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# taz.de -- Flughafen Tegel schließt in Corona-Krise: Huch, keine Flugzeuge
> Der Flughafen Tegel geht am 15. Juni vom Netz – zunächst für zwei Monate,
> wahrscheinlich für immer. Endlich Platz für Neues, freut sich unser
> Autor.
Bild: Adieu, TXL: Der Flughafen Tegel wird am 15. Juni geschlossen
Berlin taz | Huch, ein Flugzeug! Seit ein paar Tagen machen Anekdoten im
Freundes- und Kollegenkreis die Runde, die vor allem davon erzählen, wie
schrecklich laut es doch ist, wenn – ja wenn – mal wieder doch ein Flugzeug
über Pankows Dächer gen Tegel hinweg donnert. Nachdem wochenlang gar nichts
flog, düst jetzt gefühlt jeden zweiten Tag eine Maschine über den
Stadtteil. Ihre Kinder würden plötzlich wieder dem Flugzeug nachgucken, wie
früher, als sie kleiner waren, berichtet eine Kollegin. Und manche Leute
erschrecken sich sogar vor dem Lärm, hat ein Kollege beobachtet. Tja,
mensch gewöhnt sich halt schnell daran, dass in Zeiten der Corona-Krise so
gut wie kein Flugzeug mehr von Tegel abhebt oder den Flughafen anfliegt.
Das bleibt auch so. Und wird noch besser: Weil Berlin derzeit mehr
Flughafenkapazitäten hat, als die Stadt gebrauchen kann, weil der Flughafen
Tegel ohnehin nach Eröffnung des neuen Flughafens in Schönefeld vom Netz
soll, und weil Tegel in der Corona-Krise ohnehin immer mehr einem
Geister-Flughafen gleicht, werden nun endlich Konsequenzen gezogen. Berlin
und Brandenburg und der Bund – also alle drei Anteilseigner – haben sich am
Mittwoch darauf geeinigt, dass der Flughafen Tegel schon zum 15. Juni außer
Dienst gehen kann.
Beantragt ist bei der Luftfahrtbehörde zunächst eine Schließung für zwei
Monate, also eine vorübergehende. Könnte ja sein, dass die Fluggastzahlen
auf einmal wieder hochschnellen. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass
Tegel noch einmal für zwei oder drei Monate aufmacht – der [1][BER soll, so
ist es versprochen] (und glaubhaft) am 31. Oktober an den Start gehen. Das
endgültige Ende des Flughafens Tegel ist also eingeläutet.
## Nachholende Gleichberechtigung
Und nun? Die einen, die lärmgeplagten Tegel-Hasser, frohlocken. Die
anderen, die Tegel-Liebhaber (von wegen schnell zu erreichen, kurze Wege,
bla bla bla) sind stinksauer. Und okay, vielen BerlinerInnen ist das alles
einfach total egal.
Berlin ohne Flughafen Tegel? Das ist keine Aufregung wert. Was passiert
denn? Jetzt geht eben mal ein Stück altes Westberlin verloren. Das kann man
schrecklich finden – aber auch als einen Akt der nachholenden
Gleichberechtigung. Denn ein Blick in die jüngste Geschichte Berlins zeigt,
dass man mit anderen Bauten überhaupt nicht zimperlich umging.
Mit Bauten im Ostteil der Stadt, nämlich. Dort war man es jahrelang
gewohnt, dass geschliffen wird, auf Teufel komm raus: Viele schlichte
Wohnhäuser aber auch weltweit bekannte Bauten wie die Gaststätte Ahornblatt
oder das potthässliche Palasthotel (Hässlichkeit ist eh keine Kategorie für
gute oder schlechte Architektur). Der Palast der Republik war da nur das
bekannteste Beispiel, der verbaute Asbest diente als vorgeschobener Grund.
Das ICC zum Beispiel, auch voller Asbest und völlig nutzlos seit Jahren,
darf weiter vor sich hinstehen.
Der Flughafen Tegel verschwindet und macht Platz für etwas Neues, nämlich
[2][einen neuen Stadtteil]. Das ist die eigentliche gute Botschaft.
21 May 2020
## LINKS
[1] /Abgeordnetenhaus-debattiert-ueber-BER/!5683301
[2] /Noch-Flughafen-Tegel/!5646443
## AUTOREN
Andreas Hergeth
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Flughafen Tegel
ICC
Architektur
Engelbert Lütke Daldrup
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Flugreisen
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