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# taz.de -- Gerüchte um Putsch in Brasilien: Kein Staatsstreich gegen Bolsonaro
> Warum die Meldung über einen angeblichen Putsch gegen Jair Bolsonaro
> falsch ist – und Brasiliens Präsident trotzdem zusehends an Macht
> verliert.
Bild: Weiter im Amt, aber seine Macht schwindet: Brasiliens Präsident Jair Bol…
São Paulo taz | Die [1][Meldung] machte schnell die Runde: Brasiliens
Militär habe Präsident Jair Bolsonaro entmachtet, Präsidialamtsminister
Walter Braga Netto, ein General, sei neuer „geschäftsführender Präsident�…
Mehrere Onlinemedien bezogen sich auf den renommierten argentinischen
Investigativjournalisten [2][Horácio Verbitsky], der in einem Radioprogramm
über ein entsprechendes Telefonat zwischen argentinischen und
brasilianischen Militärs berichtete.
Seriöse brasilianische Medien brachten die Meldung allerdings nicht, denn:
Sie ist ziemlich sicher falsch und aus dem Zusammenhang gerissen. Verbitsky
äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht, doch es ist davon auszugehen,
dass es sich bei seinen Aussagen einfach um eine Analyse handelte, die dann
als Nachricht wiedergegeben wurde.
Sicher ist, dass Teile des Militärs mit Bolsonaro unzufrieden sind. Auch
brasilianische Medien berichten, dass Präsidialamtsminister Netto immer
größere Verantwortung bei der Bekämpfung der Coronakrise übernimmt.
## Immer mehr Gouverneure verweigern die Loyalität
Mit einem Militärputsch hat das nichts zu tun, aber wahr ist: Präsident
Bolsonaro ist durch seinen [3][Umgang mit der Coronakrise] zunehmend
isoliert. Lange Zeit hatte der Rechtsradikale das Virus als „kleine Grippe“
heruntergespielt und eine Wiedereröffnung von Handel und Schulen gefordert
– obwohl Expert*innen mit einer Katastrophe für das größte Land
Lateinamerikas rechnen.
In seiner letzten Ansprache hatte sich Bolsonaro zwar gemäßigt und Corona
als „größte Herausforderung unserer Generation“ bezeichnet, doch nur einen
Tag später erklärte er in einem Radiointerview, dass er per Dekret eine
Rückkehr zur Normalität anordnen könne, und attackierte Gesundheitsminister
Luiz Henrique Mandetta.
Dieser hatte einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems für Ende April
vorausgesagt und verteidigt harte Isolationsmaßnahmen. Viele Minister,
Abgeordnete und Richter des obersten Gerichtshofs haben sich offen auf die
Seite Mandettas gestellt und damit die Gräben vertieft. Ein Rauswurf
Mandettas durch den Präsidenten hätte kaum überrascht – doch das kann sich
der angeschlagene Präsident derzeit kaum leisten. Laut Umfragen stufen 76
Prozent der Brasilianer*innen die Arbeit Mandettas als gut ein, nur 33
Prozent tun das bei Bolsonaro. Umfragen zeigen allerdings auch, dass eine
Mehrheit der Brasilianer*innen gegen den Rücktritt Bolsonaros ist.
Er wird weiter regieren, aber mit immer weniger Hausmacht. Die meisten
Landesregierungen gehen auf Distanz und ignorieren schlicht Anweisungen aus
Brasília. Der Gouverneur von São Paulo, João Doria, ehemaliger Unterstützer
Bolsonaros, rief die Bewohner*innen seines Bundesstaates dazu auf, den
Worten des Präsidenten nicht zu folgen.
Wilson Witzel, Gouveneur von Rio de Janeiro und ebenfalls ehemaliger
Verbündeter, ging noch weiter und erklärte: Bolsonaro könnte für seinen
Kurs vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Verbrechen gegen die
Menschlichkeit angeklagt werden.
5 Apr 2020
## LINKS
[1] https://www.plenglish.com/index.php?o=rn&id=54219&SEO=brazilian-med…
[2] /Publizist-ueber-Realpolitik-in-Suedamerika/!5147965
[3] /Corona-in-Bolsonaros-Brasilien/!5674157
## AUTOREN
Niklas Franzen
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