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# taz.de -- Corona-Pandemie in Italien: Winzige Lockerungen
> Auf die strenge „Phase 1“ der Coronabekämpfung in Italien folgt die et…
> weniger strenge „Phase 1b“. Doch Normalität ist noch weit entfernt.
Bild: Noch leer: Rom am 25. April 2020
Rom taz | Ist das jetzt die „Phase 2“, in der Italien endlich den Lockdown
hinter sich lässt? Am Sonntagabend gab Ministerpräsident Giuseppe Conte
bekannt, wie es ab 4. Mai nach zwei Monaten Hausarrest weitergehen soll:
Mit einem nur sehr vorsichtig gelockerten Lockdown.
[1][Seit dem 11. März] sind so gut wie alle Läden in Italien zugesperrt,
die Bars und Restaurants geschlossen, die Italiener*innen dazu verdonnert,
zu Hause zu bleiben. Vor die Tür dürfen sie nur mit einer
Selbstbescheinigung für Einkäufe, Arzttermine oder um zur Arbeit zu
gelangen. [2][Am 25. März] folgte der Lockdown – einer der härtesten in
Europa – auch für alle Fabriken, die nicht Lebensnotwendiges herstellen.
Wer jetzt eine radikale Wende erhoffte, darf sich enttäuscht sehen. Ab
Montag geht es erst einmal nur für das produzierende ebenso wie fürs
Baugewerbe los, schon in der laufenden Woche dürfen jene Firmen die
Produktion wiederaufnehmen, die stark für den Export produzieren. Läden
dagegen müssen bis zum 18. Mai warten, und für Restaurants und Friseure ist
als frühestes Öffnungsdatum der 1. Juni anvisiert.
Es gelten strenge Abstands- und Hygienevorschriften am Arbeitsplatz. Auf
Bussen und Bahnen soll eine strenge Kontingentierung gelten. Busse, die
bisher bis zu 100 Passagiere transportierten, sollen fortan nur noch 20 an
Bord nehmen.
## Kontaktbeschränkungen bleiben gültig
Während so für die Wirtschaft tatsächlich eine „Phase 2“ eingeläutet wi…
ist für das soziale Leben gerade einmal eine „Phase 1b“ anvisiert. Die
Kontaktbeschränkungen bleiben gültig, jetzt wird bloß der Besuch bei engen
Verwandten erlaubt; größere Familientreffen bleiben ebenso untersagt wie
private Partys oder Abendessen mit Freunden.
Der Radius für Sport oder Spaziergänge wird erweitert: Man darf sich wieder
vom unmittelbaren Umfeld der eigenen Wohnung entfernen, während auch die
Parks wieder öffnen. Damit hat es sich auch schon – auch die Verpflichtung
zur Selbstauskunft bleibt.
Es bleibt auch das Verbot von Gottesdiensten außer von
Begräbnisfeierlichkeiten mit maximal 15 Teilnehmer:innen. Am Ende
protestierte die Katholische Kirche als einzige gesellschaftliche
Organisation gegen die Ausgestaltung der „Phase 2“, weil sie die
Religionsfreiheit einschränke.
Die große Vorsicht der Regierung hat den einfachen Grund, dass sie alles
tun will, um eine zweite Welle der Epidemie zu vermeiden, nachdem die erste
Welle Italien mit über 26.000 Toten und mit einem völlig überlasteten
Gesundheitssystem vor allem im Norden härter als alle anderen europäischen
Länder getroffen hatte.
## Furcht vor der „zweiten Welle“
Die Furcht vor der zweiten Welle speist sich auch daraus, dass der
mittlerweile sieben Wochen dauernde Lockdown entgegen den ursprünglichen
optimistischen Erwartungen die [3][Infektionszahlen] keineswegs Richtung
null gedrückt hat. Am Sonntag wurden 260 Tote vermeldet, erstmals seit dem
14. März fiel die Zahl der täglichen Opfer damit unter 300 – aber es sind
immer noch viele.
Zu hoch blieb mit 2.300 auch die Zahl der Neuinfektionen des Tages, und
weiterhin werden 2.000 Menschen in den Intensivstationen behandelt – ein
Erfolg gegenüber der vor drei Wochen erreichten Höchstzahl von 4.000, aber
auch ein immer noch sehr hoher Wert.
Deshalb ist die größte Sorge Contes jetzt, etwas falsch zu machen. Schon
kündigt die Regierung an, sie könne national oder regional die Lockerungen
sofort zurückdrehen, wenn die Epidemie wieder an Dynamik gewinnen sollte.
Der Popularität der Regierung schadet all dies nicht. Während Contes
Beliebtheit auf nunmehr 66 Prozent angestiegen ist, liegt auch die gesamte
Regierung bei einem Zustimmungswert von 58 Prozent.
27 Apr 2020
## LINKS
[1] /Rom-in-Zeiten-von-Corona/!5667476/
[2] /Kampf-gegen-das-Corona-Virus/!5670354/
[3] /Italien-als-Corona-Epizentrum-Europas/!5677804/
## AUTOREN
Michael Braun
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