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# taz.de -- Krieg in Syrien: Spitäler und Schulen als Ziel
> UN-Ermittler sehen die syrische Assad-Regierung hinter Angriffen auf
> zivile Einrichtungen in Syrien. Über die Rolle Russlands schweigt der
> Bericht.
Bild: Eins von hunderten Zielen: das Schami-Krankenhaus in Ariha, Idlib, nach e…
New York/Damaskus taz | Es ist nur eine Art Stichprobe, die die
UN-Ermittler vorgenommen haben, doch diese spricht eine deutliche Sprache:
Am Montag veröffentlichten [1][Untersuchungsergebnissen] zufolge halten sie
es für höchstwahrscheinlich, dass Syriens Regierung und „ihre Verbündeten�…
im vergangenen Jahr mehrfach zivile Einrichtungen angegriffen haben:
verschiedene Krankenhäuser, eine Schule und ein Kinderzentrum.
Überraschend kommt das nicht, berichten Hilfsorganisationen doch seit
Jahren von gezielten Angriffen auf Krankenhäuser und Schulen. Die WHO
berichtete, dass allein zwischen 2016 und 2019 knapp 500 medizinische
Einrichtungen angegriffen worden seien, zwei Drittel davon in der
nordwestsyrischen Rebellenprovinz Idlib und Umgebung. Wer hinter den
Angriffen stand, dazu äußerte sich die WHO allerdings nicht.
Die jüngste Untersuchung war von zehn Mitgliedern des UN-Sicherheitsrats
angestoßen worden, darunter Deutschland. Aufgrund der Häufung von Berichten
über geziele Angriffe auf zivile Einrichtungen hatten sie
UN-Generalsekretär António Guterres aufgefordert, eine
Ermittlungskommission einzusetzen. Guterres kam dem nach, allerdings
untersuchte die Kommission nur eine sehr begrenzte Anzahl von Vorfällen:
insgesamt sechs Angriffe zwischen April und Juli 2019.
Wie die UN-Ermittler nun am Montag mitteilten, sehen sie hinter fünf
Angriffen „höchstwahrscheinlich“ die Verantwortung beim Assad-Regime
„und/oder seinen Verbündeten“, etwa für Luftangriffe im Juli 2019 auf eine
unter der Erde eingerichtete chirurgische Klinik in dem Ort Kafr Nubl in
Idlib. Seit dem vergangenen Jahr erobert das [2][Assad-Regime mit
Unterstützung der russischen Luftwaffe die Rebellenprovinz Stück für Stück
zurück].
## Welche Rolle spielt Russland?
Beim sechsten Angriff halten die UN-Ermittler es für „wahrscheinlich“, dass
er von bewaffneten Oppositionsgruppenn ausgegangen ist, möglicherweise von
der Islamistenmiliz Hai'at Tahrir al-Scham, die weite Teile des
Rebellengebiets kontrolliert. Bei dem Vorfall im Mai 2019 wurde ein
palästinensisches Flüchtlingslager nahe Aleppo beschossen. Elf Menschen
wurden getötet.
Auffallend ist, dass der UN-Bericht konsequent von den „Verbündeten“ der
syrischen Regierung spricht. Russland wird in diesem Zusammenhang nicht
erwähnt. Aus dem Dokument geht lediglich hervor, dass Russland vor den
Angriffen von den UN Informationen zu den Einrichtungen erhalten hatte,
auch die genaue Lage. Eigentlich sollen solche Angaben dem Schutz von
Einrichtungen dienen.
Die New York Times hatte im vergangenen Jahr als Reaktion auf die begrenzte
Anzahl von zu untersuchenden Angriffen durch die UN-Ermittler eine eigene
[3][Recherche] angestoßen. Im Dezember kam sie zu dem Schluss, dass einer
der sechs von den UN untersuchten Angriffen mit hoher Wahrscheinlichkeit
direkt von der russischen Luftwaffe ausgeübt wurde.
In diesem Fall ging es um die Bombardierung einer Schule in Qal'at al-Mudiq
in der an Idlib grenzenden Provinz Hama im April 2019. Auf dem Schulgelände
befand sich übereinstimmenden Angaben von New York Times und der
UN-Ermitter auch ein Krankenhaus.
7 Apr 2020
## LINKS
[1] https://www.un.org/sg/sites/www.un.org.sg/files/atoms/files/NWS_BOI_Summary…
[2] /Idlib-Offensive-in-Syrien/!5665433
[3] https://www.nytimes.com/interactive/2019/12/31/world/middleeast/syria-unite…
## AUTOREN
Jannis Hagmann
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