| # taz.de -- Reform der Wirtschaftswissenschaften: Eine andere Ökonomik nach Co… | |
| > Die Ausbildung an den Universitäten sei realitätsfern, kritisiert die | |
| > Gruppe „Economists for Future“. Sie fordert ein Umdenken. | |
| Bild: Ungleichheit, sollte in die Lehrpläne der Unis – hier ein Wohlhabender… | |
| Hamburg taz | Corona trifft nicht alle gleich hart. Auch der Lockdown hat | |
| Gruppen und Regionen in der Welt unterschiedlich stark getroffen – und | |
| zeigt, dass Herkunft, Hautfarbe und Geschlecht „maßgeblich das Wohlergehen | |
| beeinflussen“. So heißt es jedenfalls in einem am Mittwoch veröffentlichten | |
| Aufruf der Gruppe [1][Economists for Future]. | |
| Der offene Brief soll die Öffentlichkeit auf die anhaltende Mängellage in | |
| der ökonomischen Ausbildung hinweisen. Themen wie Ungleichheit, | |
| Biodiversität und Klima will das neue internationale Netzwerk endlich in | |
| den Lehrplänen der Universitäten verankert wissen. Allein die | |
| deutschsprachige Fassung wurde vorab von drei Dutzend Organisationen aus | |
| Wissenschaft und Zivilgesellschaft unterzeichnet, darunter die | |
| Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, Attac und die Arbeiterkammer | |
| Wien. | |
| Ökonomische Grundlagenveranstaltungen wirken weit über die engen | |
| Fachgrenzen der Wirtschaftswissenschaften hinaus. „Allein in Deutschland | |
| lernen über 600.000 Studierende Semester für Semester hochgradig abstrakte, | |
| einseitige und weltanschaulich problematische Vorstellungen über Ökonomie“, | |
| sagte Lukas Bäuerle, Sprecher von Economists for Future, der taz. | |
| Studierende „aus aller Welt“, von Kenia bis Deutschland, von Großbritannien | |
| bis Chile, hatten im vergangenen Jahr das Netzwerk gegründet. Sie wollen | |
| der Klima- und Umweltkrise mit den Mitteln der Wirtschaftswissenschaft | |
| beikommen. | |
| In ihrem Aufruf [2][„Ökonomische Bildung reformieren“] kritisieren sie die | |
| universitäre Standardlehre aus mehreren Gründen: „Was hier über Wirtschaft | |
| beigebracht wird, hat keinerlei Bezüge zu realen ökonomischen Prozessen | |
| oder Erfahrungen.“ Im Zentrum der Ausbildung stehe die Einübung abstrakter | |
| Denkmethoden, die es Studierenden eher erschwerten, Wirtschaft wirklich zu | |
| verstehen. Der enge Lehrkanon ignoriere dabei sogar den Stand der | |
| ökonomischen Forschung und Erkenntnisse aus der interdisziplinären | |
| Zusammenarbeit beispielsweise mit Meteorologen. | |
| Eine zukunftsfähige Ökonomik müsse konkrete wirtschaftliche Phänomene und | |
| Problemlagen wie die Klimakrise nicht allein besser verstehen, sondern auch | |
| „adäquate Lösungen aufzeigen“, fordert Bäuerle, der an der [3][Cusanus | |
| Hochschule für Gesellschaftsgestaltung] in Rheinland-Pfalz lehrt. Daher | |
| wurde der Aufruf verlinkt mit didaktischen Materialien und | |
| Best-Practice-Beispielen einer pluralen Hochschullehre. Die „Bildung des | |
| Zukunftsfähigen“ in der Lehre zu verankern, sei eine der wichtigsten | |
| pädagogischen Aufgaben der Stunde. | |
| 16 Jul 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hermannus Pfeiffer | |
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