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# taz.de -- Vorfall bei Polizeieinsatz in Düsseldorf: Mit Knie am Kopf zu Bode…
> Ein Video im Internet zeigt, wie Düsseldorfer Polizisten brutal gegen
> einen 15-Jährigen vorgehen. CDU-Innenminister verspricht Aufklärung.
Bild: Düsseldorfer Polizisten sind mit großer Brutalität gegen einen 15-Jäh…
Bochum taz | Verstörende [1][Videos von einem Polizeieinsatz] in der
Düsseldorfer Altstadt sorgen für Empörung in Politik und Öffentlichkeit.
Die Aufnahmen zeigen einen Jugendlichen, er liegt auf dem Pflaster und wird
von zwei Polizisten so fixiert, dass er bewegungslos ist. Ein Polizist
biegt ihm einen Arm auf den Rücken, ein anderer drückt ihm sein Knie auf
Kopf und Nacken – ähnlich wie im Fall des schwarzen US-Amerikaners George
Floyd, der durch eine solche Polizeiaktion am 25. Mai getötet wurde. Seine
Tötung hatte weltweit zu Massenprotesten gegen Polizeigewalt und Rassismus
geführt, auch in Deutschland.
Offenbar erinnerte die Szene, die sich am Samstagabend auf der Partymeile
der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt abspielte, auch Passant*innen
an das Ersticken des 46-jährigen Floyd: „Mach mal dein Knie runter“,
fordert ein Mann in einer 15-sekündigen Filmsequenz mehrmals von dem
Polizisten. „Das ist nicht lustig“, warnt er den Beamten – während ein
dritter Beamter offenbar verunsichert danebensteht.
Selbst die Polizei sieht bei dem harten Vorgehen den „Verdacht eines
[2][Beamtendelikts]“. Aus „Neutralitätsgründen“ sei die Untersuchung des
Falls an die Kolleg*innen in der Nachbarstadt Duisburg abgegeben worden,
heißt es in einer Stellungnahme des Düsseldorfer Polizeipräsidiums.
Nach Auskunft der Polizei seien die drei Polizisten am Samstagabend gegen
19:30 Uhr zunächst zu einem Fast-Food-Restaurant gerufen worden, wo eine
Gruppe von circa zehn Randalierern Ärger gemacht habe. Der mit Gewalt zu
Boden gedrückte Jugendliche, der erst 15 Jahre alt sein soll, sei nicht an
der Randale beteiligt gewesen.
## Innenminister zeigt sich entsetzt
Allerdings habe er den Polizeieinsatz gestört und die Beamten angegriffen.
Nach seiner Festnahme sei er zur Identifizierung zur Polizeiwache
Stadtmitte gebracht und danach in die Obhut seiner Erziehungsberechtigten
übergeben worden. Ob der 15-Jährige verletzt worden sei oder einen
Migrationshintergrund habe, sei noch nicht bekannt, sagte der Sprecher der
zuständigen Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, Julius Sterzel, der taz. Man
warte auf die Ermittlungsergebnisse der Duisburger Polizei.
Allerdings ist schon heute klar, dass der gewaltsame Polizeieinsatz ein
parlamentarisches Nachspiel haben wird: Auf Antrag von SPD und Grünen wird
sich der Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags am Donnerstag
mit dem Fall befassen. „Der Polizeieinsatz in Düsseldorf muss aufgeklärt
werden. Dass Polizisten sich auf Kopf/Hals einer am Boden liegenden,
bereits fixierten Person knien, kann nicht verhältnismäßig sein“,
[3][twitterte] die parlamentarische Geschäftsführerin der grünen
Landtagsfraktion, Verena Schäffer, am Montagmorgen.
„Wir hatten gehofft, dass wir solche Bilder nach dem tragischen Tod von
George Floyd in Deutschland niemals zu sehen bekommen würden“, erklärten
für die Sozialdemokraten Landtagsfraktionsvize Sven Wolf und der
innenpolitische Sprecher Hartmut Ganzke. „Ein starker Staat muss
verhältnismäßig mit seiner Macht umgehen.“
Auch Nordrhein-Westfalens CDU-Innenminister Herbert Reul, der seit Jahren
versucht, mit einer „Law and Order“-Politik einen starken Staat zu
symbolisieren und damit die rechte Flanke der Christdemokraten abzudecken,
versprach Aufklärung. „Auch ich habe mich erschrocken“, sagte Reul über
seinen ersten Eindruck von dem Video, das in verschiedenen Längen im
Internet kursiert.
Der Innenminister erklärte allerdings, die Einsatzvorgaben seiner Polizei
erlaubten, dass Beamte ihr Knie oder Schienbein „auf dem Ohr“ einer am
Boden liegenden fixierten Person hätten. Ein Zusammenpressen des Halses sei
dagegen nicht gestattet. SPD und Grüne erwarten in der
Innenausschusssitzung am Donnerstag einen umfassenden Bericht aus Reuls
Ministeriums – und erste Ermittlungsergebnisse der Duisburger Polizei.
17 Aug 2020
## LINKS
[1] https://www.instagram.com/p/CD9Yp8dIhwG/
[2] /Schwerpunkt-Polizeigewalt-und-Rassismus/!t5008089
[3] https://twitter.com/schaeffer_nrw/status/1295285325519036416
## AUTOREN
Andreas Wyputta
## TAGS
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Düsseldorf
George Floyd
Polizei Niedersachsen
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