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# taz.de -- Organisator der Proteste in Thailand: Der junge Rebell
> Der 22-jährige Student Parit Chiwarak ist einer der Führer von Thailands
> neuer Protestbewegung. Eine Festnahme schüchtert ihn nicht ein.
Bild: Der thailändische Studentenführer Parit Chiwarak bei seiner Freilassung…
Berlin taz | Gerät jetzt in Thailand das autoritäre politische System, in
dem Militärs und reaktionäre Royalisten den Ton angeben, ins Rutschen? Am
Sonntag gab es in Bangkok den größten Protest seit Jahren. Laut [1][Bangkok
Post] forderten nach Polizeiangaben 12.000, laut Veranstaltern 20.000
DemonstrantInnen den Rücktritt der Regierung, eine Reform der Verfassung
samt Beschränkung der Macht von Militär und Königshaus.
Solche Proteste sind Ergebnis beharrlicher Arbeit mutiger AktivistInnen.
Einer von ihnen ist Parit Chiwarak, den alle Pinguin nennen. Der korpulente
22-Jährige war Vorsitzender der Studierendenunion der Bangkoker
Thamassat-Universität. Die kämpfte in Thailands Geschichte schon öfter an
vorderster Front gegen das mächtige Militär.
Parit hatte als einer der Führer des „Freien Jugendforums“ den [2][Protest
am 18. Juli am Bangkoker Demokratiemonument] mitorganisiert. Es war nach
Veranstalterangaben mit 2.500 Teilnehmenden der bis dahin größte Protest
seit dem Militärputsch 2014. Seit dem Putsch herrschte fast Friedhofsruhe.
Die oppositionelle Future-Forward-Partei, die bei den Scheinwahlen 2019
einen Achtungserfolg erzielte, wurde im Februar 2020 verboten. Seitdem
hatten junge Thais, von denen viele nur die Herrschaft von Militärs,
Ex-Militärs und ihren Günstlingen kennen, keine Hoffnung mehr.
## Kritik jetzt auch am Königshaus
Doch jetzt geht die Jugend gegen das autoritäre und korrupte Establishment
in die Offensive. Dabei ist selbst fundamentale Kritik am Königshaus, das
sich hinter dem weltweit strengsten Majestätsbeleidigungsparagrafen
verschanzt, nicht mehr tabu. Denn der [3][Playboykönig Maha Vajiralongkorn]
hält sich lieber in Bayern auf, als seinem Volk in der Heimat in der
Coronakrise beizustehen.
So treffen die seit dem 18. Juli fast täglich mit Witzen und Selbstironie
verkleideten Proteste der Jugend einen Nerv. Selbst der Ministerpräsident
und Putschführer, Ex-General Prayuth Chan-o-cha, wagte nur milde Kritik an
der Herausforderung seiner Macht.
Trotzdem wurde Parit am Freitag festgenommen. Freunde filmten, wie er von
Männern ohne Uniform in ein ziviles Auto gezerrt wurde, und stellten das
unter dem Hashtag [4][#SaveParit] ins Internet. Seitdem wurde das Video 2,6
Millionen Mal geschaut.
## Nicht mehr nur die Jugend
Die Festnahme Parits – bereits die dritte eines Aktivisten in einer Woche –
mobilisierte auch viele Ältere. Gegenüber dem 18. Juli und den Protesten
seitdem war die Beteiligung viel höher.
Parit soll sich für zehn Gesetzesverstöße verantworten, darunter einige,
die mehrjährige Haftstrafen vorsehen, aber auch solche mit Geldstrafen. Die
werden jetzt mit der Coronapandemie begründet, doch erscheint die
Virusbekämpfung als Vorwand, um legitime Proteste zu unterdrücken.
Allerdings traf Parit auf wohlwollende Richter, die ihn am Samstag unter
Auflagen wieder freiließen. Dagegen verstieß er sogleich, als er am Sonntag
am Protest teilnahm, den er mitorganisiert hatte. Thailands
Demokratiebewegung, die sich an der in Hongkong orientiert, dürfte dank
mutiger Aktivisten wie Parit nicht mehr so leicht zu unterdrücken sein.
17 Aug 2020
## LINKS
[1] https://www.bangkokpost.com/thailand/politics/1969211/massive-student-led-?…
[2] /Demokratie-Proteste-in-Thailand/!5701320
[3] /Thailands-Monarch-in-Bayern/!5675208
[4] https://twitter.com/i/status/1294296667189940224
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Thailand
Protestbewegung
Prayuth Chan-ocha
Maha Vajiralongkorn
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