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# taz.de -- Heftige Proteste in Belgrad: Serbische Früchte des Zorns
> Vučićs Regierung ist in einer unangenehmen Situation. Womöglich wird das
> autoriäre Regime hinweggefegt.
Bild: Ein Demonstrant stellt sich vor die Polizei, die nicht vorhat, auch nur e…
In [1][Belgrad ist der akkumulierte Zorn ausgebrochen]. Die unterdrückte
Wut. Acht Jahre lang haben die Bürger Serbiens beobachtet, wie sich das
Land in eine Autokratie verwandelt, in ein Ein-Mann-System, [2][wie
Aleksandar Vučić Politik und Gesellschaft Schritt für Schritt, Schlacht
für Schlacht beherrschte].
Acht Jahre lang hatte man sich hier von den Medien für blöd verkaufen
lassen. [3][Fast ohne Widerstand] sah man zu, wie die wirkliche
Wirklichkeit in [4][den gesteuerten Medien in eine Vučić genehme
Scheinwirklichkeit] umgeformt wurde, bis man eines Morgens aufwachte und
sich in einen Untertanen verwandelt sah.
Acht Jahre lang hatten sich die Menschen mehr und mehr vor einer
aggressiven Politik zurückgezogen, die keinen Dialog kennt, keine Kritik
duldet, und die die über 700.000 Parteigenossen von Vučić in jeder Hinsicht
bevorzugt. Man versuchte es mit friedlichen Protesten, man blies in die
Trillerpfeifen, man schlug in die Töpfe und stieß nur auf Hohn und Zynismus
und, immer wieder, auf die verdrehte Darstellung der Tatsachen. Das Regime
forderte buchstäblich, dass die Bürger den eignen Augen und Ohren nicht
glauben, die Reihen um den großen Vučić schließen und serbische Fahnen
hochhalten.
Bei den aktuellen Demos in Belgrad nehmen sehr viele sehr junge Menschen
teil. Der Großteil der Demonstranten sind brave Bürger, die endgültig die
Schnauze voll haben von der Abnormalität, in der sie gezwungen sind zu
leben. Man kann erschrockene Gesichter sehen, wenn die Polizei mit voller
Kampfausrüstung auf sie loszieht. Und trotzdem haben sich die Menschen
diesmal nicht zurückgezogen.
Die Demonstranten haben sich spontan versammelt, folgten keiner politischen
Partei. Und es gibt niemanden, der den Unmut auf der Straße kanalisieren
könnte, deshalb werden die Proteste wahrscheinlich bald abflauen.
Trotzdem befinden sich Vučić und seine Regierung in einer ziemlich
unangenehmen Situation. Denn, einerseits, löst Gewalt ja am Ende doch immer
noch mehr Gewalt aus. Anderseits darf ein autoritäres Regime keinen
Zentimeter nachgeben, sonst wird es – wie das Scheinbild der Normalität in
den von ihm kontrollierten Medien – weggefegt. Die Demos werden ganz sicher
mit voller Wucht zurückkehren.
9 Jul 2020
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## AUTOREN
Andrej Ivanji
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Belgrad
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