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# taz.de -- Abgesagte Militärübung „Defender Europe“: Murinus greift die …
> Die US-Army plante für dieses Frühjahr in Europa eine Großübung. Das
> Szenario dafür ist jetzt bekannt – es erinnert an den Konflikt mit
> Russland.
Bild: Ein britischer und ein US-Soldat nach der Pressekonferenz zur Militärüb…
Berlin taz | Wäre Corona nicht dazwischengekommen, liefe in Europa gerade
eines der größten Militärmanöver seit Ende des Kalten Kriegs. Im Rahmen von
[1][“Defender Europe 20“ wollte die US Army] 20.000 Soldat*innen über den
Atlantik auf den Kontinent verlegen. In Deutschland und anderen verbündeten
Ländern, [2][vor allem in Polen und dem Baltikum], sollten sie zusammen mit
den Partnerarmeen verschiedene Übungen durchführen.
Erst jetzt ist klar, welchen Konflikt die Militärs dabei simuliert hätten:
Wie aus mehreren Regierungsantworten auf Anfragen des
Bundestagsabgeordneten Tobias Pflüger (Linke) hervorgeht, basierten die
Übungen auf dem sogenannten „Occasus“-Szenario.
Wie dieses Szenario genau aussieht, beantwortete das
Verteidigungsministerium dem Abgeordneten „aus Gründen des Staatswohls“
zwar nur geheim in einem als Verschlusssache eingestuften Schreiben. Aber
da Nato und US-Army das Szenario auch bei früheren Übungen verwendeten,
sind die Grundzüge öffentlich bekannt.
Der Kern des Konflikts: Eine Allianz rund um den fiktiven Staat Murinus
will die Nato schwächen und erhöht dafür ihre Militärpräsenz in der
Nachbarschaft des Bündnisgebiets. Dann greift sie eines der Mitgliedsländer
direkt an und nutzt dafür Mittel der hybriden Kriegsführung. Die fiktive
Allianz will also ihre eigene Rolle im Konflikt verschleiern, indem sie
beispielsweise Soldat*innen in Uniformen ohne Hoheitsabzeichen in den Kampf
schickt. Mittels einer Propagandakampagne verbreitet sie zudem die
Behauptung, dass der angegriffene Nato-Staat eine ethnische Minderheit im
Land unterdrücke.
## „Das Szenario ist fiktiv“
Erinnert an die Rolle Russlands im Ukraine-Konflikt? Auf keinen Fall,
schreibt das Verteidigungsministerium: „Das Szenario der Übung ist fiktiv,
Ableitungen auf reale Gegebenheiten sind nicht möglich.“
Der Linken-Abgeordnete Pflüger sieht es anders: „Die offiziellen
Verlautbarungen der Bundesregierung, das Manöver richte sich nicht gegen
Russland, sind nicht haltbar“, sagt er. „Das Occasus-Szenario, das dem
Manöver zugrunde liegt, verdeutlicht dies auf offensichtlichste Art und
Weise. Wir brauchen Entspannung und Abrüstung statt Säbelrasseln –
insbesondere in Zeiten der Corona-Krise!“
Wegen der Corona-Ausbreitung hatten die beteiligten Staaten das Manöver
bereits im März deutlich abgespeckt. Insgesamt wurden ihm Rahmen der
Übungen nach Regierungsangaben nur 5.500 US-Soldat*innen verlegt, die
Bundeswehr hat ihre Teilnahme an den verschiedenen Unterübungen abgesagt.
## 114 Kampfpanzer allein in Deutschland
Die US Army hielt dagegen zunächst noch an einzelnen Übungsteilen in Polen
und am Schwarzen Meer fest. Zumindest bis Anfang April hielt die Bundeswehr
laut Regierungsantwort auch noch an „notwendigen Unterstützungsleistungen
im Rahmen des Host-Nation-Support“ fest. Dazu gehört zum Beispiel die
Treibstoffversorgung für die US-Fahrzeuge in Deutschland.
Anders als bei den beteiligten Soldat*innen ist nicht klar, wie viel
Militärgerät bei der Übung unter normalen Umständen insgesamt eingesetzt
worden wäre. Aus den Antworten des Verteidigungsministeriums geht jetzt
aber zumindest hervor, wie viele Fahrzeuge an den Übungsteilen in
Deutschland teilgenommen hätten: unter anderem 114 Kampfpanzer und 181
„gepanzerte Kampffahrzeuge“ wie zum Beispiel gepanzerte
Mannschaftstransportwagen.
Zum Vergleich: In den letzten Jahren verfügte die Bundeswehr meist über nur
[3][etwas mehr als 100 einsatzbereite Kampfpanzer].
1 May 2020
## LINKS
[1] /Nato-Uebung-Defender-in-Deutschland/!5664372
[2] /Nato-Abwehrverbund-in-Litauen/!5375837
[3] https://www.dbwv.de/fileadmin/user_upload/Mediabilder/DBwV_Info_Portal/Poli…
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
Russland
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