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# taz.de -- Die Wahrheit: Rezo und die Verkniffenen
> Ein junger Youtuber zerstört die Presse? Das können die altgebliebenen
> Medien wie „Bild“ und „FAZ“ schon ganz wunderbar allein.
Bild: Der alte Zerstörer hat wieder zugeschlagen
Der junge Herr Rezo leistet eine erfreuliche Arbeit mit seinen
Zerstörungsvideos. Ihm ist eine Übertragung der aufklärerischen Polemik in
das Youtube-Milieu gelungen, und ihm hören eine knappe Stunde lang mehr
mutmaßlich junge Zuschauer zu, als die meisten Printzeitungen an
altersschwachen Mümmelgreisen überhaupt noch erreichen können. Wohl auch
deshalb fällt die Resonanz der per Video „zerstörten“ Presse so verkniffen
aus.
Sicherlich, Rezos Sprachstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Aber die
Eltern haben sich auch über unsere Sprechweise empört, so geht das seit
30.000 Jahren. Lustig ist aber, dass ausgerechnet Verbalhooligan,
Gewohnheitssprachschänder und Bild-Chef Julian Reichelt auf Twitter, dem
Medium der gehobenen Konversation, an Rezo schreibt: „Du machst Dein Geld
und Deinen Ruhm auf einer Plattform, Youtube, die mit verantwortlich ist
für die Verbreitung übelster Verschwörungstheorien.“
Was für Reichelt selbstverständlich superärgerlich ist, denn für derlei
Behuf gibt es ja bereits eine Nummer-eins-Plattform: Bild. Und: „Dein
mediales Zuhause ist auch die Heimat der Verschwörungstheoretiker,
Rassisten, Hetzer.“ Stimmt, schließlich hat Bild ebenfalls einen
Youtube-Kanal. „Ich bin dieses schreckliche Millenial-Social-Media-Deutsch
so leid.“ Wer, wenn nicht Julian Reichelt, hat dazu jedes Recht? Wo doch
zeitgleich bei Bild die Schlagzeilen prangen: „Was ist für mich im
Wumms-Paket drin?“, „Killer-Neonazi in Super-Knast verlegt“ und „Mega-Z…
um Malle-Eröffnung“.
Noch lustiger ist die Reaktion der FAZ, die im Redaktionskeller gewühlt
hat, um eine Art Philipp Amthor hervorzuzuzeln, den jungen (!)
Politikredakteur Constantin van Lijnden, der in einem Video (!!) auf
Youtube (!!!) ranmuss. Man sieht ihn konzentriert tippen, bis er sich
abwendet und sagt: „Ach, Rezo, das bringt doch alles nichts. Ich wollte ja
eigentlich gerade einen Text über deinen neusten Clou schreiben, aber ich
hab’s mir anders überlegt. Denn wenn wir ehrlich sind, werden die 2,7
Millionen, die sich das inzwischen angeguckt haben, morgen wohl eher nicht
zum Kiosk gehen und sich die FAZ kaufen, um zu erfahren, warum der coole
Typ mit den blauen Haaren in Wahrheit nur billige Propaganda in eigener
Sache betreibt.“
Allerdings werden sie sich auch ganz sicher nicht das ungelenke, schlecht
abgelesene, amateurhaft geschnittene, mit grauenhafter Hintergrundmusik vor
einer absurden Fensterbrett-Kulisse aufgenommene Filmchen von van Lijnden
anschauen, in dem er hilflos mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft
malt und grimmig-entschlossen zu gucken versucht, während er in Wahrheit
nur billige Propaganda in eigener Sache betreibt. Zumal wenn dieses Video
schon mit einer so dreisten Lüge beginnt: Denn selbstverständlich hat van
Lijnden es nicht aufgegeben, seinen Text zu schreiben, sondern ihn schön
brav in der gedruckten FAZ veröffentlicht.
Mission Selbstzerstörung läuft – Chapeau, Rezo!
10 Jul 2020
## AUTOREN
Heiko Werning
## TAGS
Rezo
Bild-Zeitung
Medienkritik
Schwerpunkt Klimawandel
IG
Berlin
Kolumne Die Wahrheit
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Verschwörungsmythen und Corona
Schwerpunkt Coronavirus
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