# taz.de -- Ende für Volksbegehren zum Mietenstopp: Am Ende muss der Bund ran | |
> Letztlich wird Karlsruhe darüber entscheiden, ob Länder Mieten in | |
> Eigenregie deckeln dürfen.Wenn nicht, muss die Stunde der Bundespolitik | |
> schlagen. | |
Bild: Trotz Erfolg beim Unterschriftensammeln: Erstmal kein Volksbegehren „6 … | |
Die bayerische Verfassung ist ein schön zu lesendes Werk. Darin steht in | |
Artikel 106, Absatz 1 der ebenso einfache wie eindeutige Satz: „Jeder | |
Bewohner Bayerns hat Anspruch auf eine angemessene Wohnung.“ Spätestens | |
seit Donnerstag wissen die Bürger Bayerns, welche Bedeutung diese Aussage | |
für das konkrete Leben hat: Im [1][Zusammenhang mit dem Volksbegehren | |
„Sechs Jahre Mietenstopp“] sei sie „irrelevant“, sagte Bayerns | |
Verfassungsgerichtspräsident Peter Küspert wörtlich. Sprich: | |
Verfassungslyrik. | |
Für die Mieter in München und anderen Städten, von denen viele | |
existenzielle Angst haben und fürchten, die nächste Erhöhung nicht mehr zu | |
verkraften, ist das Urteil ein Schlag. Die rechtlichen Winkelzüge, mit der | |
[2][das Mietenstopp-Bündnis ein Landesgesetz formen wollte], mögen kühn | |
gewesen sein. Sie haben dem trocken-analytischen Blick der | |
Verfassungsrichter nicht standgehalten, die das Volksbegehren nicht | |
zuließen. | |
Dass es aber so weit gekommen ist, dass 52.000 Bürger unterschrieben haben | |
und bei Zulassung die Landesregierung in arger Schwierigkeit gesteckt | |
hätte, zeigt die Dimension des Problems. Bundesrecht geht vor – doch mehr | |
Differenzierungen für Länder und Regionen sind dringend nötig. München oder | |
Berlin sind nicht die Oberpfalz oder die Lausitz. Darauf muss der Bund | |
eingehen und daran arbeiten, wie das zu verändern ist. Wenn die Mieten | |
nicht einmal für sechs Jahre eingefroren werden können, dann schreitet die | |
Gentrifizierung immer weiter voran, und dann verlässt auch die finanzielle | |
Mittelschicht die Städte. | |
Der bayerische Mietenstopp und der Berliner Mietendeckel hängen zusammen, | |
auch wenn sie sich inhaltlich unterscheiden. Letztlich wird Karlsruhe | |
darüber entscheiden, ob Länder so etwas in Eigenregie dürfen. Wenn nicht, | |
dann muss die Stunde der Bundespolitik schlagen. Für CDU/CSU und erst recht | |
für den neuen großen Kümmerer Markus Söder reicht es dann nicht mehr, | |
phrasenhaft von mehr Neubau und der Selbstregulierung des Marktes zu reden. | |
Und ansonsten wegzuschauen. | |
16 Jul 2020 | |
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## AUTOREN | |
Patrick Guyton | |
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