# taz.de -- Lockerung der Corona-Verordnung: Volltreffer für den Sport | |
> Verstöße gegen die Abstandsregelung würden nicht länger geahndet, sagt | |
> Sportsenator Geisel (SPD). Der Senat soll nun die Coronaverordnung | |
> ändern. | |
Bild: Für Vollkontakt beim Fußball gibt's künftig wieder maximal eine Rote K… | |
BERLIN taz | Voraussichtlich noch Ende Juli wird der rot-rot-grüne Senat | |
die Corona-Eindämmungsverordnung für den Amateursport anpassen. Auf der | |
Senatssitzung am 21. Juli soll es eine „Freigabe auch für den Kontaktsport“ | |
geben, teilte Sportsenator Andreas Geisel (SPD) am Montag mit. Er habe | |
seine Verwaltung damit beauftragt, „eine entsprechende Entscheidung“ | |
vorzubereiten. Sportarten wie Rudern, Fuß- oder Handball wären damit wieder | |
vollumfänglich erlaubt – „in festen Trainingsgruppen und unter Einhaltung | |
eines Nutzungs- und Hygienekonzepts“, sagte Geisel. | |
Konkret heißt das im Trainingsalltag für die Vereine, dass Verstöße gegen | |
die Abstandsregeln auf dem Sportplatz ab sofort nicht mehr geahndet werden | |
sollen, die Bußgeldanordnung also außer Kraft gesetzt wird – bis der Senat | |
die Änderung der Coronaverordnung Ende Juli beschließen soll. | |
Beim Landessportbund (LSB) gab man sich erleichtert: „Da ist uns ein großer | |
Stein vom Herzen gefallen“, sagte Präsidiumsmitglied Karsten Finger der | |
taz. „Offenbar hat es Wirkung gezeigt, dass die Sportverbände zuletzt | |
nochmal Druck gemacht haben.“ Erst am Montagvormittag hatte der | |
Landessportbund, der 690.000 Mitglieder organisiert, in einem offenen Brief | |
an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) geschrieben, das | |
„Unverständnis über teilweise nicht nachvollziehbare Regeln und | |
Ungleichbehandlung“ wachse. | |
Die sportpolitische Sprecherin der Grünen, Nicole Ludwig, sagte, nun | |
brauche es als nächsten Schritt auch für den Kontaktsport in geschlossenen | |
Räumen „klare Regeln“. | |
## Zehn Zentimeter zu wenig | |
Während der Senat die Einschränkungen in der [1][Coronaverordnung für große | |
Teile des öffentlichen Lebens] zuletzt wieder kräftig gelockert hat, gilt | |
das für einen Bereich noch nicht: den Amateursport. Hier ist Berlin im | |
Ländervergleich sogar am strengsten, bei allen Sportarten gilt laut | |
Verordnung der Mindestabstand von 1,50 Meter. Schwierig insbesondere für | |
Mannschaftssportarten wie Fußball, Handball oder Hockey. Aber auch der | |
Ruderverband hatte öffentlich Kritik geäußert: Rudern im Vierer und Achter | |
sind verboten, weil der Abstand zwischen den Sitzen nur 1,40 Meter statt | |
der vorgeschriebenen 1,50 Meter beträgt, also gerade mal zehn Zentimeter | |
fehlten. | |
Theoretisch wurde bei Verstößen gegen die Abstandsregeln [2][ein Bußgeld] | |
zwischen 50 Euro und 250 Euro pro SportlerIn fällig – was allerdings quasi | |
nicht kontrolliert wurde. | |
Erst am Freitag hatte der Berliner Fußballverband, mit 170.000 Mitgliedern | |
der größte Verband im Landessportbund, den „schnellen Wiedereinstieg in den | |
Trainings- und Wettkampfbetrieb mit Kontakten“ gefordert. Dort hat man | |
inzwischen ein umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet, dass unter anderem | |
eine „Dokumentationspflicht der Anwesenden“ bei Training, Desinfektion und | |
Lüftung der Kabine und das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in Innenräumen | |
vorsieht. | |
Dennoch sei die Reaktion des zuständigen Staatssekretärs auf das Konzept | |
vergangene Woche „zurückhaltend bis ablehnend“ ausgefallen, sagt eine | |
Sprecherin der taz. Man habe die Sportverwaltung deshalb nochmal | |
aufgefordert, „intensiver“ zu prüfen. | |
Das ist nun geschehen. Sollte nächste Woche Dienstag die Coronaverordnung | |
entsprechend angepasst werden, „gibt es noch Hoffnung für die Saison | |
2020/21, etwa in der [3][Regional- und Oberliga]“, so die BFV-Sprecherin. | |
Die beginne Ende August. Die SpielerInnen seien vor allem frustriert, weil | |
in den anderen Ländern bereits wieder voll trainiert werde und der | |
Trainingsrückstand wachse. Ziel für den Amateurfußball sei ein | |
Wettkampbetrieb ab September, hieß es aus Geisels Verwaltung am Montag. Zur | |
Kontaktverfolgung und „sofortigen Eindämmung bei etwaigen | |
Infektionsgeschehen“ müssten „grundsätzlich Teilnehmerlisten erstellt“ | |
werden. | |
Finger vom LSB, der auch Vorsitzender des Landesruderverbands ist, sieht | |
bereits einen Hoffnungsschimmer für die Langstreckenregatta am 10. Oktober | |
von der Schleuse Charlottenburg zum Haus der Kulturen der Welt, die | |
immerhin seit 91 Jahren stattfindet. „Auch wenn man dann wahrscheinlich auf | |
den gemeinsamen Umtrunk bei der Siegerehrung verzichten muss.“ | |
Für den Profisport gelten die Kontaktverbote ohnehin nicht mehr: | |
[4][KaderathlethInnen und Bundesligateams] können mit beantragter | |
Ausnahmegenehmigung schon länger wieder in die Vollen gehen. | |
13 Jul 2020 | |
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## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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