# taz.de -- Islamophobie-Vorwürfe gegen Österreich: Schuld ist der Ali | |
> Der Europarat wirft Österreich Islamfeindlichkeit vor. Vor allem die FPÖ | |
> und ÖVP schüren bewusst Ressentiments. | |
Bild: Steht gerade noch so: Ein Kreuz auf einem Berg in Österreich | |
Der Europarat wirft Österreichs Politik und Gesellschaft | |
[1][Islamfeindlichkeit] vor. Die Kritik ist nicht neu und kommt nicht | |
überraschend, ist doch die teils offene, teils subtile Rhetorik gegen | |
„Gruppen, die sich nicht integrieren wollen“ unentbehrlicher Bestandteil | |
des Narrativs, das [2][die FPÖ] groß gemacht und Bundeskanzler Sebastian | |
Kurz (ÖVP) an die Macht gebracht hat. | |
„Burkaverbot“ in der Öffentlichkeit und Kopftuchverbot in Volksschulen | |
sprechen zwar kein real existierendes Problem an, weil die Anzahl der | |
betroffenen Personen verschwindend gering ist, nähren aber ein latent | |
vorhandenes [3][Ressentiment] in der Bevölkerung. | |
Die Ausstattung der elektronischen Gesundheitskarte mit einem Foto | |
begründete die ÖVP-FPÖ-Regierung vor zwei Jahren mit dem Kampf gegen | |
„Sozialmissbrauch“. Die FPÖ lieferte dazu ein Trickfilm-Video, auf dem der | |
listig lachende Fez-Träger Ali mit der E-Card seines Vetters Mustafa zum | |
Arzt gehen will. „Pech gehabt, Ali!“, heißt es in dem Video. Dass die | |
Erneuerung der E-Cards ein Vielfaches dessen kostet, was der angebliche | |
Missbrauch verursacht, ist unerheblich. Es ging um die Botschaft. Sebastian | |
Kurz prägte den Begriff der „Einwanderung ins Sozialsystem“, die unbedingt | |
verhindert werden müsse. Der Vorwurf wurde gerne mit kinderreichen | |
Kopftuchträgerinnen illustriert. | |
Österreich war in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend Ziel von | |
Zuwanderung aus muslimisch geprägten Ländern. Und anders als vor einem | |
halben Jahrhundert, als türkische Gastarbeiter zunächst ohne Frauen kamen | |
und nachkommende Frauen selten verhüllt waren, ist der Islam heute in der | |
Öffentlichkeit stärker sichtbar und hat, was die Zahl der Gläubigen angeht, | |
die Protestanten vom zweiten Platz verdrängt. Internationaler Terrorismus | |
und die Tatsache, dass auch aus Österreich Muslime in den Dschihad nach | |
Syrien gezogen sind, hat die Menschen verunsichert. Doch man kann diese | |
Ängste schüren oder durch kluge Politik mildern. Mehr Wählerstimmen scheint | |
das Spiel mit der Angst zu bringen. | |
3 Jun 2020 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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