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# taz.de -- Fehlende Schutzmaßnahmen vor Coronavirus: Seehofer will mehr Ernte…
> Spargelstecher aus Osteuropa sind oft schlecht vor Corona-Infektionen
> geschützt. Doch der Innenminister spricht sich für weitere Einreisen aus.
Bild: Helfer ernten auf einem Spargelfeld in Sachsen
Berlin taz | Trotz Verletzungen der Regeln gegen Coronainfektionen hat sich
Bundesinnenminister Horst Seehofer für weitere Einreisen [1][von
ErntehelferInnen] aus Osteuropa ausgesprochen. Er stehe einer Verlängerung
der Sonderregelungen für Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft
„positiv“ gegenüber, sagte der CSU-Politiker am Mittwoch in Berlin. Die
Regeln, die die Einreise unter Hygieneauflagen erlauben, sollten zeigen:
„Man kann den Gesundheitsschutz verbinden mit wirtschaftlicher Tätigkeit“,
so der Minister. „Und [2][im Großen und Ganzen] funktioniert das auch gut.“
Das aktuelle Einreisekontingent ist derzeit bis Ende Mai beschränkt.
Wegen der Pandemie hatte das Bundesinnenministerium den normalerweise
jährlich 300.000 Saisonkräften die Einreise verboten. Die Behörde
begründete die Maßnahme mit der großen Zahl von Personen, die kommen
würden, obwohl wegen der Seuche soziale Kontakte reduziert werden sollen.
Auf Druck der Branche stimmte das Ministerium später doch der Einreise von
insgesamt 80.000 SaisonarbeiterInnen im April und Mai zu, von denen bisher
aber nur 28.000 gekommen sind. Ohne die Osteuropäer würden viele Landwirte
Geld und einen Teil der Gemüse- und Obsternte verlieren, denn für den
Branchen-Mindestlohn von 9,35 Euro brutto pro Stunde lassen sich nur wenige
Arbeitskräfte aus dem Inland rekrutieren.
Allerdings wurde mehrfach berichtet, dass der Infektionschutz verletzt
wurde. Vor der Abreise in Rumänien mussten Erntehelfer ohne den notwendigen
Abstand warten. In den Flugzeugen und Transferbussen saßen sie meist dicht
an dicht. Auch bei [3][Transporten zum Feld] wurden die Mindestabstände
unterschritten. Die Arbeiter wurden in Mehrbettzimmern mit voller
Auslastung untergebracht. In Baden-Württemberg [4][starb ein rumänischer
Spargelstecher] nach einer Coronainfektion.
Den Gesundheitsschutz müssten die Länder kontrollieren, sagte
Bundesagrarministerin Julia Klöckner zu der Kritik – obwohl sie selbst
gemeinsam mit Seehofer die Regeln beschlossen hatte. Die CDU-Politikerin
stellte jetzt die aktuelle Regel zur Diskussion, dass die Erntehelfer per
Flugzeug kommen müssen. Die Arbeitskräfte seien immer noch nötig. „In
Deutschland liegen wir unter dem Selbstversorgungsgrad, was Obst und Gemüse
angeht“, sagte Klöckner. „Im Juni steht unter anderem der Erntestart für
die Kirschen an, und um das wichtigste Obst in Deutschland, die Äpfel, im
Herbst ernten zu können, sind jetzt wichtige Pflegemaßnahmen nötig.“
## Linke: Mehr Verantwortung des Bundes
Die Linkspartei kritisierte, dass Klöckner weiter keinen Korrekturbedarf
sehe, obwohl zum Beispiel Gemeinschaftsunterkünfte mit einem erhöhten
Gesundheitsrisiko verbunden seien. „Diese Missstände mit Mahnungen an die
Betriebe und Hinweise auf die Verantwortung von Ländern und Kommunen zu
belassen, ist zu wenig. Wer regelt, muss auch sichern, dass die Regeln
eingehalten werden“, teilte Kirsten Tackmann, agrarpolitische Sprecherin
der Linken-Bundestagsfraktion, mit.
13 May 2020
## LINKS
[1] /!t5243331/
[2] https://twitter.com/phoenix_de/status/1260502771947769858?s=20
[3] /Erste-Fluege-fuer-Erntehelfer-aus-Rumaenien/!5675420
[4] /Coronainfizierter-Erntehelfer-tot/!5676684
## AUTOREN
Jost Maurin
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