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# taz.de -- GLS-Konto für Ken Jebsen: Auch zum Coronaleugner sozial
> Die GLS-Bank bewirbt sich als besonders ethisch, bietet aber dem
> Verschwörungsideologen Ken Jebsen ein Konto – und beantwortet dazu keine
> Fragen.
Bild: Hat bisweilen Ärger mit der Polizei, aber nicht mit der GLS-Bank: Ken Je…
Mit ihrem ethischen Anspruch wirbt die Gemeinschaftsbank für Leihen und
Schenken (GLS) gern auf allen Kanälen. „Geld ist für die Menschen da“,
lautet der [1][Hauptwerbespruch] des Kreditinstituts mit Hauptsitz in
Bochum. Offensiv wirbt die Bank mit von ihr finanzierten Projekten etwa aus
den Bereichen Ökolandwirtschaft, erneuerbare Energien oder
[2][klimaneutrales Bauen]. „Ausschließlich sozial und ökologisch“ wirke d…
Eröffnung eines Kontos bei der GLS, verspricht die Bank auch in den
Schaufenstern ihrer Geschäftsstellen – ein Kontowechsel sei schlicht eine
Frage der „Haltung“.
Wenig Haltung zeigt die Bank dagegen bei einem ihrer bekanntesten Kunden:
Ausgerechnet dem Verschwörungstheoretiker und Coronaleugner Ken Jebsen
bietet die GLS eine Geschäftsverbindung. Jebsen, dessen Sendung „KenFM“
nach Antisemitismusvorwürfen schon 2011 aus dem Radioprogramm des RBB
geworfen wurde und der seitdem im Internet weitermacht, bittet offensiv um
Spenden für sein wirres Nachrichtenportal – am besten sei ein
[3][„monatlicher Dauerauftrag“] auf ein Konto bei der GLS, heißt es auf
seiner Website.
Nur der biete „Planungssicherheit“ für seinen hetzerischen,
pseudojournalistischen Kanal, der durchaus an Einfluss gewinnt, schreibt
Jebsen: Zuletzt ging ein Video viral, in dem der 54-Jährige mit dem
bürgerlichem Namen Kayvan Soufi Siavash warnt, die Coronabeschränkungen
seien ein „Skandal“ und mit der „Machtergreifung“ Hitlers vergleichbar.
Die Weltgesundheitsorganisation, die Bundesregierung, das
Robert-Koch-Institut und Medien wie Spiegel und Zeit seien „korrupt“ und
von der Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates gekauft, argumentiert
Jebsen ernsthaft. Bill und seine Frau Melinda Gates hätten „inzwischen mehr
Macht als seinerzeit Roosevelt, Churchill, Hitler und Stalin gemeinsam“,
tönt der 1966 in Krefeld geborene Jebsen – und warnt vor der
„Verpflichtung“ zu Zwangsimpfungen, die das Ehepaar durchsetzen wolle.
## Pseudojournalist mit völlig überzogenen Zahlen
Zwar haben Faktenchecks etwa des [4][ZDF], des [5][SWR], des [6][Focus]
oder des Recherchezentrums [7][Correctiv] längst ergeben, dass der
Pseudojournalist mit völlig überzogenen Zahlen um sich wirft: So behauptet
er etwa, die Gates Foundation finanziere die Weltgesundheitsorganisation
WHO zu „80 Prozent“ – in Wahrheit trägt die Stiftung nur 10 Prozent zum
Etat der UN-Organisation bei, der US-Präsident Donald Trump mitten in der
Pandemie die Unterstützung entzogen hat. Die Impfgegner,
Verschwörungstheoretiker und Coronaleugner Deutschlands erreicht Jebsen
dennoch: Das Video wurde millionenfach aufgerufen.
Umso unverständlicher bleibt, dass ausgerechnet die ökosoziale GLS Jebsen
Unterstützung bietet. Zwar gibt es daran in Netzwerken wie [8][Twitter]
schon seit Monaten Kritik, zwar bestätigt ein Banksprecher das Bestehen der
Kontoverbindung. Warum diese nicht gekündigt wird, bleibt dagegen offen:
Einen zehn Punkte umfassenden Fragenkatalog der taz ließ das Kreditinstitut
trotz mehrfacher Nachfrage unbeantwortet: „Zu dem Sachverhalt äußern wir
uns nicht“, heißt es aus der GLS-Zentrale lediglich.
Unklar bleibt deshalb, ob die GLS-Führung um Vorstandssprecher Thomas
Jorberg glaubt, Jebsen könne sich bei einer Kontokündigung als Opfer und
Märtyrer stilisieren – oder insgeheim fürchtet, dass nicht wenige
Kund*innen Sympathisant*innen Jebsens sein könnten. Immerhin: Zum Thema
Corona verweist die GLS auf [9][Videos], die klarmachen, dass der
Bankvorstand um Jorberg die Pandemie durchaus ernst nimmt: Viele
GLS-Mitarbeiter*innen seien im Homeoffice, erklärt der GLS-Chef darin – und
verspricht coronagebeutelten Kund*innen unbürokratische Hilfe.
Nicht beantwortet werden dagegen die Fragen, seit wann die
Geschäftsverbindung zu Jebsen besteht und warum der überhaupt in den
Kund*innenkreis aufgenommen wurde. Auch die naheliegende Warnung, die
Zusammenarbeit mit Jebsen könne zu einem heftigen Imageschaden für die laut
Eigenwerbung „nachhaltige“ Bank führen, will die GLS nicht kommentieren.
Dass der droht, dürfte den Bochumern aber durchaus klar sein: Ein Konto,
das ausgerechnet die AfD-nahe Desiderius-Stiftung bei ihnen eröffnet hatte,
kündigten sie schon im Jahr 2018 hektisch – nach einem [10][taz-Bericht].
8 Sep 2020
## LINKS
[1] https://www.gls.de/privatkunden/
[2] https://www.gls.de/privatkunden/gls-bank/aktuelles/neuigkeiten/sinnmacher-n…
[3] https://kenfm.de/support/kenfm-unterstuetzen/
[4] https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-kenfm-jebsen-faktenchec…
[5] https://www.swr3.de/aktuell/fake-news-check/faktencheck-ken-jebsen-kenfm-bi…
[6] https://www.focus.de/kultur/medien/aussagen-im-fakten-check-drei-millionen-…
[7] https://correctiv.org/faktencheck/2020/05/08/grosse-verschwoerung-zum-coron…
[8] https://twitter.com/alert4_alert4/status/1259134775945764866
[9] https://www.gls.de/privatkunden/gls-bank/aktuelles/neuigkeiten/wie-ergeht-e…
[10] /GLS-Bank-zu-AfD-naher-Stiftung/!5507138/
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
GLS-Bank
Ken Jebsen
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