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# taz.de -- Aktivist über Reichtum: „Reichtum darf kein Tabuthema sein“
> Das Demo-Bündnis „Wer hat, der gibt“ will linke Antworten auf die
> drohende Wirtschaftskrise liefern und Reiche ins Zentrum der Debatte
> rücken.
Bild: Auch irgendwie langweilig, wenn man alles hat
taz: Herr Ridder, warum sollen die Reichen für die Folgen der Corona-Krise
bezahlen?
Ansgar Ridder: Warum denn nicht? Wir sind nicht bereit, den Gürtel schon
wieder enger zu schnallen, schon wieder zurückzustecken und die Zeche zu
zahlen wie schon nach der Finanzkrise 2008. Die Reichen – und ich rede hier
[1][von den abstrus Reichen] und nicht von denen, die Kredite aufgenommen
haben, um ihr Haus abzubezahlen oder um ihre Kinder auf die Uni schicken zu
können – haben eine besondere Verantwortung. Denn wir als Gesellschaft
haben den Reichtum erarbeitet, auf dem sie jetzt sitzen, und darum müssen
sie was zurückgeben. Jetzt wird nach den Coronakonjunkturpaketen der Ruf
nach einem ausgeglichenen Staatshaushalt laut. Und was wird da diskutiert?
Es wird diskutiert, den Mindestlohn zu senken, Sozialausgaben werden
infrage gestellt und am Ende sollen wieder die zur Kasse gebeten werden,
die die Arbeit machen: die Kellner, die [2][viel beklatschten Pflegekräfte]
oder die Beschäftigten in Fabriken. Das ist zutiefst ungerecht.
Die Reichen sollen also freiwillig was abgeben?
Es gibt ja die Gruppe der [3][“Millionaires for Humanity“]. Diese 83
Superreichen aus sieben Ländern setzen sich für eine Reichensteuer ein, um
die Coronafolgen zu finanzieren. Die wollen sogar dauerhaft mehr Steuern
zahlen. Nur mal ein paar Zahlen: Die reichsten zehn Prozent der Deutschen
halten zwei Drittel des gesamten Vermögens, 45 superreiche Haushalte
besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der deutschen Bevölkerung. Da ist es
doch sinnvoll, dass die Mehrheitsgesellschaft über den Reichtum, der da
absurd ungerecht angehäuft wird, mitbestimmen kann. So wird die
Gesellschaft wieder handlungsfähig.
Und was, wenn die Reichen nichts abgeben wollen?
Freiwillig werden die das nicht machen, also müssen Regeln her. Die
[4][Vermögenssteuer muss wieder eingeführt werden], Erben großer Summen
müssen besteuert werden, Unternehmen müssen hier Steuern zahlen, und es
darf nicht sein, dass sich Immobilienkonzerne auf dem Rücken ihrer
Mieterinnen und Mieter immer weiter bereichern. Wichtig ist aber auch was
anderes: Es darf kein Tabu mehr sein, über Reichtum zu reden, und die
ideologischen Denkverbote müssen weg. Wir müssen in der Gesellschaft also
endlich über Umverteilung und Enteignung reden und so einen Wandel
hinbekommen.
Bundesweiter Aktionstag: 19.9.2020, mehr Infos:
[5][https://werhatdergibt.org/]
9 Aug 2020
## LINKS
[1] /Wo-das-Geld-der-Pfeffersaecke-herkommt/!5701771
[2] /Geld-statt-Applaus-in-der-Corona-Krise/!5676924
[3] https://www.millionairesforhumanity.com/
[4] /Ungleichheit-bei-Vermoegen-in-Deutschland/!5695967
[5] https://werhatdergibt.org/
## AUTOREN
Ilka Kreutzträger
## TAGS
Reichtum
Umverteilung
Steuern
Schwerpunkt Armut
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Grüne
Pandemie
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