Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neue Regeln für Saisonarbeiter: Freie Fahrt für Erntehelfer
> Das Bundeskabinett hat die Beschränkungen für Saisonarbeiter gelockert.
> Hygiene-Vorgaben bleiben, doch ob sie kontrolliert werden, ist ungewiss.
Bild: Erntehelfer bei Frankfurt/Oder
taz | Berlin Saisonarbeiter aus dem EU- und Schengenraum dürfen ab 16. Juni
wieder ohne Beschränkungen nach Deutschland einreisen. Das Bundeskabinett
billigte am Mittwoch den entsprechenden Vorschlag von
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Auch Arbeitskräfte aus
Nicht-EU-Ländern dürfen kommen – wenn es die Einreisebeschränkungen
zulassen.
Die Arbeitgeber müssen aber weiter Hygienevorschriften beachten, um das
Ansteckungsrisiko gering zu halten. Saisonkräfte sollen in festen Teams
arbeiten und wohnen. Wird ein Arbeiter krank, muss das gesamte Team
isoliert werden. Ob die Hygieneregeln eingehalten werden, soll von den
Behörden vor Ort kontrolliert werden. Fraglich ist, ob es dafür genug
Personal gibt. Zuletzt gab es immer wieder Berichte, wonach Landwirte nicht
kontrolliert wurden.
Rupert Hammerschmidt, Sprecher der Industriegesellschaft Agrar, Bauen und
Umwelt kritisierte, dass die Abstandsregelungen auch bei der Unterbringung
der Arbeiter berücksichtigt werden müssten: „Man kann die Menschen nicht in
Achtbettzimmer stecken.“ Die Gesundheit der Beschäftigten müsse im
Vordergrund stehen. Joachim Rukwied, der Präsident des Bauernverbands,
betonte, dass die Hygiene- und Abstandsregeln strikt einzuhalten seien.Er
begrüßte, dass die Arbeiter nun wieder auf dem Landweg nach Deutschland
kommen dürften. Denn die Branche ist stark von den Saisonarbeitern
abhängig. Im vergangenen Jahr hatten rund 300.000 Saisonarbeitskräfte in
Deutschland gearbeitet, vor allem aus Polen und Rumänien.
Aufgrund der Coronapandemie hatte zuletzt eine Sonderregelung gegolten,
wonach höchstens 80.000 Saisonkräfte einreisen durften. Diese Begrenzung
wird ab dem 16. Juni aufgehoben – wobei das Kontingent ohnehin nur zur
Hälfte ausgeschöpft wurde. So kamen im April und Mai lediglich 39.000
Saisonarbeiter nach Deutschland.
Mit der neuen Regelung kehre in Europa wieder ein Stück Normalität ein,
sagte Klöckner. Unter anderem werde die Arbeitnehmerfreizügigkeit
wiederhergestellt. Dennoch gelte weiterhin ein strenger Infektionsschutz in
den Betrieben. Die neuen Regeln sollen bis Jahresende gelten.
10 Jun 2020
## AUTOREN
Sandra Röseler
## TAGS
Erntehelfer
Hygiene
Ernte
Erntehelfer
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Erntehelfer
Spargel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Arbeitsbedingungen für Erntehelfer: Tod einer Saisonarbeiterin
Ein Landwirt beutete in Bayern Arbeiter aus. 2018 starb eine Ukrainerin,
nachdem sie über Schmerzen geklagt hatte und nicht behandelt wurde.
Vorwürfe gegen Gemüsehof in Bayern: 250-mal Corona, 6 Euro Stundenlohn
Gewerkschafter beschuldigen einen Gurkenbetrieb, rumänischen Erntehelfern
nicht den Mindestlohn gezahlt zu haben. Ausweise habe er einbehalten.
Schutzmaßnahmen für Erntehelfer: Verrottetes Essen, Zimmer zu fünft
Am Montag demonstrierten Saisonarbeiter gegen die Arbeitsbedingungen bei
der Spargelernte. Der Insolvenzverwalter ihres Hofs wies die Vorwürfe
zurück.
Fehlende Schutzmaßnahmen vor Coronavirus: Seehofer will mehr Erntehelfer
Spargelstecher aus Osteuropa sind oft schlecht vor Corona-Infektionen
geschützt. Doch der Innenminister spricht sich für weitere Einreisen aus.
Wie es ist, Spargel zu ernten: Das große Bücken
Wer erntet dieses Jahr eigentlich den Spargel? Unsere Autorin hat selbst
Hand angelegt und mitgestochen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.