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# taz.de -- Friedensabkommen für Sudan: Kriegsende fast in Sicht
> Sudans Übergangsregierung schließt Frieden mit den Rebellen von Darfur
> und den Nuba-Bergen. Aber wichtige Anführer sind nicht dabei.
Bild: Hier ist der Vertrag! Sudans Interimspräsident General Burhani mit dem �…
Nairobi taz | Sudans Regierung und eine Koalition von Rebellengruppen haben
ein Friedensabkommen unterzeichnet. Die Zeremonie fand am Montag in Juba
statt, Hauptstadt von Südsudan, das sich 2011 unter Führung seiner
ehemaligen Rebellen von Sudan abspaltete und damit Vorbild für andere
Rebellen des Landes wurde.
Seit Ende 2019 vermittelte Südsudan zwischen Sudans neuer
Übergangsregierung und den teils seit Jahrzehnten kämpfenden Gruppen in den
an Südsudan angrenzenden sudanesischen Provinzen Süd-Kordofan und Blue Nile
sowie im westsudanesischen Darfur.
Das „Juba Peace Agreement“ umfasst Vereinbarungen über Sicherheit,
Landeigentum, Justiz, Machtverteilung und die Rückkehr von Vertriebenen.
Rebellen sollen in Sudans Armee aufgenommen werden.
Sudans Premierminister Abdalla Hamdok gab in Juba bei der
Unterzeichnungszeremonie zu, dass das Abkommen länger auf sich warten ließ
als anfangs gedacht. „Wir realisierten, wie komplex die ganze Sache ist“,
sagte er.
## Nicht alle Rebellengruppen machen mit
Das Abkommen von Juba ist zwar ein wichtiger Schritt, um die verschiedenen
tief verwurzelten Konflikte Sudans zu beenden, aber nicht alle
Rebellengruppen machen mit. Der von Abdulwahid al-Nur geführte Flügel der
größten Darfur-Rebellenbewegung SLA (Sudanesische Befreiungsarmee) will
sich erst beteiligen, wenn die Regierung die arabischen Janjaweed-Milizen
in Darfur entwaffnet hat.
Deren ehemaliger Chef [1][Hamdan „Hametti“ Daglo] ist mittlerweile Nummer
zwei der Regierung Sudans, leitet aber die Regierungsdelegation in Juba und
hat jetzt auch für die Regierung das Abkommen unterzeichnet.
Deswegen zog sich auch ein Teil des ehemaligen Nordflügels der in Südsudan
regierenden SPLM (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung), die [2][in
Süd-Kordofans Nuba-Bergen] und Blue Nile weiterkämpft, aus den
Verhandlungen zurück.
## Gewalt in Darfur flammte unlängst wieder auf
[3][Der Krieg in Darfur], der vor 17 Jahren anfing, hat etwa 300.000 Tote
und zwei Millionen Vertriebene produziert. Erst im Juli gab es in Darfur
[4][erneut Dutzende Tote], als arabische Milizen auf Pferden, Kamelen und
Motorrädern Dörfer angriffen. Das fiel zusammen mit dem Beginn der
Regenzeit.
Die meisten der Vertriebenen Darfurs sind Bauern, die nach dem [5][Sturz
von Sudans Diktator Omar Hassan al-Bashir] voriges Jahr hofften, dass ihr
Leben wieder wie früher werden würde. Also zogen sie zu ihren alten Äckern,
um zu säen und zu pflanzen. Dort gibt es nach so vielen Jahren Abwesenheit
allerdings neue Bewohner, und die arabischen Völker in Darfur, die vor
allem von der Viehzucht leben, sehen die Rückkehr von Vertriebenen als
Bedrohung. So flammen jetzt die alten Konflikte wieder neu auf.
Darfuris haben noch immer großes Misstrauen gegen die sudanesische Armee.
Die Streitkräfte haben zwar 2019 Bashir gestürzt, aber ihre eigene Führung
hat sich kaum geändert, auch weil jetzt die aus den Janjaweed-Milizen
entstandenen [6][Rapid Support Forces (RSF)] unter Hametti Teil der Armee
sind.
## Rebellenchef der Nuba-Berge skeptisch
Der Teil der SPLM-Nord, der wegen Hametti das Abkommen boykottiert, wird
von Abdulaziz al-Hillu geleitet, einer der erfolgreichsten
Rebellenkommandanten [7][in den Nuba-Bergen] und in Blue Nile. Die zwei
Gebiete widersetzten sich immer dem Bashir-Regime und kämpften für eine
säkulare, nicht islamistische Republik.
Hillu zog sich zurück aus den Verhandlungen, weil RSF-Truppen, wie er
sagte, „noch immer unbewaffnete Bürger in verschiedenen Teilen Sudans
angreifen“.
So ist die Frage, ob dieses Friedensabkommen Sudan wirklich Frieden bringen
kann. Dass der gefürchtete Hametti der Zeremonie in seiner Armeeuniform
beiwohnte, war ein deutliches Zeichen. Aber mit den verschiedenen
Rebellenführern, die als gemeinsame Sudanesische Revolutionäre Front (SRF)
auftraten, wagte er ein Tänzchen unter den Augen des südsudanesischen
Präsidenten und Vermittlers Salva Kiir.
31 Aug 2020
## LINKS
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## AUTOREN
Ilona Eveleens
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