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# taz.de -- Poetischer Lagebericht aus Rom: Ich werde Ostereier färben |
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> Alltag im Krisengebiet. Unsere Autoren vor Ort berichten jedes Wochenende |
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> aus einem anderen Land. In Rom geht nur der Papst spazieren. |
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Bild: Die menschenleere Engelsbrücke in Rom. |
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Der Himmel ist blau, die Bäume schlagen aus. |
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Ein Bus fährt vorbei, leer. |
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Nachts ist es still. |
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Im Stadtzentrum geht nur noch der Papst spazieren. |
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Vor dem Balkon zwitschern deutsche Zugvögel, die es nicht mehr über die |
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Grenze geschafft haben. |
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Die Lieblingspizzeria ist geschlossen. |
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Der Hund ist glücklich. Endlich sind alle zu Hause. |
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Der Nachbar von unten trägt keine Maske. Unter Mussolini hätte es das nicht |
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gegeben, sagt er. |
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Die Nachbarn von oben lieben ihren Staubsauger. |
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Auf den Balkons singt niemand mehr Azzurro. Dort hängen jetzt |
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Nationalflaggen. |
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Ich habe zum ersten Mal seit 20 Jahren Musikkassetten abgestaubt. |
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Der Zeitungshändler hat noch auf. |
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Meine neapolitanische Freundin raucht auf der Straße. Alles geht vorbei, |
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sagt sie. |
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Es liegen immer mehr Hundehaufen auf dem Gehsteig. |
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Ich stehe eine Stunde lang Schlange vor dem Supermarkt. |
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Wir tragen Fahrradmasken, andere gibt es nicht. |
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Das Auto springt nicht mehr an. Ich lese einen griechischen Krimi. |
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Wir essen viel Pasta, aber morgen gibt es Kartoffelpuffer. |
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Die Marktfrau verkauft Pfingstrosen. |
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Wir sind ein großes Volk, sagt jemand im Fernsehen. |
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Die Bettler sind weg. |
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Man hört das Plätschern der Brunnen. |
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Die Kinder der rumänischen Nachbarn spielen Federball im |
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Gemeinschaftsgarten. Ihre Eltern arbeiten im Krankenhaus. |
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Die Weinvorräte schrumpfen. |
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Das Klimaanlagengeschäft ist geöffnet. Der Fischhändler hat zu. |
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Die Luft ist rein wie nie. |
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Ich denke, ich werde Ostereier färben. |
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5 Apr 2020 |
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## AUTOREN |
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Michaela Namuth |
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