| # taz.de -- Notstand in Krisenregion Darfur: Störfeuer gegen Sudans Frieden | |
| > Die Befriedung der Bürgerkriegsregion ist eine Bewährungsprobe für die | |
| > neue Regierung. Ausgerechnet jetzt töten wieder Milizen Demonstranten. | |
| Bild: UN-Friedenstruppe in Darfur | |
| Nairobi taz | Einerseits führt Sudans Regierung Friedensgespräche für | |
| Darfur – andererseits hat sie für die Provinz Nord-Darfur den Notstand | |
| ausgerufen. Am Montag hatten Milizionäre auf Motorrädern, Pferden und | |
| Kamelen in der Stadt Fata Borno in Nord-Darfur 13 Demonstranten getötet. | |
| Ein Tag zuvor starb ein Aktivist, als die Polizei ein Sit-in im | |
| nahegelegenen Kutum auseinanderjagte. | |
| Die Demonstranten fordern mehr Sicherheit in Darfur und ein Ende der | |
| Angriffe bewaffneter Gruppen, die nach ihrer Überzeugung von der Regierung | |
| unterstützt werden. Die Polizei griff Montag nicht ein, als die Milizen | |
| attackierten. Mohammed Ibrahim Abdel-Karim, Gouverneur von Nord-Darfur, | |
| beschuldigt die Demonstranten, mit Steinen und Messern Autos von | |
| Regierungsvertretern angegriffen zu haben, die gekommen waren, um ihre | |
| Forderungen zu besprechen. Auch sollen die Protestierenden das Polizeibüro | |
| in Kutum angezündet haben. | |
| Videos auf sozialen Medien zeigen, wie Verletzte in Kutum weggetragen | |
| werden und schwarzer Rauch aufsteigt aus brennenden Gebäuden. Die | |
| sudanesische Gewerkschaft SPA, treibende Kraft hinter dem Volksaufstand, | |
| der 2019 zum Sturz des langjährigen sudanesischen Diktators Omar Hassan | |
| al-Bashir führte, verurteilte den Angriff auf die Sit-ins in Darfur. Die | |
| Angreifer hätten auch Häuser und den Markt abgebrannt und Vieh gestohlen, | |
| so die SPA. | |
| „Es war ein Angriff der Janjaweed auf ein friedliches Sit-in“, meint | |
| Mohammed Abdel-Rahma, Sprecher der Rebellenbewegung SLM-AW in Darfur. Die | |
| Janjaweed waren zum Höhepunkt des Bürgerkrieges in Darfur eine | |
| paramilitärische Miliz, die zahlreiche Verbrechen an der nichtarabischen | |
| Zivilbevölkerung beging und von Sudans Militär ausgerüstet wurde. Der | |
| Darfur-Konflikt begann etwa 2003, als die nichtarabische Bevölkerung der | |
| Region in den Aufstand trat. Der Bürgerkrieg hat rund 300.000 Tote | |
| gefordert. Gegen den damaligen [1][Präsidenten Bashir gibt es einen | |
| Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs] wegen Völkermordes in | |
| Darfur. | |
| ## Die Lage in der Region ist angespannt | |
| Die Armee hat jetzt nach Kutum und Fata Borno Truppen geschickt, auch nach | |
| Kabkabiya, Hauptquartier der arabischen Milizen. Sudan hat jetzt eine | |
| Übergangsregierung aus Zivilisten und Militär, [2][die das Land | |
| demokratisieren soll]. Sie versucht, nicht nur die Rebellion in Darfur in | |
| den Griff zu bekommen, sondern auch die Konflikte in verschiedenen anderen | |
| Teilen des Landes zu beenden. Gespräche darüber werden in Juba geführt, | |
| Hauptstadt des 2011 von Sudan abgespaltenen Südsudan. | |
| Anfang dieser Woche wurde in Juba zwischen Sudans Regierung und | |
| Darfur-Rebellen nach langen Verhandlungen ein Abkommen über die | |
| Machtteilung erzielt. Es gibt in der Region zwar seit Langem keine großen | |
| Kämpfe mehr, aber die Lage ist noch immer angespannt. Der Großteil der | |
| Bevölkerung lebt noch immer in Lagern für Vertriebene. Das neue Abkommen | |
| ist zwar ein wichtiger Schritt, aber es gibt noch viele Probleme, die | |
| gelöst werden müssen. So gibt es noch immer keine Übereinkunft über die | |
| Integration der Kämpfer der verschiedenen bewaffneten Gruppen in die | |
| sudanesische Armee. | |
| Der Vertreter der Regierung bei den Friedensgesprächen ist ausgerechnet | |
| General Mohamed Hamdan Daglo, Vizevorsitzender des Souveränen Rates, die | |
| höchste Macht im Land. Er ist der Chef der Rapid Support Forces (RSF), eine | |
| paramilitärische Gruppe in der Armee, die ihren Ursprung in den Janjaweed | |
| hat. Daglo, bekannt unter seinen Spitznamen Hametti, war einst ein Anführer | |
| der Janjaweed. Sein Name erzeugt bis heute noch große Angst unter der | |
| Bevölkerung in Darfur. | |
| 14 Jul 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ilona Eveleens | |
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