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# taz.de -- Streit um AfD-Mitgliedschaft: Kalbitz schafft sich ab
> Am Freitag verhandelt das Berliner Landgericht über die Annullierung von
> Kalbitz' Mitgliedschaft. Er geht geschwächt in diese Auseinandersetzung.
Bild: Politisch am Ende – bleibt zu hoffen, dass es dabei bleibt
Berlin taz | Lange sah es so aus, als würde Andreas Kalbitz nicht nur als
eine Art juristischer Favorit, sondern auch mit gehöriger Rückendeckung aus
den eigenen Reihen am Freitag in die zivilgerichtliche Auseinandersetzung
um die Annullierung seiner AfD-Mitgliedschaft gehen. Zumindest mit dem
Zweiten sieht es für ihn inzwischen deutlich schlechter aus als gedacht:
Die Unterstützung für Kalbitz bröckelt. Und möglicherweise nützt ihm ein
juristischer Sieg, sollte er ihn irgendwann davontragen, nicht mehr viel.
Seine Machtstellung könnte dahin sein.
Basis dafür waren parteiintern bislang vor allem sein Landesverband in
Brandenburg und der rechtsextreme „Flügel“. Die Brandenburger Fraktion, die
lange in Nibelungentreue zu Kalbitz hielt, hat ihm am Dienstag deutlich
gemacht, dass es damit vorbei ist: Er musste seinen Fraktionsvorsitz,
[1][der bislang nur ruhte], aufgeben. Zwar heißt es, Kalbitz habe dies von
sich aus getan – doch freiwillig war es nicht. Zuvor hatte die
Staatsanwaltschaft Ermittlungen [2][wegen fahrlässiger Körperverletzung]
gegen Kalbitz aufgenommen, weil dieser einem eigentlich Vertrauten aus der
Fraktionsspitze zur Begrüßung derart geboxt hatte hat, dass dieser jetzt
mit einem Milzriss im Krankenhaus liegt.
Seitdem werden viele Vorwürfe gegen Kalbitz öffentlich, die schon zuvor
durch die Partei waberten. Von zu viel Alkohol ist die Rede, von brutalem
Führungsstil und auch von Gewalt. Am deutlichsten wurde Kai Laubach,
Mitarbeiter eines Abgeordneten, der eigentlich auch zum Kalbitz-Lager
zählt, in einem offenen Brief an diesen. „Du erinnerst dich sicher noch an
die Fraktionklausur 2019, als du Kevin in die Fresse geschlagen hast“,
heißt es da. Und weiter: „Du bist Parteikrebs, Junge“ und „Bitte geh“.
Auch aus dem „Flügel“ gibt es bislang öffentlich vernehmbar keine
Unterstützung für Kalbitz. Besonders auffällig ist das Schweigen von Björn
Höcke, der bis zur offiziellen Auflösung des „Flügels“ gemeinsam mit
Kalbitz an dessen Spitze stand. Bislang hat sich Höcke in den sozialen
Netzwerken immer prompt an die Seite von Kalbitz gestellt. Auch
Co-Parteichef Tino Chrupalla, der in der Auseinandersetzung um Kalbitz'
Mitgliedschaft immer fest auf der Seite des Wahlbrandenburgers stand, zeigt
erste Absetzungsbewegungen: Der Rücktritt vom Fraktionsvorsitz sei „in
dieser Situation konsequent und richtig“, sagte Chrupalla der ARD.
Es wäre nicht das erste Mal, dass der „Flügel“ einen aus seiner Spitze
fallen lässt: André Poggenburg, Kalbitz Vorgänger an der Seite Höckes, hat
diese Erfahrung bereits gemacht. Bemerkenswert bleibt: Wie bereits im
Bundesvorstand wird auch in Brandenburg nicht mit Kalbitz'
Rechtsextremismus argumentiert. Auslöser dafür, dass Kalbitz hier seine
Machtposition verliert, war letztlich das, was in den sozialen Netzwerken
so schön „Milzrissaffäre“ heißt.
19 Aug 2020
## LINKS
[1] /Fraktionsvorsitz-der-Brandenburger-AfD/!5700127
[2] /Ermittlungen-gegen-Kalbitz/!5708518
## AUTOREN
Sabine am Orde
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