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# taz.de -- Versagen der Finanzaufsicht bei Wirecard: BaFin-Chef kämpft um sei…
> Felix Hufelds Zukunft ist nach seinem Auftritt im Finanzausschuss des
> Bundestags unklar. Seine Behörde hatte sich schützend vor Wirecard
> gestellt.
Bild: BaFin-Chef Felix Hufeld gerät wegen des Wirecard-Skandals immer mehr unt…
Berlin taz | Es könnte einer seiner letzten öffentlichen Auftritte als
Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)
gewesen sein: Felix Hufeld hat am Mittwoch den Abgeordneten im
Finanzausschuss des Bundestags wegen des [1][Wirecard-Skandals] Rede und
Antwort gestanden. Der 59-Jährige hatte einiges zu erklären. Denn seine
Behörde hat in der Affäre um den DAX-Konzern, bei dem immerhin fast 2
Milliarden Euro verschwunden sind oder nie existiert haben, [2][eine Menge
falsch gemacht].
Hufeld verkörpert das Problem der deutschen Finanzaufsicht: zu wenig
Distanz zu den Branchen, die überwacht werden sollen. Das hat Folgen für
die Kontrolle, denn die Unternehmen bekommen von der Aufsicht einen
Vertrauensvorschuss, den sie nicht verdient haben. Hufeld begann seine
Karriere bei einem Unternehmensberater. Später war er Deutschland-Chef bei
Marsh, einem der größten Versicherungsmakler der Welt. In dieser Funktion
hatte er geschäftlich viel mit den wichtigsten Managern der deutschen
Assekuranz zu tun – die er später kontrollieren sollte. Denn nach einer
kurzen Episode bei Finanzunternehmen wurde der Vater zweier Kinder
Exekutivdirektor der Versicherungsaufsicht bei der BaFin. Seit März 2015
ist er Präsident der BaFin.
Jetzt ist Hufeld schwer unter Druck, die Opposition fordert wegen des
Wirecard-Skandals bereits personelle Konsequenzen bei der BaFin. Wirecard
hat als erster DAX-Konzern Insolvenz anmelden müssen. Über viele Jahre ist
der BaFin nicht aufgefallen, dass bei dem Finanzdienstleister etwas
ziemlich schiefläuft. Hufelds Behörde verzichtete 2017 darauf, Wirecard als
Finanzkonzern einzustufen und nahm sich damit weitgehendere
Kontrollbefugnisse. Damals erschienen die ersten Berichte über
Unregelmäßigkeiten.
Hufelds Verteidigungslinie in der nicht-öffentlichen Sitzung des
Finanzausschusses hat offenbar so ausgesehen wie die, die der Cello-Spieler
bei einer Sitzung des BaFin-Verwaltungsrats gefahren hat: Dort hat Hufeld
den Vorwurf der Schlamperei im Fall Wirecard zurückgewiesen. Die BaFin habe
nichts machen können, die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) sei
von Rechts wegen zuständig gewesen. Die hatte die BaFin im Februar 2019 mit
einer Prüfung beauftragt. Aber das war offenbar eine
Pro-forma-Angelegenheit. Denn Hufeld und seine KontrolleurInnen unternahmen
nichts, als einfach kein Bericht kam.
## BaFin braucht Neustart
OppositionspolitikerInnen konnte Hufelds Auftritt jedenfalls nicht
besänftigen. Es seien nach wie vor viele Fragen offen, sagten mehrere
Abgeordnete nach der Sitzung. Unklar ist nach wie vor, warum die BaFin
Wirecard nicht als Finanzkonzern eingestuft hat. „Auf ein Systemversagen zu
verweisen, reicht nicht“, kritisierte die Grünen-Finanzexpertin Lisa Paus.
„Klar ist: Nach einer umfassenden Fehleranalyse braucht es einen Neustart
der BaFin.“ Es sei weiter offen, ob das mit Hufeld möglich sei, sagte sie.
Denn wenn es darum ging, Wirecard zu schützen, hat Hufelds Behörde
allerdings durchaus gehandelt. Auf kritische Berichte in der Financial
Times über [3][Bilanzmanipulationen] bei Wirecard reagierte die Behörde
nicht mit einer akribischen Untersuchung der Vorwürfe. Sie stellte
Strafanzeige – gegen die Journalisten und einen Aktienhändler, der sein
Geld mit Wetten auf Kursverluste macht. Gleichzeitig sendete die Behörde
vertrauensbildende Signale für Wirecard in den Kapitalmarkt, indem sie
Leerverkäufe der Aktien verbot, mit denen auf fallende Kurse spekuliert
wird.
1 Jul 2020
## LINKS
[1] /Skandal-um-Dax-Konzern-Wirecard/!5697275
[2] /Wirecard-Chef-festgenommen/!5696823
[3] /Wirecard-Chef-festgenommen/!5696823
## AUTOREN
Anja Krüger
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