# taz.de -- Neue Innenministerin Schleswig-Holsteins: Ganz in der Familientradi… | |
> Sabine Sütterlin-Waacks Großvater und Vater waren bereits Minister. Nun | |
> wurde die Juristin neue Innenministerin in Kiel – die einzige in | |
> Deutschland. | |
Bild: Ministerpräsident Daniel Günther überreicht Sabine Sütterlin-Waack ih… | |
KIEL taz | Während [1][der erzwungene Rücktritt des | |
schleswig-holsteinischen Innenministers Hans-Joachim Grote] (CDU) noch die | |
Schlagzeilen bestimmt, sitzt seine Nachfolgerin und Parteifreundin Sabine | |
Sütterlin-Waack in ihrem neuen Büro und schwärmt vom Blick über die Kieler | |
Förde: „Hier ist wirklich eine schöne Ecke.“ Aktuell ist sie die einzige | |
Innenministerin in Deutschland. | |
Bis vor einer guten Woche schaute Sütterlin-Waack aus dem Chefzimmer des | |
Justizministeriums auf den Kleinen Kiel, einen See im Zentrum der | |
Landeshauptstadt. Durch den Wechsel im Kabinett ist sie näher an die | |
Ostsee, näher ans Parlament und näher an die Staatskanzlei herangerückt. | |
Die Christdemokratin sitzt jetzt mittendrin, in einem der wichtigsten | |
Ministerien, an einer Schaltstelle der Macht im Land. | |
Polizei, Verfassungsschutz, Feuerwehr fallen in den Aufgabenbereich des | |
Innenressorts – klassische Kerlethemen, bei denen Uniformen, feste | |
Hierarchien und Rituale eine Rolle spielen. In Schleswig-Holstein kümmert | |
sich das Haus auch um die Integration von Geflüchteten sowie die | |
Landesplanung. Als ob das nicht reichte, hat sich Sütterlin-Waack den | |
Bereich Gleichstellung aus dem Justizministerium mitgenommen und nennt die | |
Modernisierung der Frauenhäuser als ein Herzensanliegen. | |
Ihre Kollegen der Innenministerkonferenz hat sie schon kurz kennengelernt: | |
„Da wurde ich etwas angeguckt, aber die Stimmung war gut.“ Keine Frage, die | |
gebürtige Reinbekerin lässt sich nicht leicht aus der Ruhe bringen. | |
Das kann sie zurzeit brauchen, schließlich rutscht sie im neuen Amt ins | |
Herz einer Daueraffäre der Landespolitik, die mit polizeiinternen Vorwürfen | |
bezüglich der Aufklärung einer Messerstecherei im Rockermilieu begann, zu | |
einem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss und mittelbar zum Sturz | |
Grotes führte. | |
Weil dabei der Mailverkehr des Ministers mit einem Kieler Journalisten eine | |
Rolle spielte, sieht die Opposition die Pressefreiheit bedroht und verlangt | |
weitere Aufklärung. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) habe alles | |
Wichtige zum Thema gesagt, erklärt Sütterlin-Waack. Sie konzentriert sich | |
lieber aufs Tagesgeschäft. | |
## Familiäre Vorprägungen | |
Ihre Ruhe liegt vielleicht auch daran, dass sie mit Politik aufgewachsen | |
ist. Ihr Großvater Werner Schwarz wurde 1959 | |
Bundeslandwirtschaftsminister, da war die Enkelin ein Jahr alt. 1969 | |
übernahm ihr Vater Hennig Schwarz das Justizministerium in Kiel: „Wir | |
mussten oft leise sein, durften nachmittags keine Freunde einladen, um ihn | |
nicht zu stören.“ | |
Während der Barschel-Affäre saß Hennig Schwarz im Kabinett, war sogar | |
kurzzeitig geschäftsführender Ministerpräsident. Doch diese Ereignisse | |
bekam die Tochter nicht mehr hautnah mit: „Ich bin mit 18 ausgezogen.“ | |
Sie fing eine Lehre in einem Kaufhaus an: „Es sollte eigentlich in Richtung | |
Management gehen, ich träumte davon, durch die Welt zu fliegen und Waren | |
einzukaufen – aber es stellte sich schnell heraus, dass solche Karrieren | |
für Frauen nicht üblich waren.“ Die Lehrjahre mag sie aber nicht missen: | |
„Ich habe tolle Frauen kennengelernt, das hat mir den Blick für andere | |
Lebenswelten geöffnet. Spaß gemacht hat die Arbeit übrigens auch.“ | |
Dennoch wollte sie nicht lebenslang Kleidung verkaufen, also studierte sie | |
Jura in Göttingen, Lausanne und Kiel, heiratete und bekam während des | |
Referendariats ihren ersten Sohn. Nach der Promotion arbeitete | |
Sütterlin-Waack in der CDU-Fraktion des Hessischen Landtags. Kein geplanter | |
Zug: „Ich wollte nie in die Politik.“ | |
## Spezialisiert auf Familienrecht | |
Zwar trat sie als Schülerin in die Junge Union ein, aber vor allem ihrem | |
Vater zuliebe, gesteht die 62-Jährige: „Ich habe am Wahl-O-Maten manchmal | |
gemerkt, dass ich nicht auf der reinen CDU-Linie liege, aber die CDU ist | |
eine Volkspartei und kann verschiedene Strömungen vertragen.“ Frauenpolitik | |
und Gleichstellung sind Themen, für die sie sich einsetzt. Dazu gehört die | |
Frauenförderung in der Partei: „Wir brauchen eine etwas verbindlichere | |
Quote.“ | |
Als Anwältin – noch immer ist Sütterlin-Waack Teilhaberin einer Kanzlei in | |
Schleswig – hat sie sich auf Familienrecht spezialisiert und sieht dort | |
einigen Regelungsbedarf, etwa bei der Versorgung von Frauen nach der | |
Trennung. Doch als sie zwischen 2013 und 2017 im Bundestag und im | |
Rechtsausschuss saß, stand der Streit um die „Ehe für alle“ im Mittelpunk… | |
„Zu dem Thema habe ich meine erste Rede im Parlament gehalten, und am Tag | |
meines Ausscheidens fiel die Entscheidung, die Ehe für alle zuzulassen.“ | |
Wie kam die Anwältin, die nie in die Politik wollte, in den Bundestag? | |
„Ganz klassisch, über Elternarbeit“, sagt Sütterlin-Waack. 1994 war die | |
Juristin mit ihrem damaligen Ehemann und zwei Söhnen aus Hessen nach | |
Schleswig-Holstein zurückgekehrt, das Paar eröffnete eine Kanzlei in | |
Schleswig. | |
An ihrem Wohnort Lürschau engagierte Sütterlin-Waack sich als | |
Elternvertreterin, übernahm rasch den Vorsitz des Gremiums, wurde | |
Gemeindevertreterin für die örtliche Wählergemeinschaft. 2008 zog sie für | |
die CDU in den Kreistag ein, dem sie bis zum Einzug in den Bundestag 2013 | |
angehörte. In Schleswig-Holstein ist sie seit 2016 im Landesvorstand. 2017 | |
berief Daniel Günther sie als Justizministerin ins Kieler Kabinett. | |
Im neuen Innenressort arbeitet sie sich noch ein, hat aber schon erste | |
Pressekonferenzen und Landtagsauftritte absolviert. Nach einer guten Woche | |
im Amt zieht sie erste Bilanz: „Es fühlt sich richtig gut an“. | |
10 May 2020 | |
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[1] /Innenminister-verlaesst-Kieler-Regierung/!5681997 | |
## AUTOREN | |
Esther Geißlinger | |
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