# taz.de -- Statistik über Adoptionen in Deutschland: Familienbild wird flexib… | |
> Die Zahl der Adoptionen in Deutschland sinkt seit Jahren stetig. Eine | |
> bestimmte Form der Adoption hingegen nimmt zu. | |
Bild: Die Zahl der Regenbogenfamilien steigt | |
Ein Kind, nennen wir es Nanna, hat eine Mutter und drei Väter. Einen | |
sozialen, einen biologischen – und dessen Ehemann. Derlei Familienmodelle | |
werden immer häufiger. Aber auch dass Hetero-Zweierpaare sich im Laufe des | |
Lebens neu zusammensetzen, wird zur Norm. Das Familienmodell, nach dem ein | |
Mann und eine Frau in jungen Jahren Kinder bekommen, ist längst keine Norm | |
mehr. | |
Das wirkt sich unter anderem auf die Adoptionszahlen aus. Das Statistische | |
Bundesamt hat am Dienstag neue Zahlen veröffentlicht. Die zeigen: Während | |
Adoptionen allgemein weniger werden (in den vergangenen zehn Jahren sind | |
die Adoptionsbewerbungen um 40 Prozent zurückgegangen), nimmt eine | |
bestimmte Form der Adoption stark zu, die Stiefkindadoption: wenn jemand in | |
einer neuen Beziehung das Kind der neuen Partnerin oder des neuen Partners | |
rechtlich als sein oder ihr eigenes annimmt. | |
2019 waren 63 Prozent aller Adoptionen in Deutschland solche | |
Stiefkindadoptionen. Vor zehn Jahren war es noch etwa die Hälfte. Im März | |
hat das Bundesverfassungsgericht beschlossen, dass die Stiefkindadoption | |
auch für unverheiratete Paare möglich sein muss, was die Zahlen noch mal | |
steigen lassen dürfte. | |
Was wir also sehen: Das Familienbild in unserer Gesellschaft wird | |
flexibler. Praktisch sowieso, aber allmählich kommt auch das Recht | |
hinterher. Nicht alles läuft dabei immer im Sinne der Familien – etwa, dass | |
es für Familien mit zwei Müttern bei Adoptionen [1][neuerdings eine | |
Beratungspflicht] gibt. Im Großen und Ganzen aber fühlt sich der Trend nach | |
Fortschritt an. Auch wenn einige politische Gruppen und Bewegungen sich | |
weiterhin dagegen wehren, ist eine Veränderung und Öffnung des | |
traditionellen Familienbildes nicht mehr aufzuhalten. | |
Dass die anderen Formen der Adoption hingegen weniger werden, erklären die | |
Statistiker*innen übrigens mit den Fortschritten der | |
Reproduktionsmedizin. Künstliche Befruchtung etwa kann einen Kinderwunsch | |
auf biologischem Wege ermöglichen, wo Paare mit Schwierigkeiten, schwanger | |
zu werden, sich früher für eine Adoption entschieden hätten. Derweil | |
besteht aber noch kein Grund zur Sorge um Kinder, die Adoptivfamilien | |
suchen. Die Zahl der zur Adoption vorgemerkten Kinder sinkt ebenfalls, und | |
das Verhältnis zu potenziellen Adoptivfamilien ist mit eins zu fünf | |
weiterhin eines zugunsten der Kinder. | |
6 Aug 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Adoptionen-in-Regenbogenfamilien/!5686809 | |
## AUTOREN | |
Maleen Harten | |
## TAGS | |
Familienpolitik | |
Adoptionsrecht | |
Queer | |
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
Embryonenschutzgesetz | |
Homosexualität | |
Schwerpunkt LGBTQIA | |
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
Familie | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Reform des Embryonenschutzgesetzes: Ärzte wollen Eizellspende erlauben | |
Die Bundesärztekammer fordert eine Liberalisierung des Embryonenschutzes. | |
Die bisher gültige gesetzliche Regelung sei veraltet, so die Mediziner. | |
Gesetzesentwurf Abstammungsrecht: Mutter, Mutter, Kind | |
Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) plant eine Reform des | |
Abstammungsrechts: Lesbische Paare sollen ohne Adoption Mütter werden | |
können. | |
Familien mit mehr als zwei Eltern: Alles andere als kompliziert | |
Statt lesbische Mütter gleichzustellen, wird ihnen eine Beratung | |
aufgedrückt. Besser wäre es, endlich Mehrelternschaft anzuerkennen. | |
Adoptionen in Regenbogenfamilien: Ungleichbehandlung festgeschrieben | |
Der Bundestag reformiert das Adoptionshilfegesetz. Dabei wird für lesbische | |
Partnerinnen eine Zwangsberatung eingeführt. | |
BVerfG zu Stiefkindern Unverheirateter: Adoption soll erlaubt sein | |
Das Bundesverfassungsgericht entscheidet: Eine Heirat soll künftig nicht | |
mehr Voraussetzung sein, um Kinder des Partners adoptieren zu können. |