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# taz.de -- Jüdische Aktionswoche der CDU: Komm, wir spielen Juden!
> Mit der Aktion „Von Schabbat zu Schabbat“ will die CDU jüdisches Leben
> abbilden. Doch Jüdinnen und Juden sind nur Projektionsfläche deutscher
> Folklore.
Bild: Das Gegenteil von Gut ist Gut gemeint: Kramp-Karrenbauer fantasierte jüd…
Die CDU spielt seit Beginn dieser Woche das Judentum nach. Ein paar
CDU-Politiker:innen, jüdisch-religiöse Symbole und die Fähigkeit, „Schabbat
Schalom“ in eine Kamera zu sprechen, mehr braucht es dafür nicht. „Von
Schabbat zu Schabbat“ heißt die sogenannte Aktionswoche der CDU, mit der
die Partei, [1][so steht es auf ihrer Website], „jüdisches Leben in seiner
Vielfalt“ abbilden will.
In einer [2][Fotoserie präsentiert Annegret Kramp-Karrenbauer], wie sie
eine Chanukkia in der Hand halten kann. Silvia Breher verkleidet sich für
Purim. Und Stefan Evers, der toppt alles, lässt sich mit Kippa, Tallit und
Gebetbuch ablichten. [3][Jüdisches Leben], wie es sich die CDU
herbeifantasiert.
In Deutschland haben leider viele – und dazu zählen nicht nur
CDU-Politiker:innen – ein ziemlich schräges Bild von Jüdinnen:Juden. In
ihrer Vorstellung läuft der fantasierte Jude die meiste Zeit seines Tages
mit Kippa herum, er hat eine Davidsternkette um den Hals hängen, und unterm
Arm trägt er ständig eine Chanukkia durch die Gegend. Dieser Fantasiejude
lauscht am Abend seiner liebsten Klezmerband und ernährt sich, eh klar, nur
koscher.
Schräg ist dieses Bild deshalb, weil es nicht annähernd etwas mit den
vielen Realitäten jüdischen Lebens in Deutschland zu tun hat. Ein paar
Fantasiejuden mag es geben, ja.
## Säkulare kommen nicht vor
Wer in der Aktionswoche aber nicht auftaucht, das sind die Jüdinnen und
Juden, die religiös sind, aber kein Teil jüdischer Gemeinden, vielleicht
säkular leben und, ja, auch das gibt es, gar nicht deutsch sind.
Jüdinnen:Juden, die russisch sprechen zum Beispiel, aus der ehemaligen
Sowjetunion kommen und bis heute den Großteil jüdischer Menschen in
Deutschland ausmachen, vergisst die CDU nämlich sehr gerne.
Für die Aktion ist das natürlich völlig egal, um Realität geht es da nicht.
„Von Schabbat zu Schabbat“ ist nur eine gängige Inszenierung, in der der
[4][Fantasiejude Projektionsfläche für Folklorevorstellungen] der Deutschen
wird. Man schmückt sich mit ihm, versichert, dass er ganz bestimmt „Teil
von uns“ ist. Und sagt damit gleichzeitig: „Teil von uns“ sind nur die
Juden, die der Vorstellung der christlichen Mehrheitsgesellschaft
entsprechen.
[5][In dem offiziellen Video] zur Aktionswoche sagt eine ältere Frau,
CDU-Mitglied, sie freue sich darüber, dass die Juden da seien, und wünsche
ihnen eine gute Zeit hier. Wenn man ganz böse ist, kann man das so
verstehen: Ihr seid hier nur zu Gast, ihr Juden, vergesst das nicht. In
diesem Sinne: Schabbat Schalom.
17 Jul 2020
## LINKS
[1] https://www.cdu.de/schabbat-schabbat
[2] https://www.facebook.com/CDU/posts/10157509633070415
[3] /Juedischer-Student-ueber-juedisches-Leben/!5637329
[4] /Juedisches-Leben-nach-Anschlag-von-Halle/!5632050
[5] https://www.youtube.com/watch?v=grmi3Ko7XMs&t=112s
## AUTOREN
Erica Zingher
## TAGS
CDU
Jüdisches Leben
Juden
Tradition
Religion
Kippa
Christentum
Judentum
Juden
Schwerpunkt AfD
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