| # taz.de -- Fridays for Future demonstriert wieder: „Die Aufmerksamkeit zurü… | |
| > Fridays for Future will wieder auf die Straße: An diesem Freitag gehen | |
| > die Aktivist*innen in Hamburg erstmalig wieder auf den Rathausmarkt. | |
| Bild: Man hat ja nicht ewig Zeit. Deshalb wollen FFF-Aktivist*innen jetzt wiede… | |
| taz: Herr Boehmann, wie sauer sind Sie auf [1][das Coronavirus], weil | |
| dadurch das Thema Klimawandel medial in den Hintergrund geraten ist? | |
| Arnaud Boehmann: Wir sehen Corona als eine eigene Krise, die ihre eigenen | |
| Antworten erfordert. Die mediale Aufmerksamkeit für Corona ist richtig, | |
| denn es ist eine Krise, die wir momentan akut bewältigen müssen. Das ist | |
| wie ein Sprint: Es gibt extrem viele Maßnahmen. Das Klimathema hat dagegen | |
| einen Marathoncharakter. Es ist eine Herausforderung für die nächsten | |
| Dekaden. Wir sehen jetzt natürlich, dass wir uns die Aufmerksamkeit ein | |
| Stück weit zurückholen müssen. Die Klimakrise geht ja weiter. | |
| Sie protestieren am Freitag wegen der Corona-Beschränkungen mit begrenzter | |
| Personenzahl. Nur 25 Menschen dürfen dabei sein. Wird man da überhaupt | |
| bemerkt? | |
| Wir müssen natürlich mit den Gegebenheiten umgehen. Bis jetzt haben wir das | |
| ganz gut gemacht. Am 24. April hatten wir ja eine kleine Aktion mit | |
| Schildern. [2][Das war der vierte internationale Streik] und es hat | |
| wunderbar funktioniert. Als die Sicherheitsmaßnahmen zu Corona verkündet | |
| wurden, war für unsere Bewegung klar, dass wir uns an die Wissenschaft | |
| halten: ‚Unite behind the Science‘. Deswegen haben wir zuerst alles ins | |
| Internet verlagert. Aber mit dem Rahmen, der uns von der | |
| Versammlungsbehörde und dem Gesundheitsamt jetzt gegeben wird, können wir | |
| wieder auf die Straße zurückkehren. | |
| Wie wollen Sie sich denn am Freitag bemerkbar machen? | |
| Man muss ein bisschen kreativ werden. Circa fünf der 25 Leute stellen | |
| Politiker*innen dar, die anderen spielen die Zivilbevölkerung und sorgen | |
| für die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften. Wir werden eine symbolische | |
| Weltkugel haben, mit der ein bisschen herum gespielt wird. Wenn eine | |
| klassische Demonstration mit lauter Musik aber gerade nicht möglich ist, | |
| gehen wir eben in den Bereich Performance-Kunst. Sichtbarkeit werden wir | |
| aber erzeugen. | |
| Wird FFF auch anderswo wieder analog protestieren? | |
| Ja. Die Ortsgruppen sind nach wie vor autonom. Dadurch, dass wir | |
| landesweite Gesundheitsregelungen haben, sind die Voraussetzungen nicht | |
| überall gleich. Die Kollegen in NRW und Bayern haben andere Voraussetzungen | |
| als wir in Hamburg. Das machen alle so, wie sie können und wie sie möchten. | |
| Aber es wird freitags zunehmend wieder zu Aktionen kommen – bundesweit. | |
| Unsere Kommunikation ist nach wie vor aber überwiegend digital. Und die | |
| Leute reisen separat zu den Aktionen an. | |
| Sie wollen während der [3][Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Grünen] | |
| „ein Zeichen für ein nachhaltiges Konjunkturprogramm und eine Nachbesserung | |
| des Hamburger Klimaplans setzen“. Was ist daran verbesserungswürdig? | |
| Das sind zwei Dinge, die wir separat sehen müssen: Der Hamburger Klimaplan, | |
| [4][wie ihn der Senat Ende letzten Jahres vorgestellt hat], ist ein guter | |
| erster Schritt. Er wurde für das Ziel einer Klimaneutralität im Jahre 2050 | |
| konzeptioniert. Das ist aber nicht mit dem Pariser Klimaabkommen konform. | |
| Die FFF-Forderungen orientieren sich am Ziel der Klimaneutralität im Jahre | |
| 2035. Dementsprechend können wir mit diesem Plan nicht zufrieden sein. Zwar | |
| sehen wir, dass er sehr umfassend ist und in viele Lebensbereiche | |
| hineinführt. Doch das geht uns nicht weit genug. Bei den Konjunkturpaketen | |
| sehen wir die Gefahr, dass mit der großen Schöpfkelle Geld an die | |
| Wirtschaft verteilt wird, dies aber bedingungslos passiert – nur, um die | |
| Wirtschaft anzukurbeln. Das darf aber kein Selbstzweck sein. Wir müssen | |
| diese Konjunkturpakete an ökologische Bedingungen knüpfen. | |
| FFF-Sprecherin Annika Rittmann sagte sinngemäß, dass der Senat auf die | |
| Ratschläge der Wissenschaft eingeht – allerdings nicht bei der | |
| Klimapolitik. | |
| Wir haben das in einzelnen Aspekten bisher so erfahren. Wir hatten Mitte | |
| des letzten Jahres eine Konversation mit Vertreter*innen aller Parteien. | |
| Zusammen mit den Scientists for Future erarbeiteten wir Forderungen und | |
| haben diese im Umweltausschuss vorgestellt. Dort war es allerdings nicht | |
| so, dass der Konsens der Wissenschaft überall durch die Bank akzeptiert | |
| wurde. Bei unseren Gesprächen mit Frau Fegebank und Herrn Tschentscher im | |
| Vorfeld der Bürgerschaftswahl haben wir viel Offenheit für das Thema | |
| erfahren – aber es sind nach wie vor noch große Barrieren da. Wenn wir | |
| sagen, dass wir die Klimaneutralität 2035 brauchen, dann ist das nicht per | |
| se eine politische Forderung. Vielmehr ist es die Ableitung aus | |
| wissenschaftlich gegebenen Notwendigkeiten. Bei Corona haben wir gesehen, | |
| dass die Politik handeln kann. Und das vermissen wir in Bezug auf den | |
| Klimaaspekt. | |
| 7 May 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746 | |
| [2] /Klimastreik-von-Fridays-for-Future/!5678458 | |
| [3] /Koalitionsgespraeche-beginnen-in-Hamburg/!5678079 | |
| [4] /Klimaplan-fuer-Hamburg/!5641601 | |
| ## AUTOREN | |
| Pascal Patrick Pfaff | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Fridays For Future | |
| Hamburg | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Schwerpunkt Fridays For Future | |
| Lager | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt Fridays For Future | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| FFF-Aktivistin aus Uganda: „Unsere Stimmen brauchen Gehör“ | |
| Auch Uganda ist im Lockdown. Doch weil die Klimakrise nicht wartet, streikt | |
| die Fridays-for-Future-Aktivistin Vanessa Nakate jetzt online. | |
| Jugendliche Protestformen: Hungern als Trend | |
| Weil die Politik die Geflüchteten in Griechenland im Stich lässt, sind | |
| Jugendliche in der Pfalz in den Hungerstreik getreten. Eine gute Idee? | |
| Abwrackprämie für Autos: Autogipfel ohne Ergebnis | |
| Die Bundesregierung entscheidet bis Anfang Juni, ob es Kaufanreize für Pkws | |
| gibt. Eine Mehrheit der BürgerInnen ist gegen eine neue Abwrackprämie. | |
| Proteste gegen Abwrackprämie: Demo vor dem Kanzleramt | |
| Am Dienstag tagt der Autogipfel mit Kanzlerin Merkel. Die Organisation | |
| Campact und Fridays vor Future protestieren gegen eine neue Kaufprämie. | |
| #Leavenoonebehind in Landau: Hungern gegen überfüllte Lager | |
| In Rheinland-Pfalz sind FFF-Aktivistinnen in den Hungerstreik getreten. Sie | |
| fordern die Evakuierung der griechischen Flüchtlingslager. |