| # taz.de -- Streit um Moschee auf Trikot: 1. FC Köln erteilt Fan Abfuhr | |
| > Ein Anhänger tritt aus dem Fußballverein 1. FC Köln, weil eine | |
| > Ditib-Moschee auf dem neuen Auswärtstrikot prangt. Der Club reagiert | |
| > cool. | |
| Bild: Geißbock und Dom: Eckfahne im RheinEnergie Stadion des 1. FC Köln | |
| Köln taz | Seinen „Austritt aus der Glaubensgemeinschaft 1. FC Köln“ hat | |
| das Mitglied schriftlich erklärt. Und zwar, weil „der FC jetzt mit Trikots | |
| aufläuft, die mit einer Moschee bestückt sind“. Der | |
| Männerfußball-Bundesligist 1. FC Köln nämlich, für alle Ortsansässigen �… | |
| Effzeh“, trägt auf seinem neuen Trikot dezent eine stilisierte Skyline von | |
| Köln, auf der auch die Ehrenfelder Moschee montiert worden ist. | |
| Das islamophobe Ex-Mitglied bescheinigte sich selbst dann gleich noch | |
| mehrerer anderer Phobien, indem es gegen vermeintliche zukünftige rosa | |
| Trikots schimpfte, um „die Weltoffenheit perfekt“ zu machen. Und der FC | |
| reagierte klug. Er konterte mit Veröffentlichung und dem Post eines rosa | |
| Trikots. Er bestätige die Kündigung gern, schrieb der Verein auf Twitter, | |
| und fügte hinzu: „[1][Danke für die Idee mit dem Trikot].“ | |
| Der Klub hat diese Lösung gut abgekupfert. Zuvor hatte Mainz 05 auf ein | |
| rassistisches Kündigungsschreiben ähnlich reagiert und viel positiven | |
| Zuspruch bekommen. Es spricht für die Öffnung des Fußballs, dass sich eine | |
| sarkastische Abwertung von Rassismus mittlerweile auch öffentlich lohnt. | |
| Freilich, ganz so einfach ist es nicht. | |
| Zum einen, weil die Moschee zum mächtigen, [2][Erdoğan-freundlichen | |
| Ditib-Verband] gehört. Das ist allerdings bei einer Skyline das schwächere | |
| Argument, beim Abbild des Doms stört sich ja auch niemand am | |
| erzkonservativen Laden Katholische Kirche. Eine politisch intelligentere | |
| Wahl hätte sich für ein Symbolbild einer Moschee entschieden. Und zweitens, | |
| weil es die Offenheit nur in den unteren Vereinsstrukturen gibt. | |
| ## Widersprüchliche Karnevalisten | |
| Der FC, die Stadt Köln und der Karneval sind verquickt, viel gründlicher | |
| noch als andernorts. Denn da gibt es ja meistens zwei Stadtrivalen: Hertha | |
| und Union, HSV und Sankt Pauli, Bayern und Sechzig. In Köln gibt es nur den | |
| FC. Er spiegelt diese Stadt in all ihren Widersprüchen, in der offensives | |
| Multikulti zum Selbstbild gehört und sich viele Karnevalisten seit | |
| Jahrzehnten sehr ernsthaft gegen Rassismus solidarisieren. | |
| Und es gleichzeitig fertigbringen, ein völlig verkrusteter Haufen | |
| gutbürgerlicher, weißer Männer zu bleiben, dessen Witze vor Rassismus und | |
| [3][Sexismus] strotzen. Eine homogene Gruppe, die voller Überzeugung singt, | |
| wie bunt sie ist und wie toll das sei, und das auch glaubt. Diesen | |
| Widerspruch muss man erst mal hinkriegen. | |
| Der FC fügt sich darin nahtlos ein. An der Basis ist er durchaus bunt und | |
| bisweilen integrativ, trägt auch manches Büdchen türkischstämmiger Kölner | |
| FC-Wimpel. Sein Vorstand aber besteht ausschließlich aus gut betuchten, | |
| älteren weißen Herren. Dass Ober-Karnevalist Markus Ritterbach bis 2019 | |
| auch FC-Vizepräsident war, ist nur das deutlichste Abbild dieser | |
| Klüngelwirtschaft. Ein muslimischer FC-Präsident wäre in diesem | |
| konservativen Kosmos völlig unvorstellbar. | |
| Beteiligung wächst im Fußball sehr langsam von unten nach oben. Es ist also | |
| durchaus interessant, dass der FC es für an der Zeit hält, eine Moschee | |
| prominent aufs Trikot zu setzen. Und ein fröhliches Ausleben eines zutiefst | |
| widersprüchlichen Selbstbildes. | |
| 13 Aug 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/fckoeln/status/1293131816501751808/photo/2 | |
| [2] /Ditib-Moscheegemeinden-in-der-Kritik/!5633852 | |
| [3] /Karneval-und-sexuelle-Belaestigung/!5267183 | |
| ## AUTOREN | |
| Alina Schwermer | |
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