# taz.de -- Agentenparodie „Mossad“: Der Humor der anderen | |
> Lizenz zum Spiel mit Stereotypen? Die filmische Agentenparodie „Mossad“ | |
> bietet eine banale Fassade vordergründiger Witzigkeit. | |
Bild: Blitzgescheite Agenten: „Sie wollen, dass wir denken, dass sie sich bl�… | |
Humor lasse sich nicht übersetzen, lautet eine der vielen Behauptungen, die | |
geradezu verdächtig schnell einleuchten. Als schlagender Beweis werden oft | |
die nationalen Kinohits angeführt, Filme, die in einem Land Millionen | |
Zuschauer ziehen und in anderen völlig ignoriert werden. Eines der | |
leuchtendsten Beispiele dafür ist etwa „Der Schuh des Manitu“ von 2001, mit | |
fast 12 Millionen Kinobesuchern in Deutschland einer der erfolgreichsten | |
Filme der Nachkriegszeit. In Spanien wollten ihn (laut Lumiere-Datenbank) | |
gerade mal noch 30.000 Zuschauer sehen. Der größte Teil Europas und der | |
Welt verzichtete ganz auf einen Kinostart, was man von heute aus gesehen | |
fast mit Erleichterung registriert. | |
Quer zur These aber steht der große internationale Erfolg von Filmen wie | |
„Ein Fisch namens Wanda“ oder „Die nackte Kanone“, die mit Bully Herbigs | |
Komödie eines gemeinsam haben: Sie sind Genreparodien. Womit die | |
„Übersetzbarkeit“ des Humors bereits relativiert wäre: Vielleicht hängt … | |
internationale Erfolg schlicht vom Bekanntheitsgrad der Vorlagen ab? | |
Auf welches Genre es die israelische Genreparodie „Mossad“ abgesehen hat, | |
wird von Anfang an geradezu aufdringlich ins Bild gesetzt: Nicht nur dass | |
der Film, der mit dem Namen von „Nackte-Kanone“-Regisseur Davis Zucker als | |
künstlerischem Berater wirbt, mit dem klassischen Blick durch den | |
Gewehrlauf beginnt, Agent Guy Moran ([1][Tsahi Halevi]) stellt sich kurz | |
darauf auch als „Moran, Guy Moran“ vor, und die Titelsequenz mit | |
Silhouetten sich windender Frauenkörper und vergoldeten Schaschlikspießen | |
beginnt erst nach einer ausgedehnten Actionsequenz. | |
Kein Zweifel also, wir sind in einer Bond-Parodie. Was in diesem Fall aber | |
nicht unbedingt weiterhilft. Denn schnell wird klar, dass der Humor hier | |
weniger aus der Fallhöhe zwischen hoch budgetiertem James-Bond-Glamour und | |
billigem Abklatsch entsteht als vielmehr durch das undurchsichtige Netz aus | |
Bezügen, die sich zwischen populären Darstellern, heiklem Nationalstolz und | |
ein paar hochaktuellen Anspielungen ergeben. | |
Eiserner Wille zum Blödsinn | |
Es fällt also einerseits fast zu leicht, den Plot und seine Umsetzung | |
hanebüchen zu finden: Mossad-Agent Guy Moran wird nach einem misslungenen | |
Einsatz aus dem Dienst entlassen, darf sich dann aber an der Seite einer | |
CIA-Agentin erneut bewähren, als ein amerikanischer Tech-Milliardär | |
entführt wird. Sein Weg ist gepflastert von einfältigen Terroristen ebenso | |
wie von sich dämlich verhaltenden Agenten. | |
Letztere verleiten die blitzgescheite CIA-Agentin Harris (Efrat Dor) sogar | |
dazu, darin eine besonders geniale Taktik zu vermuten: „Sie wollen, dass | |
wir denken, dass sie sich blöd anstellen!“ Einen ähnlichen Verdacht beginnt | |
die Kinozuschauerin bald zu hegen: Vielleicht wollen die Filmemacher, dass | |
wir denken, dass es sich hier um nichts anderes als den schalen Aufguss von | |
Scherzen handelt, die schon bei Austin Powers und Johnny English nicht mehr | |
ganz frisch waren? Weil sich erst hinter dieser banalen Fassade | |
vordergründiger Witzigkeit die Gelegenheit ergibt, mal ganz entspannt mit | |
heiklen nationalen Stereotypen umzugehen? | |
Der sichtliche Spaß, mit dem hier Schauspieler dabei sind, die die | |
erfahrene Netflixguckerin als ernste Charakterdarsteller kennt ([2][Halevi | |
aus „Fauda“], seinen Vorgesetzten Shuki alias Dvir Benedek aus „Messiah�… | |
verleitet dazu, in so manchem Flachwitz einen tieferen Sinn zu vermuten, | |
der durch Übersetzung leidet. Dann wiederum entwaffnet der eiserne Wille | |
zum Blödsinn geradezu, und man erwischt sich sozusagen selbst beim Lachen | |
über Dinge, die man eigentlich gar nicht witzig findet. | |
Und, ehrlich gesagt war das schon bei der [3][„nackten Kanone“] nicht viel | |
anders. | |
12 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Schweizerhof | |
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