# taz.de -- Springer-Chef Döpfner über Coronakrise: Land des Lächelns | |
> Mathias Döpfner meldet sich in der Krise zu Wort – ausgerechnet beim | |
> umstrittenen Blog „Achse des Guten“. | |
Bild: Corona sei Dank: Mathias Döpfner hat mehr Zeit | |
Jetzt ist es schon wieder passiert: Der Chef verkündet höchstpersönlich im | |
eigenen Blatt, wie er die Welt sieht und was nun passieren muss. Bevor wir | |
jetzt hier einem Missverständnis aufsitzen: Nein, es geht mal nicht um den | |
Berliner Verlag und die Friedrichs. | |
Es geht um Springers Welt und Mathias Döpfner. Der hat dank Corona auch | |
mehr Zeit und ein paar Sorgen mehr als sonst, die er [1][in gut 10.000 | |
Textzeichen gegossen hat]. „Ich fürchte, wir begehen demokratischen | |
Selbstmord aus Angst vor dem Sterben“, schreibt er allen Ernstes. Was nur | |
den Schluss zulässt, dass Springers Vorstandschef gerade ein Praktikum bei | |
Bild gemacht hat – mit einem Extrakurs „bedeutungsschwangeres Raunen“ bei | |
Franz Josef Wagner. | |
„Als der Chef des Robert-Koch-Instituts sagte, die massiven Einschränkungen | |
im Alltag könnten zwei Jahre dauern, habe ich das Vertrauen verloren (…). | |
Wer so etwas denkt, darf nicht der wichtigste Kompass der Regierung sein“, | |
schreibt Döpfner, und dass ihm dieses „fast unbeschränkte Macht zu | |
alternativlos“ scheint. Denn das sind doch alles „Experten ohne das Mandat | |
des Wählers“. | |
Genau das macht zwar das Expert*Innentum aus, aber das hat Döpfner wohl | |
gerade verdrängt. Entscheidungen treffen immer noch und gerade in | |
Deutschland gewählte Politiker*innen. Doch mit diesem Zweifel am System | |
spannt sich Döpfner selber vor den Karren derer, die diesem System den | |
Kampf angesagt haben. Wie [2][Henryk M. Broders „Achse des Guten“] zum | |
Beispiel. Warum der Springer-Chef seinen Beitrag jetzt ausgerechnet dort | |
für eine Zweitveröffentlichung freigegeben hat, fragt er sich hoffentlich | |
mittlerweile selbst. | |
## Großes Kino | |
Für alle, die keine Lust auf umgerechnet 333 taz-Zeilen Döpfner haben: | |
Natürlich kriegt er die Kurve und schreibt dann durchaus kluges Zeug. Gegen | |
die Forderung, die Medien müssten jetzt für Solidarität und Einheit sorgen, | |
setzt Döpfner zu Recht ein, „am Auftrag der Journalisten darf sich aber | |
auch in der Krise nichts ändern. Gerade dann nicht. Sie sollten weiter | |
zweifeln und hinterfragen. Es braucht jetzt nicht nur Solidarität und | |
Gemeinsinn, sondern auch Kritik. Und vor allem Vielfalt der Informationen | |
und Meinungen. Wir brauchen keine zentralstaatliche Propaganda, sondern | |
einen Wettbewerb kritischer Intelligenz.“ | |
Am Ende kommt dann wieder ganz großes Kino à la Franz Josef Wagner: Wenn | |
alles vorbei ist, sollen wir uns nämlich so begrüßen wie in Thailand. Also | |
die eigenen Hände aneinanderlegen. Leichte Verbeugung. Lächeln. | |
„Das Lächeln wünsche ich mir wirklich. Vor allem in Deutschland“, schreibt | |
Döpfner. „Es gibt kein Volk, das so wenig lacht wie die Deutschen. | |
Vielleicht hinterlässt Corona uns ein Lächeln. Wenn es vorbei ist. Ein | |
Lächeln der Dankbarkeit.“ Herzlichst, Ihr … | |
24 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus206754791/Corona-Krise-Ich-habe-… | |
[2] /taz-Mitgruender-verteidigt-AfD/!5585511 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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