist auch die Deutsche
Bank.
Finanzforscherin über Wirecard-Skandal: „Alarmglocken hätten läuten müsse…
Bei Wirecard waren kriminelle Schaumschläger am Werk. Die Verantwortung
liegt bei den Wirtschaftsprüfern, sagt Bankenexpertin Dorothea Schäfer.
NGO Urgewald gegen die Deutsche Bank: Kohlesündern unter die Arme greifen
Die Deutsche Bank unterstützt den Adani-Konzern bei einer Anleihe. Dieser
baut in Australien die größte Kohlemine der Welt. Das sorgt für Proteste.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.