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# taz.de -- Überlebenskünstler tot: Keine Angst vor Maden
> Der Menschenrechtsaktivist Rüdiger Nehberg ist gestorben. Mit
> Survival-Aktionen hat er gekämpft: Für die Yanomami und gegen
> Genitalverstümmelung.
Bild: Feuermachen ohne Streichholz: Rüdiger Nehberg gab Survival-Kurse im eige…
Hamburg taz | Dem Alter konnte auch er kein Schnippchen schlagen:
[1][Rüdiger Nehberg], Energiebündel, Überlebenskünstler,
Geschichtenerzähler und Menschenrechtsaktivist hatte noch für März Vorträge
geplant. Jetzt ist er im Alter von 84 Jahren verstorben, wie sein Verein
[2][Target] am Donnerstag mitteilte.
Target war das jüngste Projekt des Hamburger Konditors. Nachdem er sich 20
Jahre lang für die Yanomami-Indianer im brasilianischen Regenwald engagiert
hatte – mit Erfolg –, widmete er sich in den letzten 20 Jahren dem Kampf
gegen die [3][Genitalverstümmelung] von Frauen. Seinen größten Erfolg
erzielte er dabei 2006, als es ihm gelang, die höchsten Würdenträger des
Islam zu einer Fatwa zu veranlassen, die diese Praxis zum Verbrechen
erklärte.
Den [4][Yanomami] begegnete er 1981, als sich er nur mit einem
Überlebensgürtel bekleidet und Mundharmonika spielend durch den Dschungel
schlug. Dreimal hat er auf spektakuläre Weise den Atlantik überquert, um
auf die Bedrohung dieses Volks aufmerksam zu machen: einmal mit einem
Tretboot, einmal auf einem Bambusfloß und zuletzt 2000 auf einer 350 Jahre
alten Weißtanne. Er wollte die pompösen Feien zum 500sten Jahrestag der
„Entdeckung“ Brasiliens stören und auf die Verbrechen an den Indigenen
aufmerksam machen.
Nehberg hat Haarsträubendes erlebt und hatte das Talent, davon erzählen zu
können. 20 Mal ist er ausgeraubt worden; ein Freund und Reisebegleiter
wurde am Blauen Nil erschossen. Nehberg hat gehungert, Maden, Würmer und
Insekten gegessen – vorausgesetzt, sie waren ihm zumindest sympathisch.
## Viecher in Furunkeln
2003 hat er sich noch einmal im Regenwald aussetzen lassen – von einem
Hubschrauber mitten im Dschungel, ohne Kompass, Karten und Medikamente.
Sein Ziel war es, in vier Wochen wieder draußen zu sein. Er hat es
geschafft, auch wenn ihm am Ende Viecher aus seinen Furunkeln krochen und
bekennen musste, an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit gegangen zu sein.
„Ich bin ganz sicher: Mit 70 hätt' ich's nicht mehr geschafft“, sagte der
damals 68-Jährige.
Dass diese Trips nicht nur gefährlich, sondern anstrengend und auch
langweilig sein können, hat er nie geleugnet. Was ihn fasziniert hat, war
„die totale Freiheit“, die ihm seine Überlebenstechniken beschert haben,
dieses mit praktisch nichts auszukommen.
3 Apr 2020
## LINKS
[1] /Reisemessen-in-Berlin/!5574031
[2] https://www.target-nehberg.de/de
[3] /Weibliche-Genitalverstuemmelung/!5632582
[4] /Ausstellung-in-Frankfurt/M/!5383993
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Menschenrechte
Regenwald
Genitalverstümmelung
gesellschaft für bedrohte völker
Fotokunst
Genitalverstümmelung
Brasilien
Genitalverstümmelung
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