| # taz.de -- Shoppen am Alex und in Kreuzberg: Einkaufen? Muss doch nicht sein! | |
| > Viele Berliner Läden haben wieder auf. Aber weder in den Malls noch im | |
| > alternativen Einkaufsambiente kommt Bummellaune auf. | |
| Bild: Zugangsbeschränkungen überall: Hier in der Mall of Berlin | |
| Von der Tiefgarage aus kommt man ohne Einlasskontrolle in die Shopping Mall | |
| Alexa am Alexanderplatz. Die Gänge wirken am Samstagnachmittag gegen 16 Uhr | |
| so ausgestorben wie in normalen Zeiten an einem Montagmorgen gegen 10. | |
| Kinder mit Familien sind kaum unterwegs, eher Teenager in kleinen Gruppen. | |
| Wider Erwarten sind es eher die Ketten mit den großen Ladenflächen, die | |
| geöffnet haben. H&M, Esprit und Zara: Sie alle haben einfach einen Teil | |
| ihrer Ladenfläche mit Absperrbändern unzugänglich gemacht und lassen nur 20 | |
| bis 30 Kunden und erst dann immer wieder einen rein, wenn ein anderer geht. | |
| Am längsten sind die Schlangen, die sich ordentlich an den Absperrbändern | |
| und mit großen Lücken bilden, bei den preisgünstigsten Läden. | |
| Bei H&M beträgt die Wartefrist 20 Minuten, dafür behauptet ein Plakat am | |
| Eingang: „Wir haben dich vermisst!“ In der Damenabteilung gibt es einen | |
| Bereich mit Kindersachen, die Männer gehen leer aus. Viele Bereiche, in | |
| denen sich das Publikum zu dicht drängeln könnte, sind mit aneinander | |
| geschobenen Regalen und künstlichen Grünpflanzen versperrt. | |
| ## Man findet nichts | |
| Es ist zwar sehr angenehm, in fast menschenleeren Läden einzukaufen. Aber | |
| man findet natürlich so nicht, was man sucht, und echtes Shoppinglaune | |
| kommt auch nicht auf. Auf dem Weg zurück zum Auto fällt ins Auge: Die | |
| meisten kleinen Geschäfte – Anbieter von Socken oder Souvenirs etwa –, die | |
| laut Schild am Eingang maximal ein bis drei Kunden einlassen dürften, haben | |
| weiterhin zu. Am Schaufenster eines Dessousladens steht: „Wiedereröffnung | |
| am 27. April, vielleicht.“ Es lohnt wohl einfach nicht, für so wenige | |
| Kunden pro Tag zu öffnen. | |
| Eine Stunde später, fünf Kilometer weiter südlich: Auch im alternativen | |
| Shopping-Ambiente in der Kreuzberger Bergmannstraße geht es alles andere | |
| als lebendig zu. Die meisten Menschen scheinen eher auf einem zielstrebigen | |
| Weg von A nach B zu sein als wirklich bummeln zu wollen. Hier fällt | |
| besonders auf, wie sehr die Cafés und Restaurants fehlen. Auch trauen sich | |
| die Menschen eher nicht in die kleinen Läden. Ein Mann hinterm Tresen eines | |
| Plattenladens im Souterrain schaut sehnsüchtig auf die Schuhe der | |
| Passanten, die nur vorüber gehen. | |
| Geringfügig besser geht es bei den etwas Größeren, zum Beispiel im Ararat | |
| Postkartenladen. Die gut gelaunten Verkäuferinnen bitten die Kunden, einen | |
| Korb mitzunehmen, damit sie wissen, wie viele Menschen sich im Laden | |
| befinden. Nötig wäre das nicht, denn mehr als zwei, drei Leute sind selbst | |
| hier selten gleichzeitig drin. Diese allerdings scheinen sich sehr zu | |
| freuen, dass sie endlich wieder schöne Dinge wie Boomboxen für die Dusche | |
| oder Papiertrinkhalme kaufen können, die sie nicht brauchen. | |
| Trotzdem: Auch im Bergmannkiez kommt keine Einkaufsstimmung auf. | |
| 26 Apr 2020 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Messmer | |
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