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# taz.de -- Gewerkschaft sehnt sich nach alten Zeiten: Die Polizei mobilisiert …
> Vor dem 1. Mai belebt die Gewerkschaft der Polizei alte Feindbilder: die
> linke Szene sowie Rot-Rot-Grün. Und fragt: „Was ist mit der 18-Uhr-Demo?“
Bild: So wars 2019, so wird es 2020 nicht sein: Polizeieinsatz am 1. Mai in Ber…
Berlin taz | Sich in diesen Tagen nach der guten alten Zeit zu sehnen, ist
verständlich. Schließlich hat der Umgang mit dem Coronavirus unseren Alltag
komplett verändert. Aber früher war eben auch nicht alles besser. Und so
darf man sich schon ein bisschen wundern über den Ton, den die Gewerkschaft
der Polizei (GdP) kurz vor dem 1. Mai anschlägt. Offenbar fehlt einigen
Polizisten das langjährige Gewaltritual mehr, als man gemeinhin gedacht
hat.
Derzeit hält sich die linke Szene in Bezug auf die berühmt-berüchtigte
Revolutionäre 1.-Mai-Demo um 18 Uhr aus nachvollziehbaren Gründen sehr
bedeckt – obwohl das Vermummungsverbot in diesem Jahr geradezu zu einem
Vermummungsgebot würde.
Auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) wollte am Donnerstag
keine Gefahr erkennen: Gewalttätige DemonstrantInnen würden längst keine
Akzeptanz aus der Gesellschaft mehr erfahren, antwortete er auf eine Frage
[1][in der Senatspressekonferenz]; große Demonstrationen werde es „in den
nächsten Monaten“ nicht geben, höchstens Kundgebungen mit genauen
Abstandsregelungen.
Der GdP, früher mal als aufgeschlossen für Argumente bekannt, war diese
Ansage offenbar noch nicht deutlich genug. In einer kurz nach Müllers
Aussagen verschickten Mitteilung fragte sie: „Was passiert mit der
18-Uhr-Demo?“ – und fast war man geneigt, eine gewisse Sehnsucht
herauszulesen.
Denn: „Wenn die Corona-Einschränkungen auch am Tag der Arbeit gelten, sind
wir verpflichtet, diese umzusetzen.“ Eine Deeskalationsstrategie wie in den
vergangenen Jahren sei bei der 18-Uhr-Demo „nur schwer umzusetzen“. Und was
das bedeute, sei klar. Der Krieg auf den Straßen – in Gedanken ist er schon
Wirklichkeit geworden.
Dabei ist die Annahme der GdP, dass ausgerechnet am 1. Mai [2][Ausnahmen
von den Corona-Beschränkungen] gelten würden, billig konstruiert. Und zwar
so: SPD, Linke und Grüne hätten ja in Bezug auf die Proteste
„unterschiedliche Ansichten – das ist klar“. Das Feindbild
polizeifeindlicher linker Parteien: Hier lebt es munter weiter. Und es ist
nicht der erste Ausfall dieser Art: Vor wenigen Wochen bezeichnete die GdP
die Schließung von Parks in der [3][Coronakrise als „alternativlos“] – w…
es offensichtlich nicht war.
## Ein großes gemeinschaftliches Ereignis
Wer die großen Einsätze mit vielen tausend Beamten in den vergangenen
Jahrzehnten am 1. Mai miterlebt hat, weiß, dass sie für viele Polizisten
durchaus auch ein geselliges Ereignis waren. Und solche gemeinschaftlichen
Erlebnisse, die fehlen ja vielen gerade in dieser Corona-Zeit.
17 Apr 2020
## LINKS
[1] /Einschraenkungen-wegen-Corona/!5679183
[2] /Demonstrieren-in-Corona-Zeiten/!5679267
[3] /GdP-will-wegen-Corona-Parks-schliessen/!5673452
## AUTOREN
Bert Schulz
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Polizei Berlin
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