| # taz.de -- Bilanzskandal bei Wirecard: Rücktritt von Vorstandschef Braun | |
| > Der Zahlungsdienstleister versinkt in einem Bilanzskandal | |
| > shakespeareschen Ausmaßes. Der Vorstandschef bewahrt so etwas wie | |
| > Haltung. | |
| Bild: Nach Bilanzskandal shakespearescher Dimension mit bizarrem Firmenvideo tr… | |
| Früher hätte man vielleicht gesagt, die 30 Firmen im Deutschen Aktienindex | |
| gehören zur Corona der deutschen Wirtschaft. Aber daran kann sich nach | |
| Peanuts bei der Deutschen Bank, dem steuerhinterziehendem Post-Chef Klaus | |
| Zumwinkel oder VW-Dieselgate kaum noch jemand erinnern. | |
| [1][Und selbst Wirecard hat die Pandemie nicht genützt], in der viel mehr | |
| digital bezahlt wird. Weil Bezahlen via Smartphone oder Kreditkarte boomt, | |
| war die mausgraue Firma aus Aschheim bei München 2018 in die | |
| Aktienbundesliga aufgestiegen, die uralte Commerzbank dafür herausgeflogen. | |
| Bei jedem Bezahlvorgang kassiert der Konzern zwar nur 1,4 bis 1,7 Prozent | |
| der Summe. Aber: Läppert sich. Firmenchef Markus Braun galt als Visionär, | |
| der mit seinem Start-up miefigen Altbanken zeigte, wie Cash einfahren heute | |
| geht. | |
| Doch gerade saufen Braun und Wirecard in einem Bilanzskandal | |
| shakespearescher Dimension ab – 5.000 Mitarbeiter sind mit an Bord. | |
| Immerhin: Braun tauchte nicht ab. In einem nicht unbizarren Firmenvideo | |
| versuchte er noch Donnerstagnacht angesichts des Dramas Haltung zu | |
| bewahren. | |
| 1,9 Milliarden Euro, etwa ein Viertel der gesamten Wirecard-Bilanz, sind | |
| nicht mehr nachweisbar, futschikato. Zwei Banken auf den Philippinen, wo | |
| das Geld liegen soll, dementierten, Geschäftsbeziehungen zu Wirecard zu | |
| haben. Die Veröffentlichung des Jahresberichts musste zum vierten Mal | |
| verschoben werden. | |
| ## Nicht mal weinerlich | |
| Wirecard drohen Klagewelle, Zerschlagung oder auch das Verbot aller | |
| Geschäfte. Braun sagte dennoch gefasst und mit auf dem Tisch nach oben | |
| gespreizten Händen, die Wirecard AG sei wohl „in einem Betrugsfall | |
| erheblichen Ausmaßes zum Geschädigten geworden“ – und klang nicht mal | |
| weinerlich. | |
| Wie ein Blitzableiter wies er lange alle Schuld von sich. Und musste doch | |
| am Freitagmittag zurücktreten. Gerade war der Börsenwert seiner Firma | |
| binnen 36 Stunden um 10 Milliarden Euro geschrumpft. Passt genau: [2][Braun | |
| hatte stets die Story verbreitet,] Wirecard sei im Visier von Spekulanten, | |
| die von fallenden Kursen profitieren wollen. Für viele geht er als Held. | |
| Respekt auch für die KollegInnen von der Financial Times: Die FT hat als | |
| Erste bereits vor gut einem Jahr auf Ungereimtheiten bei Wirecard | |
| hingewiesen. Und ist dabei geblieben. | |
| 19 Jun 2020 | |
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| Kai Schöneberg | |
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