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# taz.de -- Informationsfluss zu Corona-Epidemie: Tricks, Ohnmacht, Erregung
> In vielen Ländern zentralisieren Regierungen den Informationsfluss.
> Problematisch wird das, wenn man den Verantwortlichen nicht trauen kann.
Bild: 10. März 2020: Ein Tourist in Florenz
Dass sich Erregung oft schneller verbreitet als ein Erreger, ist ein alter
Hut. [1][Das zeigt auch Covid-19]. Das Durcheinander ist groß. Die
Leipziger Buchmesse wurde abgesagt, am gleichen Wochenende spielte der
örtliche Bundesligaclub seinen Rasenball allerdings noch vor gefüllten
Rängen. Damit ist jetzt voraussichtlich Schluss. Österreich hat am Dienstag
die Grenze zu Italien dicht gemacht und lässt nur Reisende mit ärztlicher
Bescheinigung passieren.
Corona ist Top News, auch wenn [2][US-Präsident Donald Trump anscheinend
mal wieder vergessen hat], wie das Virus genau heißt und bei einer
Pressekonferenz lieber vom „Virus, von dem alle sprechen“ sprach. Der
Vizepräsident war auch da und überhaupt standen neben Trump so viele
Offizielle rum wie sonst nur bei Kriegserklärungen. Die Botschaft: Wir tun
was.
In Deutschland fühlen sich viele Institutionen, Organisationen und Vereine
alleingelassen. Denn es wird in ihr Ermessen gestellt, was sie wann für
Maßnahmen ergreifen. In anderen Ländern zentralisieren Regierungen den
Informationsfluss. Großbritannien hat eine große Aufklärungskampagne
gestartet „Information campaign focuses on handwashing“, heißt es da. Und
da ist ja auch was dran, selbst wenn Händewaschen allein nicht verhindern
kann, dass Covid-19 einmal um den Erdball zieht.
Problematisch wird derlei [3][Informationsmanagement,] wenn man den
Verantwortlichen nicht trauen kann. Siehe die anfängliche
Informationspolitik in China, wo es seinen Anfang nahm. Nicht, dass wir da
über allen Zweifel erhaben wären. In den 1890er Jahren verschwieg Hamburg
über Wochen, dass eine Cholera-Epidemie grassierte. Der florierende Handel
und das gute Geschäft mit den Auswandernden sollte nicht in Schieflage
geraten. Sogar erkrankten Auswandernden wurde wider besseren Wissens
medizinische Unbedenklichkeit attestiert, so dass die Epidemie nach New
York exportiert wurde.
## Keine Tricksereien
Derlei Trickserei ist hierzulande aktuell nicht zu erwarten. In
Großbritannien trauen dagegen viele Premierminister Johnson zu, die
Öffentlichkeit auch in Sachen Coronavirus zu manipulieren. Ein Indiz gab
es vergangene Woche schon: Da sollte die tägliche Aktualisierung der
Fallzahlen auf nur noch wöchentliches Erscheinen umgestellt werden.
Massiver Protest ließ die Regierung aber zurückrudern.
Und die Medien? Sie bewähren sich als Erregungsbeschleuniger. Dabei stecken
sie allerdings in einer Klemme, für die sie selbst nichts können: Ja,
Corona ist für alle im Moment ein heißes Thema. Nicht berichten geht also
auch nicht. Man kann nur für Mäßigung plädieren.
Und so gilt leicht abgewandelt, was die olle Verkehrsregelsendung „Der
siebte Sinn“ schon in den 1970ern wusste: „Bitte, waschen Sie gründlich
Ihre Hände. Immer.“
10 Mar 2020
## LINKS
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[3] /Massnahmen-gegen-Coronavirus/!5669604
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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