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# taz.de -- Die Wahrheit: Fortschreitende Hubsifizierung
> Lebenslänglich Bayer: Der Aiwanger Hubert ist bayerischer
> Wirtschaftsminister und ein gar atemberaubender Rechenkünstler.
Bild: Maskenmänner unter sich: vorn Aiwanger, hinten Söder
Ein Hubsi ist nicht selten ein Depp. In Bayern gibt es zwei berühmte
Hubsis. Der eine ist Polizist in einer Vorabendserie, zwar nicht ganz so
deppert wie sein ehemaliger Kollege Staller, aber eben doch ziemlich blöd.
Der andere ist für die Freien Wähler Wirtschaftsminister im Kabinett Söder
und heißt mit Nachnamen Aiwanger. Als man noch nicht so recht wusste, was
man von dem studierten Landwirt halten soll, ist er noch Hubert genannt
worden. Mit zunehmender Amtsdauer schritt indes die Hubsifizierung des
Mannes fort. Der Weg zurück zum Hubert scheint erst mal verbaut zu sein.
Den letzten Rest seiner eh beinahe zur Gänze geschwundenen Reputation hat
Aiwanger durch seine Hendl-Rede in der vergangenen Woche verspielt. Seine
Einlassung hat das Zeug, in die Ruhmeshalle der bayerischen Politrhetorik
aufgenommen zu werden und einen würdigen Platz neben Edmund Stoibers
Transrapid-Rede und Horst Seehofers Freude über 69 Abschiebungen zu seinem
69. Geburtstag einzunehmen. Verstehen kann man Hubsis Schmarrn nur schwer,
aber gar nicht, wenn man den Hintergrund nicht kennt.
Die Wirte in Bayern hatten sich Hilfe vom Wirtschaftsminister erhofft, weil
Versicherungen nicht bereit waren, für den Ausfall durch die
coronabedingten Gasthausschließungen zu bezahlen. Eine Pandemie sei in den
Verträgen nicht geregelt. Hubsi sollte es richten und verkündete, dass er
die Versicherer dazu bewegen konnte, 15 Prozent der Auszahlungssumme aus
den Betriebsschließungsversicherungen zu bezahlen. Die Wirte fanden das gar
nicht witzig, weil sie zusichern sollten, den Restbetrag nicht einzuklagen,
sonst gäbe es gar kein Geld.
Der Hubsi konnte die Kritik nicht verstehen und meinte: „Also die hoben
jetzt schon dos holbe Hendl brotfertig am Tisch. Die Olternotive wäre
gewesen, wenn ich mich zurücklehne, doss ich sog, do läuft dos Hendl
irgendwo hinten im Gorten rum, fang dir’s ein. Donn hast du ein gonzes
Hendl. Du brauchst ober den Rechtsonwolt dazu. Ich gorontier dir nicht,
dass du dos gonze Hendl jemols sehen wirst.“ Aha.
Wenn jemand von diesem Gleichnis auf das Verhältnis von Huhn zu halben
Hendl schließen wollte, würde er glatt darauf kommen, dass ein halbes Hendl
nur 15 Prozent eines ganzen Hähnchens sind, was wiederum bedeuten würde,
dass ein ganzes Huhn aus mehr als sechs halben Hendln besteht. Das wäre ja
sogar für den Hubsi zu deppert.
Vielleicht bleibt den bayerischen Wirten ja nichts anderes übrig, als aus
einem Hühnchen sechs halbe Hendl zu machen, wenn sie die Coronakrise
überleben wollen. Sie könnten dann auch aus einer Mass sechs Halbe Bier
machen. Wenn das aber nur 15 Prozent der Gäste hinnehmen wollen, dann hilft
auch das nichts. Mit 15 Prozent für die Freien Wähler hat der Hubsi auch
für die letzte Landtagswahl gerechnet. Aufgegangen ist die Rechnung nicht.
Ganz schön deppert, gell, Hubsi?
15 May 2020
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Hubert Aiwanger
Bayern
Wirtschaft
Schwerpunkt Coronavirus
Kolumne Die Wahrheit
Museen
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Kolumne Die Wahrheit
Bayern
Markus Söder
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