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# taz.de -- Arabisch-jüdische Liebe: Ein Schreckgespenst für Extremisten
> Die arabische TV-Moderatorin Lucy Aharish heiratet einen Juden – und
> Rassisten laufen Sturm. Sie reagiert mit Witz statt Wut.
Bild: Eine Araberin liebt einen Juden – und Extremisten auf beiden Seiten lau…
Jerusalem taz | Lucy Aharish ist es gewohnt, angegriffen zu werden. Schon
als Kind musste die einzige Araberin in einer jüdischen Schule die
Hänseleien ihrer Mitschüler aushalten. „Wenn du das jetzt nicht schaffst,
dann wird es dir später auch nicht gelingen“, soll ihr Vater sie damals
ermutigt haben. Die heute 37-jährige erfolgreiche Fernsehmoderatorin hat es
geschafft.
Mit Witz und viel Gelassenheit reagierte sie diese Woche auf die Angriffe
eines Fernsehzuschauers, dem ihre arabischen Grußworte „Massa el-cher“
(„Guten Abend“) zu Beginn ihrer Sendung im israelischen Fernsehen gegen den
Strich gingen. Aharish ließ ihren frisch angetrauten Ehemann, den
Liedermacher und Schauspieler Zachi Halevy zur Gitarre greifen und einen
Song aus den Worten des wütenden Anschreibens machen. Zusammen zogen die
beiden vor die Kamera. „Massa el-cher“ [1][singt sie in dem Clip immer
wieder].
Aharish ist ein Schreckgespenst für die Extremisten auf beiden Seiten.
Jüdische und arabische Rassisten liefen Sturm, als Mitte Oktober die Ehe
mit dem Juden Hanegbi bekannt wurde. Die beiden lernten sich während eines
Interviews vor fünf Jahren kennen, als Aharish ihren Zukünftigen über seine
Rolle in dem Film „Bethlehem“ befragte.
Lange Zeit hielten die beiden ihre Beziehung nicht nur vor der breiten
Öffentlichkeit geheim, sondern auch vor den Eltern der Muslima. Voreheliche
Liebesbeziehungen sind für die traditionell lebende Familie tabu. „Außerdem
hätten meine Eltern es gern gesehen, wenn ich einen muslimischen Mann
geheiratet hätte.“
## Furchtlose Journalistin
Dass das schiefgehen musste, haben die Eltern sich letztendlich selbst
vorzuwerfen. Sie zogen aus Nazareth in die Negew-Stadt Dimona und schickten
ihre drei Töchter auf jüdische Schulen. Immer wieder mussten sich die
Mädchen rassistischen Übergriffen zur Wehr setzen. Ein Tiefpunkt für Lucy
war, ihre beste Freundin dabei zu ertappen, wie sie an die Schulwand die
Worte schrieb: „Lucy ist eine stinkende Araberin. Verschwinde von hier.“
Das war Mitte der 90er Jahre, als palästinensische Terroristen Abschied vom
Messer nahmen und stattdessen mit Bomben gegen Israelis vorgingen. Aharish
hielt dem Stand – mit der Rückendeckung ihrer Eltern und dem Zuspruch ihrer
Mutter. „Du bist eine Araberin, du bist Muslima und Israelin. Auf all das
sollst du stolz sein.“ Und stolz war sie, als sie vor drei Jahren zu den
zwölf ausgewählten Bürgern des Staates gehörte, die bei der offiziellen
Zeremonie am Unabhängigkeitstag eine Fackel zünden durfte.
Aharish sei der Beweis dafür, dass Koexistenz machbar ist, resümierte einer
ihrer Kollegen. Die furchtlose Journalistin kritisiert unnachgiebig beide
Seiten – die palästinensische Hamas, wenn sie [2][Zivilisten als
menschliche Schutzschilde] missbraucht und Israels Regierung [3][für das
Nationalstaatsgesetz] und vieles mehr.
Und sie macht sich gern lustig über die Rassisten, die ihr tag-täglich
begegnen. „Ach wären doch alle Araber so wie du“, ist einer der ihr
verhassten Sätze. Oder: „Du bis Araberin? So siehst du gar nicht aus.“
Ehemann Halevy verlässt am Ende des Clips gelangweilt über das wiederholte
„Massa al-cher“ seiner Frau das Studio während ihm seine Frau nachruft:
„Liebling, schalte nur nachher den Wasserboiler an, gut?“
30 Nov 2018
## LINKS
[1] https://reshet.tv/item/news/todays-talk/season-03/clips/h0yv9-941349/?fbcli…
[2] /Eskalation-im-Palaestinensergebiet/!5507135
[3] /Neues-Nationalstaatengesetz-in-Israel/!5525365
## AUTOREN
Susanne Knaul
## TAGS
Israel
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Palästina
Extremisten
Spielfilm
Palästina
Israel
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